Sonntag, 31. Juli 2011

aus den geheimen Notizheften des Herrn Ramsenthaler

Kleine Geheimnisse

Was ich empfinde wenn ich empfinde
geht keinen was an
Nur bisweilen verrate ich
kleine Geheimnisse


Dieser blasse kalte Himmel
mit den roten Schlieren
der untergegangenen Sonne
dringt nach und nach in mein Hirn


Fliegen
schön und gut
Aber wohin und wozu?
Nur um einmal
oben zu sein


Zwischen Traum und Wachen
höre ich die Vögel
vor dem Fenster schreien
sie nisten sich
in meinem Schädel ein

Freitag, 29. Juli 2011

rara = Ramsenthalers Ratschläge

Schneid dir selbst die Galle raus,
Blinddarm und Gekröse.
Und schon ist die ganze Welt
nicht mehr allzu böse.
Sei Prometheus! Sing zur Leier!
Aber alles ohne Geier!

Donnerstag, 28. Juli 2011

Das Leben ist so nett 26

Ab macht man alles mit sich selber.
Vielleicht wird man ein wenig gelber,
doch bleibt im Leben man autark,
und alles andre ist nur Quark.

Quark sind die Reden der Gescheiten,
der geistig und moralisch Breiten,
die Predigten der Amtsinhaber...
Ja, Quark ist all dies Schöngelaber.

Sieh endlich ein:
Du bist allein.
Und frage nicht nach Schuld.

Nimm dir von allem, was du nötig hast,
fall möglich Wenigen zur Last
und übe dich in der Geduld.

Dienstag, 26. Juli 2011

Aus den geheimen Notizheften des Herrn Ramsenthaler

Die Leere

In memoriam G. B.

Die Leere lauert überall,
du kannst ihr nicht entgehen.
Selbst oben dort im Weltenall
wirst du die Leere sehen.

Die Leere lauert in der Stadt,
in Schenken, Kneipen und Lokalen,
und auch der Landmann Leere hat
in seinen Feuerwehrpokalen.

Die Leere ist dir zugetan,
und selbst auf einem Ausflugskahn
fällt dich die Leere an.

Die Leere ist ein Luder,
wie feiner weißer Puder
klebt sie an allem dran.

Montag, 25. Juli 2011

liszt

Ramsenthaler hat Liszt verehrt und ihm zu Ehren einige Vierzeiler geschrieben. Zum Beispiel

An einer weißen Wand
hat Herr Liszt sehr oft entspannt.
Er lehnte da, ganz in Gedanken,
sehr locker, leicht, ohne zu wanken.




War Liszt unpässlich oder krank,
lag er in einem alten Schrank.
Da lag er dann (das ist ein Ding!),
bis es ihm wieder besser ging.

Sonntag, 24. Juli 2011

Aus den geheimen Notizheften des Herrn Ramsenthaler

IN DEUTSCHEN MUSEEN

Im bayerischen Käsemuseum

Käse aus Bayern hat einen herzhaft holzigen Geschmack. Darin ähnelt er den Bewohnern dieses Landes, zu denen heute auch die Franken und Schwaben gehören. Das hier ausgestellte Stück Käse stammt aus der ältesten Käserei der Welt in Oberkäslach und hat in dieser Form schon einige Jahrhunderte überdauert. So ein Käse!



Im teutschen Fahnenmuseum

Das ist die Fahne, mit der der große Philosoph und Hermeneutiker Rupprecht S. Ramsenthaler immer abgewinkt hat. Im Abwinken sah er eine wesentliche Tätigkeit des Philosophen. Dafür hat er sich eigens diese Fahne anfertigen lassen. Als er nach dem tieferen Sinn befragt wurde, hat er abgewinkt....

