Dienstag, 28. Dezember 2010

Das Leben ist so nett 9

Das Leben ist ein Schabernack,
geplant von einem Teufelspack
oder von Gott? Wer will das wissen...
Zumindest ist es meist beschissen.

Es schmeckt wie alte graue Pappe,
wie eine Leberwurstatrappe,
wie abgestandnes laues Bier,
wie ein seit Wochen totes Tier.

Es fühlt sich an wie schon gegessen,
wie ausgeleierte Mätressen,
wie ein zerbeulter alter Hut,
wie längst erloschne Glut.

Doch müssen wir es leider leben,
ganz brav und lieb und gottergeben.

Freitag, 24. Dezember 2010

Weihnacht 2010

Wir müssen es verkunden:
Die Götter sind verschwunden!

Ebenso das Jesulein,
die Hirten und die Engelein.

Kaspar, Melchior, Balthasar,
die sind alle nicht mehr da:

Sie fuhren mit der deutschen Bahn,
doch sie kamen niemals an.

Ihr Zug verschwand im Nirgendwo...
So ist die Bahn: Nie comme il faut.

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Das Leben ist so nett 8

Manchmal ist das Leben gütig,
schenkt uns Glück und Heiterkeit.
Manchmal ist es wieder wütig,
schenkt nur böse Bitterkeit.

Manchmal schenkt es uns Bananen,
manchmal auch ein Meisterwerk,
manchmal lockt es uns mit Fahnen,
manchmal nur mit einem Zwerg.

Manchmal ist es voller List,
manchmal völlig zugepisst...
Manchmal ist mir sonnenklar:
Das Leben ist so wunderbar

Wie das Leben wirklich ist,
weiß nicht mal der Herre Christ.

Freitag, 17. Dezember 2010

Das Leben ist so nett 7

Geht’s nach Jahren dann zum Ende,
blickt man gerne mal zurück,
fragt sich, meist zur Jahreswende:
Wo, zum Teufel! war das Glück?

Gewiss, es gab auch schöne Zeiten:
Liebe, Lust und Schlemmerei,
doch, wer wollte das bestreiten:
das Glück war nicht so oft dabei.

Oft war’s nur gefühltes Glück,
innen herrschte meistens Leere,
doch ich will mich nicht beschweren.

Fakt ist doch, dass nur der Blick
auf des Lebens Wunderbar
letztlich sagt, wie’s wirklich war.

Samstag, 11. Dezember 2010

Das Leben ist so nett 6

Das Leben bietet viele Sachen:
Mal zum Weinen, mal zum Lachen.
Mal zum Quieken und zum Schreien.
Das Leben muss man sich nicht leihen.

Es bietet Kuchen, süße Torten,
auch Hässlichkeit mit schönen Worten.
Es bietet Freunde: ehrliche,
und Freunde: ganz abscheuliche.

Es bietet Feinde: ganz gemeine,
und Feinde: edle feine.
Es bietet dies, es bietet das.

Es bietet zwischendurch auch Spaß.
Das Leben bietet Mancherlei
und meistens sehr viel Einerlei.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

Das Leben ist so nett 5

Machtgefilde, Hierarchie:
Da hast du nichts zu sagen.
Und glaubst du noch an Sympathie,
musst du ihr entsagen.

Bist du oben, ist es gut,
lebst in fetter Sahne,
quälst die andern bis aufs Blut,
keiner wird dich mahnen.

Unten aber geht’s dir schlecht,
kämpfen kannst du um dein Recht,
doch man wird dich schlagen.

Stürzt du dich in das Gefecht,
bist am Ende du, der plecht,
musst zerstört verzagen.

Samstag, 4. Dezember 2010

Das Leben ist so nett 4

Jede Wurst braucht ihre Zeit
Jedes Schnitzel seinen Raum
Genauso ist es mit dem Leben
Ja so ist’s – man glaubt es kaum

Jeder Bursche braucht sein Mädel
Jede Häsin ihren Has
Genauso ist es mit dem Leben
Ja so ist’s – man glaubt es kaum

Jeder Vogel braucht sein Nest
Jede Cholera die Pest
Jeder Ast braucht seinen Baum
Jedes Bier braucht seinen Schaum

Genauso ist es mit dem Leben
Ja so ist’s – man glaubt es kaum

Dienstag, 30. November 2010

Das Leben ist so nett 3

Das Leben bietet viele Sachen:
Mal zum Weinen, mal zum Lachen.
Mal zum Quieken und zum Schreien.
Das Leben muss man sich nicht leihen.

Es bietet Kuchen, süße Torten,
auch Hässlichkeit mit schönen Worten.
Es bietet Freunde: ehrliche,
und Freunde: ganz abscheuliche.

