Samstag, 27. August 2011

Aus den geheimen Notizheften des Herrn Ramsenthaler

UNIVERSITÄT
Die Alma mater verkommt zu einer Einrichtung für Kurzzeitstudien, die europaweit eingeführt werden. Es ergibt sich von selbst, dass dabei keine profunden Kenntnisse mehr vermittelt werden. Die Bürokratie allerdings, die erreicht Höchstleistungen.

VERGREISUNG
Die Vergreisung der Gesellschaft greift immer mehr um sich. Doch während man früher Alter mit Weisheit gleichgesetzt hat, fallen einem heute dabei nur Begriffe wie Demenz und Senilität ein – bisweilen schon bei Menschen ab dreißig.

WICHTIGTUER
Heutzutage sind es nicht Charakter, Bildung und Taktgefühl, die einen Menschen zum Erfolg verhelfen. Nur als Wichtigtuer mit gehörigem Ellenbogeneinsatz kommt man an die Spitze oder zumindest zu dem Glauben, etwas Besonderes zu sein. Jeder Kellner beziehungsweise diejenigen in ihrem langen Schürzen, die als Aushilfskräfte glauben, diese Bezeichnung tragen zu dürfen, lassen ihre Gäste spüren, wie wichtig sie sind. Ähnliches gilt für Beamte, Hausmeister, Journalisten, Künstler, Oberlehrer, Professoren und Wachtmeister aller Art.

ZEITUNGEN.
Mal abgesehen von einigen wenigen überregionalen Blättern, und die tendieren auch zum Trivialjournalismus, ist die Verblödung der regionalen Zeitungen schon weit voran geschritten. Als Aufmacher findet man da schon mal auf der ersten Seite die Schlagzeile „Bayreuth sucht den Wonneproppen“ (gemeint ist das niedlichste Baby). Und der Lokalteil beginnt mit der Sorge, ob denn die Glühweinverkäufer auf dem Weihnachtsmarkt noch auf ihre Kosten kommen.


Freitag, 26. August 2011

Aus den geheimen Notizheften des Herrn Ramsenthaler

Aus: Die Verblödung des Abendlands


PHILOSOPHIE
Es gibt sie noch, die Philosophen. Verbeamtete Denker, die für andere verbeamtete Denker denken. Ansonsten versucht man mit Büchern wie „Philosophie für die Westentasche“, mit neuen Studiengängen wie „Philosophy and economics“ den Anschein zu erwecken, Philosophie könnte noch eine gewisse Rolle spielen.

PLAYSTATION
Demnächst wird jeder seine individuelle Playstation haben, um von dort aus seine rudimentären kulturellen Bedürfnisse zu befriedigen.

POLITIKER
Was Kultur anbelangt, so bewegen sich unsere Politiker bestenfalls im Mainstream. Über das Neujahrskonzert der Philharmoniker kommen die meisten nicht hinaus. Ich bezweifle, ob viele von Ihnen in der letzten Zeit noch ein Buch gelesen haben. Gleichwohl sind sie in der Lage, mit Kultur zu protzen, wenn es sich wahlkampftechnisch einsetzen lässt.

RELIGION
Die Religion ist zu einem Freizeitvergnügen geworden. Tausende pilgern irgendwohin, nur um dem Papst zuzujubeln oder um den toten Papst mit dem Fotohandy aufzunehmen. Dabei profitieren vor allem die Vertreiber von Ausleihclos, der Benedixis.

SHOW
Mit Fernsehshows wie „Wetten dass“ und ähnlichen Intelligenz-Highlights wir der größte Teil der Bevölkerung an höhere Werte und Kulturinhalte herangeführt. Die Einschaltquoten sollen hoch sein. Noch größer sind sie bei Sendungen, die weit, weit unter diesem Niveau liegen.

SPORT
Wenn man sieht wie viele Seiten in den Zeitungen, wie viel Sendezeit heutzutage der Sport bekommt, kann wirklich nur noch von der Verblödung des Abendlandes sprechen.


THERAPIEN
Als Oswald Spengler an seinem Untergang des Abendlandes schrieb, entstand der Glaube, dem Menschen könne durch Therapien geholfen werden, er könne sogar zu einem anderen, besseren Menschen werden. Psychotherapien waren es zuerst, dann kamen nach und nach Therapien aller Art hinzu, von der Aryuveda- bis zur Zaubertherapie. Wer’s glaubt wird selig, zeichnet sich aber nicht durch allzu große Intelligenz aus.


TOURISMUS
Die Zeit der Bildungsreisen ist längst vorbei, zumindest für 95 % der Bevölkerung. Sie wollen für zwei oder drei Wochen tagsüber in der prallen Sonne liegen und nachts in den örtlichen Diskotheken die Sau rauslassen. Animateure lassen sie tanzen und andere Späße treiben. Sex dabei wird gern in Kauf genommen.