Samstag, 23. Juli 2011

Aus den geheimen Notizheften der Herrn Ramsenthaler

Die Kuttenkatze
Normalerweise tragen Katzen keine Kutten, sondern ihr wie auch immer geartetes Fell. Trotzdem gab es einmal eine Katze, die war nicht wie alle anderen Katzen: sie trug über ihrem Fell eine karmesinrote Kutte. Also eine Kutte war schon eigenartig genug. Und dann auch noch rot! Und dann auch noch karmesin! Und so kam sie denn auch bald in ein Heim für verrückte Katzen, wo sie jämmerlich zugrunde ging.


Ein blauer Ton

Der Tag vergeht, die Nacht beginnt.
Ich merke, wie die Zeit verrinnt,
und fühle mich so sonderbar
in dieser Menschenmasse.

Ich fühle mich so eingeräumt,
so leer, verlassen, ausgeträumt,
so wie im Küchenschrank
die Kaffeetasse.

Und wenn am nächsten Morgen dann
auf meinem Dach
der Regen monoton...

weiß ich, dass nichts geschehen kann.
Ich bleibe still in meinem Fach
und denk’ an einen blauen Ton.

Freitag, 22. Juli 2011

rara = Ramsenthalers Ratschläge

Spiele nicht mit deinem Leben!
Denn es wird kein weitres geben.
Spielen darfst du, sei nicht dumm:
Spiel doch einfach an dir rum!

Donnerstag, 21. Juli 2011

luftschlösser. Aus den Notizheften des Herrn Ramsenthaler

Das Ungemach

In einem Koffer auf dem Schrank
lag ein Ganove, der war krank.
Ihr fragt: Kann das denn sein?
Ja, denn er war winzig klein.

Doch davon wollt’ ich nicht erzählen,
sondern von großen, weiten Sälen,
wo Fackeln düster brannten
und Menschen durcheinander rannten.

Da trat aus diesem Schrank, von dem ich anfangs sprach,
ein riesengroßes Ungemach.
Das packte mich und würgte mich,
es war gar schlimm und fürchterlich...

So geht es einem, der vermengt,
was nicht einmal zusammen hängt.

Mittwoch, 20. Juli 2011

Luftschlösser. Aus den Notizheften des Herrn Ramsenthaler

Käseblatt

In unserm Heimat-Käseblatt
liest man so viele Sachen.
Es ist zum Weinen oder Schreien
und vieles ist zum Lachen.

Dass wieder der Gesangsverein
sich trifft zum Jubilieren.
Der Stadtrat streitet, das muss sein.
Die Künstler müssen frieren.

So vieles steht da drin,
mal mit, mal ohne Sinn:
von Armut und Geschäft,

von klugen Leuten und Idioten,
von Lebenden und Toten,
vom Kritiker, der kläfft.

Dienstag, 19. Juli 2011

Luftschlösser. Aus den Notizheften des Herrn Ramsenthaler

Grauschiefer
Es war das verlassene Schieferbergwerk, das ich schon als Kind kennen gelernt hatte. Halden von grauen Schieferplatten füllten das Tal und der kleine Bach kam sich überflüssig vor. Es war heiß. Doch ich fühlte mich gut, als ich über das graue Gestein kletterte. Auf einmal überflutete mich ein Glücksgefühl, das wohl nur wenige Augenblicke dauerte, mir aber das Gefühl vermittelte, in der Ewigkeit zu sein.



Neue Sprichwörter

Wer anderen zu viel Haare krümmt, ist selbst bald kahl.

Mach es wie die Eieruhr, zähl die guten Eier nur.

Der Schnaps im Haus erspart den Medizinmann.

Wo ein Weg ist, sind auch die Wegelagerer.

Der frühe Vogel ist früher müde.



Märchen vom Nichts
Es war einmal ein Mann, der sagte: Wie wir wissen, gibt es im Grunde nichts. Auch wenn er dies sagte, muss man sich diesen Satz als nie gesagt vorstellen. Und da er nie geboren wurde, lebt er auch heute nicht. Er wiederholt nur immer diesen nie gesagten Satz.

