Sonntag, 27. Juni 2010

Koryphäe

Er macht es gerne postmodern,
auch meist mit Konzeption,
er leuchtet wie der Morgenstern
und redet polyphon.

Er kennt sich aus in der Struktur,
kennt jeglichen Jargon,
er findet jede Rezeptur
mit oder ohne Konstruktion.

Für alles hat er ein Modul,
zumindest ein kleines Schema.
Er spricht rasant, unsagbar cool,

bis hin zum letzten Trema,
mal sehr gescheit, mal somnambul,
intermedial, auch ohne Thema.

aus: SEX IN BAYREUTH
(Feine Verse / soeben erschienen)

Donnerstag, 24. Juni 2010

Der Tod

Wir alle sind dem Tod geweiht,
der Tod steht immer schon bereit.
Schon in der ersten Stunde
schlägt er seine erste Wunde.

Dann bleibt er stets an unsrer Seite...
Es nutzt dir nichts: suchst du das Weite.
Denn auch im fernen Katmandu
kommt schon der Tod ganz leise auf dich zu.

Er ist dein bester Kamerad,
von morgens früh bis abends spat...

Mittwoch, 23. Juni 2010

Parsifal mit Schweinehaxe

Winterabend, roter Wein
Und dazu ein Schweinebein:
Knusprig ist das feine Fett,
Klöße dazu wären nett.

So nett wär’ auch noch Sauerkraut
Gut durchgekocht, wie vorgekaut.
Der Rotwein passt dazu nicht ganz,
eher ein Bier von dunkler Eleganz.

Wer will, hört dazu Parsifal.
Das wäre phänomenomal.
Doch letztlich ist es ganz egal,

ob dazu Wagner wird erklingen
oder ob wir selber singen:
Die Schweinehaxe wird es bringen.


aus: SEX IN BAYREUTH
(Feine Verse / soeben erschienen)

Montag, 14. Juni 2010

Ramsenthalers Träume

KULTUR

Manchmal träumt er von Kultur...
Doch er fragt: Was ist das nur?
Schweinehaxen, Wagnerlieder?
Schöne Frauen, nur im Mieder?
Kultur: am Ende Politik?
Oder harte Rockmusik?
Gibts Kultur in der Provinz?
Braucht man dafür einen Prinz'?
Ach Kultur: Was soll das bringen?
Dieses Dichten, Tröten, Singen?

Und dann ruft er ohne Säumen:
Ich will jetzt von was Andrem träumen!

Sonntag, 13. Juni 2010

Tristan zu Isolde:

Schrei doch nicht so,
wenn ich dich beiße,
und weine nicht,
wenn ich dich schlag.
Und wenn ich dir
den Kopf abreiße,
heißt das doch nur
dass ich dich mag


aus: SEX IN BAYREUTH
(Feine Verse / soeben erschienen)

Mittwoch, 9. Juni 2010

Bologna

Wenn sich die Kulturminister
irgendwo zusammen setzen,
herrschen bald in ganz Europa
Schrecken und Entsetzen.

Wenn sie in Bologna tagen
kommt's, man muss es lauthals sagen,
zu sonderbar abstrusen Sachen.
Ziel ist: Alle dumm zu machen!

Das alles gibts mit strengen Regeln,
viel strenger sind sie als beim Kegeln.
Noch ein paar Lügen mit kurzen Beinen,
egal, was andere dazu meinen.

Wär's nicht zum Weinen,
müsste man lachen.

Samstag, 5. Juni 2010

Ramsenthalers Träume

Der Mantel

In einem Mantel ohne Saum
hüllt er sich in einem Traum.
Der Mantel ist aus blauem Tuch,
ganz lange ist er, ein Geruch
von Bratensaft geht von ihm aus.
Die Hunde halten das nicht aus,
sie beißen in den Mantel rein,
sie beißen auch in seine Bein'.
Ein Schneider ruft: Zieh ihn doch aus!
Er tut es und der Traum ist aus.

Freitag, 4. Juni 2010

Grundlos

Grundlos kann man vieles machen
grundlos ist des Lebens Sinn
grundlos kann man drüber lachen
grundlos macht das einen Sinn

Mittwoch, 2. Juni 2010

Ramsenthalers Träume

SCHLANGEN

Schlangen schlecken an ihm rum,
wollen ihn verführen.
Tief im Traum dreht er sich um,
öffnet viele Türen,
kommt dann in ein Affenhaus,
doch auch dort nur Schlangen...
Ihn erfüllt ein Bangen.
Doch dann ist der Traum schon aus.