Aus den geheimen Notizheften des Herrn Ramsenthaler

Wie ich bin

Wunderlich und wundersam
gründlich und gelassen
liebevoll und abgefahrn
letztlich nicht zu fassen

aufgetakelt und verrückt
wesentlich verlassen
überzuckert und entzückt
und ein Feind der Massen

wie auch immer
sowieso
ausgesprochen klug

meistens bin ich
traurig froh
kriege nie genug


Donnerstag, 25. August 2011

Jean Paul

Wer nicht den Mut hat, auf seine eigene Art närrisch zu sein, hat ihn schwerlich, auf seine eigene klug zu sein.


Diesen Satz von Jean Paul hat Ramsenthaler zu seinem Lebensmotto gemacht.

Mittwoch, 24. August 2011

Ramsenthalers rätselhafte Ratschläge

Verkrampft, verklemmt und arbeitsam:
So solltest du nicht sein.
Da fahr doch lieber mit der Tram
tief in das Sonnenlicht hinein.

Da trink doch lieber ein paar Flaschen
vom roten oder weißen Wein,
da füll doch lieber deine Taschen
mit rätselhaften Zaubereien.

Natürlich sagt der Oberlehrer:
Damit macht du’s dir doch nur schwerer,
das ist doch dumm und aussichtslos!

Dann lächle nur und sage cool:
Bleib du in deiner Schul’!
Dein Fall ist völlig hoffnungslos.




Sonntag, 21. August 2011

Aus den geheimen Notizheften des Herrn Ramsenthaler

WAGNERS NACHTLIED

In allen Wagnern ist Ruh
über allen Wagnern spürest du
kaum einen Hauch
Die Wagner wagnern im Walde
Wagner nur balde
wagnerst auch du

Samstag, 20. August 2011

Ramsenthalers rätselhafte Ratschläge

Lass es öfter einmal krachen,
lass alle Fünfe grade sein!
Ist dir zum Weinen, musst du lachen,
dann trink 'ne gute Flasche Wein.
Vielleicht zu einem Schweinebein
oder zu andren leckren Sachen...
Genau so musst du's öfter machen.

Dienstag, 16. August 2011

Das Leben

Das Leben ist wie eine Sphinx.
Allerdings, allerdings!
So voll von vielen Rätseln
und manchmal auch von Brezeln.

So voll von krummen Dingen
und seltenem Gelingen.
So voll von Randgestalten
und ausrangierten Alten.

So voll von dunklen Seiten,
die einem Angst bereiten.
So voll von vielen Fragen

und rätselhaften Sagen.
Man fragt sich stets von früh bis spat,
doch keiner eine Antwort hat.

Montag, 15. August 2011

Aus den geheimen Notizheften des Herrn Ramsenthaler

Irgendwo im Raum der Zeit
lauert schon die Ewigkeit
wird dich krallen wird dich packen
wird dir alle Knochen knacken

bis zu ganz verschwunden bist
bis nichts mehr von der übrig ist
Sie wird dich ganz und gar zerlegen
die Krümel dann beiseite fegen

Dann bist du ein Teil der Zeit
ein Element der Ewigkeit

Samstag, 13. August 2011

Aus den geheimen Notizheften des Herrn Ramsenthaler

PROBLEMGEDICHT

Probleme gibt es stets zuhauf:
beim Auto- und beim Häuserkauf,
beim Wandern und beim Singen,
beim Turnen und beim Ringen.

Probleme gibt es bei der Bahn
und bei so manchem Weisheitszahn,
bei Studiengängen, Prüfungen,
bei sexuellen Zuckungen.

Probleme gibt es auch beim Pissen,
denn wie die letzten Deppen wissen:
Im Leben, im Leben
geht mancher Schuss daneben.

Auch das ist ein Problemgedicht...
Ich glaub, ich bin nicht mehr ganz dicht.



Variante:

Probleme gibt es auch beim Pissen,
beim Schießen und beim Fahnen Hissen.
Probleme gibt es jeden Tag,
ganz gleich ob man das wirklich mag.

Auch das ist ein Problemgedicht...
Ich glaub, ich bin nicht mehr ganz dicht.

Mittwoch, 10. August 2011

Ramsenthalers rätselhafte Ratschläge

Sei doch nicht immer so seriös,
gesittet und gesammelt.
Das Leben wird erst melodiös,
wenn man es vergammelt.

Montag, 8. August 2011

Aus den geheimen Notizheften des Herrn Ramsenthaler

Bärenschmaus

Die Zeit der Eier ist vorbei,
die Nudeln sind verschwunden.
Es gibt noch nicht mal Hirsebrei:
Kein Mensch hat ihn gefunden.