Sonntag, 17. Juli 2011

Luftschlösser. Aus den Notizheften des Herrn Ramsenthaler

In vino veritas
sagte der alte Chinese und lächelte geheimnisvoll. Dabei trank er gar keinen Wein, sondern Kakao. Aber er wusste nicht, was Kakao auf Lateinisch heißt.


Dort an der Bucht
zeichnet der Wind
Rätsel ins Meer
Ein einsamer Vogel
versucht vergebens
eine Lösung zu finden
Doch ich weiß nicht genau
Vielleicht hat er schon längst
das Rätsel gelöst



An zwei Dingen muss man Gefallen finden: an der Einsamkeit und an Tätigkeiten, für die man keinen Andern braucht.


Das einfache Leben ist doch ein Luxus, sagte sie und steckte sich eine Dunhill an. Das einfache Leben ist doch ein Luxus, sagte er und steckte sich ein Messer ins Herz.


Der Größenwahnsinn kann höchst unterschiedliche Wege gehen.

Samstag, 16. Juli 2011

Luftschlösser. Aus den Notizheften des Herrn Ramsenthaler

Memento mori

Derweil ich mich am Weine labe,
kommt die gemeine Küchenschabe
und sagt: Dereinst in deinem Grabe
ist es vorbei mit dem Gehabe.

Dort gibt es weder Wein noch Weiber,
denn dort verwesen alle Leiber
und sind der Würmer Fraß,
und das macht keinen Spaß.

So spricht das ekelhafte Biest,
was mir den ganzen Tag vermiest.
Die Welt erscheint mir jetzt noch kälter
und ich mir selbst noch viel älter.

Ich weiß nicht, ob ich diesen Tag
wirklich noch überleben mag.
Ich wird’ mir eine Grube graben...
Nieder mit den Küchenschaben!

Variante:
Ich werde eine Grube graben
und alle Schaben drin begraben

Freitag, 15. Juli 2011

Luftschlösser. Aus den Notizheften des Herrn Ramsenthaler

Backsteine: Hinter Backsteinen haust nicht nur das Elend, auch Musik erklingt und die Miezen tanzen manchmal auf dem Tisch.


Complainte: Denk ich an meine Komplexe, wird’s kompliziert. Wann kommt endlich der finale Komplott, um dieser Connerie ein Ende zu machen?


Stillstand: man müsste so lange an einer Stelle stehen und nichts tun, bis die Zeit stille steht.


Erschöpfung: Die erste Frühlingssonne ist nicht immer die Quelle neu erwachender Lebensfreude, bisweilen zeigt sie einem erst, wie erschöpft man ist.


Fenster: Gegenüber die Fenster sind dunkel, außer dem alten Mann, der nächstelang an seiner Eisenbahn bastelt, und der nicht mehr so jungen Dame mit ihren welken, gleichwohl charmanten Reizen.


Held: Gern läse ich ein Buch, in dem ich mich selbst als Held wieder fände, als Held, der manches zu erleiden hat, dann aber doch glücklich endet.


Man muss sich ein Netz aus großen und kleinen Sinngebungen knüpfen, um nicht ständig daran zu denken, wie sinnlos das Leben doch ist und so nichts ins Bodenlose zu stürzen.

Donnerstag, 14. Juli 2011

Luftschlösser. Aus den Notizheften des Herrn Ramsenthaler

Wie viele Luftschlösser werde ich mir noch ausdenken?

Fragen, viele Fragen, die nicht zu beantworten sind. Vieles ist fraglich, fragwürdig und fraglos unklar. Ich glaube, keiner von uns kann ein in sich geschlossenes, eindeutiges Bild von seinem bisherigen Leben geben. Fragmente vielleicht. Bruchstücke, die erst viel später interpretiert werden können.