Das Wurstebrot: für immer aus!
Die Braten sind gestrichen!
Das Leben einst in Saus und Braus
ist ganz und gar gewichen.

Wo ist der gute Bohnenschmaus?
Und wo die süßen Kuchen?
Das alles und noch vieles mehr
muss man vergeblich suchen.

Gefressen hat’s ein dicker Bär.
Der liegt nun rum und kann nicht mehr.

Aus den geheimen Notizheften des Herrn Ramsenthaler

Gedanken zwischendurch

Was wir zu sagen haben, hat nichts zu sagen.

Alle Wissenschaften forschen in Richtung Zukunft, alle außer den Geisteswissenschaften.

Ich verstehe die Welt nicht, am wenigsten mich selber.

Halbgebildet, wie ich bin, bilde ich mir dennoch ein, halbwegs wenigstens das Bild eines Gebildeten abzugeben.

Das Denken habe ich nie gelernt. Und dennoch denke ich, ich denke.

Es gibt Menschen, die können gleichzeitig sich selber auf die Schulter klopfen und sich dabei in den Arsch treten.

Ob hart, ob weich: das merkst du gleich.

Wo ist der Weg, der in die Wälder führt,
wo man noch die wilden Winde spürt?

Kotsorten: restringierter und elaborierter Kot.

Ich träume, dass ich mich vergesse,
und dann ein kleines Schnitzel esse.
Doch will es mir nicht schmecken
und ich versuch’s mit Schnecken.

Samstag, 6. August 2011

Aus den geheimen Notizheften des Herrn Ramsenthaler

Vor dieser Mauer
Vor dieser Mauer aus Ziegelsteinen Trauer im Kopf Sinnlosigkeit kein Lüftchen rührt sich Schwüle unter einem grauen Himmel auf dem Tisch liegen eine gelbe Uhr ein Telefon ein Kaffeelöffel ein Bleistift ein Buch einen Zusammenhang gibt es nicht nur der Zufall herrscht auf dieser rostigen Platte die zum Kunstwerk erklärt werden könnte ohne wenn und aber wie auch immer ich könnte ein wenig in der Mülltonne wühlen den Pflanzen die Blätter abschneiden und einen Tee daraus machen machen was auch immer Zeilen zu Papier bringen den Kopf hinhalten in den Sand stecken und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen da wäre auch noch die Biotonne kein Bioadapter aber immerhin mit Leckereien gefüllt Geschmacksache die Hitze strahlt von den Mauern zurück die Pflaumen am Baum im Nachbarhof scheinen alle verdörrt zu sein nicht weit von hier gibt es Ansätze eines mondänen Lebens wo ich aber verschwitzt wie ich bin nichts zu suchen habe es gäbe auch nichts zu finden nur blasierte Gesichter und Düfte von Deodorant bei denen einem übel werden kann noch gibt es Fische im nahen Fluss wer weiß wie lange noch...

Freitag, 5. August 2011

Aus den geheimen Notizheften des Herrn Ramsenthaler

Fast alles über Eulen

Klug ist die Eule in der Tat,
ein jeder fragt sie gern um Rat.

Gern sitzt die Eule auch auf Bäumen,
nur um so vor sich hin zu träumen.

Gern trinkt die Eule auch ein Bierchen,
so wie auch manche andre Tierchen.

Voll Bücher ist der Eule Klause,
sie liest darin, lang ohne Pause.



Schweinkram

Heute beschäftigen wir uns mit Schweinkram. Ja, Sie haben richtig gehört: Schweinkram. Das ist etwas ungemein Hässliches: Pfui! Aber wir lassen uns nicht davon abbringen. Lieder ist dies alles so hässlich und unanständig, dass wir nichts ins Detail gehen können. Ins Detail kann man sowieso nicht gehen. Man geht ins Theater oder ins Kino, vielleicht auch ins Maxim, aber doch nicht ins Detail. Aber das soll uns nicht weiter beschäftigen. Aber Schweinkram, jawoll! Das ist es, womit wir uns beschäftigen wollen, den lieben langen Tag!



Hinweis

„Tragen Sie es mit Fassung! Morgen sieht alles anders aus“, sagte der Wärter zum Gefangenen, als er ihn zur Guillotine führte.

Mittwoch, 3. August 2011

Ramsenthalers rätselhafte Ratschläge

Geh gelassen auf die Tour!
Folge immer deiner Spur!
Lass dem Leben seinen Lauf!
Alles andre nimm in Kauf!
Sei mit allem stets zufrieden!
Am Ende kommt der ewige Frieden.