Heute eine Wanderung übers Land. Es wäre schön, in einem dieser Dörfer ein kleines Haus zu besitzen oder zu mieten, sich dort nach und nach an die Einsamkeit zu gewöhnen.

Heute leicht gehandikapt: Kopf- und Zahnschmerzen.


Du sagst ein Wort
dann nimmst du’s fort
und wo das Wort einst war
ist es nun still und klar

Mittwoch, 13. Juli 2011

Luftschlösser. Aus den Notizheften des Herrn Ramsenthaler

7 Punkte zum Luftschloss

1. Alles kann zum Luftschloss werden.
2. Jedes Schloss ist ein potentielles Luftschloss.
3. Luftschlösser sind notwendig.
4. Luftschlösser können gefährlich sein.
5. Ohne Phantasie gibt es keine Luftschlösser
6. Alle Menschen haben Luftschlösser.
7. Jedes Luftschloss ist (nicht) vorhanden.

Dienstag, 12. Juli 2011

RaRA = Ramsenthalers Ratschläge

Kommst du mal nicht auf den Trichter,
kommst du mal nicht ganz zu Rand:
Schneide nur ein paar Gesichter
und schon siehst du neues Land.
Schneide sie aus grauer Pappe
und schon halten all’ die Klappe.

Freitag, 8. Juli 2011

Ramsenthalers Lebensweisheiten

Übe dich im Verzicht. Es ist angenehmer auf etwas zu verzichten, als es von anderen vorenthalten zu bekommen.

Auch die Vollkommenheit ist letztlich nur ein Bruchstück.

Auch dein Leben besteht größtenteils aus Varianten.

Wenigstens einmal im Jahr sollst du nur den Vögeln lauschen.

Wir leben in einer virtuellen Welt, aber wer hat sie installiert?

Wir sind vergänglich, das kann oder will auch Gott nicht ändern.
Manche flüchten sich in die Verwirrung, weil ihnen alles klar geworden ist.

Führe dich oft in Versuchung!

Wenn du etwas nicht verstehst, ist es nicht unbedingt wert, verstanden zu werden.

Um eine Vergangenheit zu haben, mußt du heute schon an die Zukunft denken.

Wenn das Leben zur Verstopfung führt, braucht man ein entsprechendes Abführmittel.

Unter dem Siegel der Verschwiegenheit muß man das weitergeben, was man publik machen möchte.

Vorbilder können ins Verderben führen.

Sei vernünftig! Das ist ein Ratschlag, den man nicht immer befolgen sollte.

Manchmal muß man sogar gegen Vogelscheuchen kämpfen.

Es wäre vieles einfacher, wenn sich manche Menschen wirklich verschlucken würden.

Mittwoch, 6. Juli 2011

RaRA = Ramsenthalers Ratschläge

Gib dich nicht ab mit fremden Leuten,
mit Pfarrern und mit Therapeuten!
Gib dich nicht ab mit Professoren,
mit Funktionären, Diktatoren!

Gib dich doch ab mit dir!
Trink manchmal auch ein Bier mit dir!
Denn du bist doch das beste Stück!
Mit dir allein findest du Glück!

Sonntag, 3. Juli 2011

RaRA = Ramsenthalers Ratschläge

Werde zum Herrn der Dinge
und denke nicht zu viel.
Steh morgens auf und singe
das Lied vom Krokodil.
Lass alle Hoffnung fahren,
lass Freude in dein Herz,
denn Hoffnung quält seit Jahren
und steigert deinen Schmerz.
Du musst nichts mehr erwarten,
das Glück steht in den Karten.

Freitag, 1. Juli 2011

RaRA = Ramsenthalers Ratschläge

Willst du das wahre Leben spüren,
lass dich öfter mal verführen.
Und sei es nur zu Eis mit Sahne,
zu einem schönen Schlendriane,
zu einem kurzen schnellen Glück
oder zu einem Tortenstück.
Erlaubt ist alles was gefällt
und was ein bisschen unterhält.