Es bietet Feinde: ganz gemeine,
und Feinde: edle feine.
Es bietet dies, es bietet das.

Es bietet zwischendurch auch Spaß.
Das Leben bietet Mancherlei
und meistens sehr viel Einerlei.

Sonntag, 28. November 2010

Das Leben ist so nett 2

Manchmal kommt es ziemlich dicke
Manchmal kommt es ziemlich klein
Manchmal kommt es wie ne Zicke
Manchmal kommt es mittenrein

Manchmal kommt es auch von hinten
Manchmal aber auch von vorn
Manchmal kommt es voller Finten
Manchmal kommt es voller Zorn

Manchmal kommt es mit Gebrause
Manchmal kommt es aus dem All
Manchmal kommt es nach ner Sause

Manchmal kommt’s mit lautem Knall
Manchmal auch mit Überschall
Manchmal macht es eine Pause

Donnerstag, 25. November 2010

Das Leben ist so nett 1

Manchmal ist das Leben seltsam
Manchmal ist es wie es ist
Manchmal ist es sehr behutsam
Manchmal ist es großer Mist

Manchmal ist es voll Gefahr
Manchmal ist es still und leise
Manchmal ist es sonderbar
Manchmal hat es eine Meise

Manchmal ist das Leben schnuppe
Manchmal hat es einen Sinn
Manchmal gleicht es einer Puppe

Manchmal sitzt es mittendrin
Manchmal ist es eine Suppe
Meistens ist es ohnehin

Mittwoch, 24. November 2010

Ende

Nein so geht das nicht!


Damit endet dieses Romanfragment von
Rupprecht S. Ramsenthaler.

Samstag, 20. November 2010

Keine Cola 1

Agathe war mal wieder zu Besuch und Julius zeigte ihr seine Aufzeichnungen.
Ich weiß nicht, sagte sie. Das alles wirkt auf mich sehr gekünstelt, aufgesetzt.
Vielleicht solltest du weiter zurück gehen. Was du heute bist, ist in deiner Kindheit entstanden, zumindest sind die Fundamente dafür gelegt worden. Damit solltest du dich mal beschäftigen.
Wenn ich daran denke, es war in den fünfziger Jahren, fällt mir als erstes ein, dass ich keine Cola trinken durfte. Das war Gift für meine Eltern.
Genau! So was! Ganz alltägliche Beobachtungen.
Schön, ich fange damit an und werde diesen Fragmenten den Titel „Keine Cola“ geben.
Wie wir wissen, ist Julius ein braver Junge und auch dieses Mal machte er sich gleich an diesem Abend ans Werk. Folgendes brachte er zu Papier:

Kammerwoog: Eine Badeanstalt in Idar-Oberstein, wo ich am 12. April 1949 geboren wurde. Hier hat man die Nahe gestaut, und so ist eine Badeanstalt entstanden, von der meine Mutter mir oft erzählt hat. Als Kind war ich auch des öfteren hier, doch da gab es schon ein richtiges Schwimmbad. Am Anfang steht das Wasser, der Fluß...

Schöfferhof: Eine Gastwirtschaft, in der sich mein Großvater, der Vater meiner Mutter mit Freunden zum Skatspielen traf. Meine Mutter hat ihn als junges Mädchen dort manchmal abgeholt, doch sie mußte warten und bekam eine Tafel Schokolade und ein kleines Bier.

Tünnes und Scheel: Zwei Kölner Witzfiguren, von denen mein Großvater, der aus Euskirchen stammte, öfter erzählt haben soll; auch meine Mutter hatte noch einige dieser Witze in ihrem Repertoire. Zum Beispiel: Tünnes hatte ein eigenes Flugzeug und überredete Scheel, doch einmal mitzufliegen. Scheel hat Angst, doch schließlich fliegt er mit. Tünnes führt ihm seine Künste vor, dreht auch einige Loopings. Nach der Landung fragt er seinen Freund: „Na, wie war’s?“ Scheel: „Schön, doch was ich vorher in der Hose hatte, habe ich nun im Hals.“

Bei Lenchen, in einer Kneipe in der Bismarckstraße, traf sich mein Onkel Franz am Samstagnachmittag mit Freunden zum Skatspielen. Dort durfte ich ihn abholen und bekam beim Warten eine Limonade und Salzstangen oder eine Bretzel.

Im Garten hinter dem Haus in der Bismarckstraße soll mein Großvater im April 1945, als die Amerikaner näher rückten, Waffen vergraben haben. Später habe ich danach gegraben, vergeblich.

Dieses mehrstöckige Haus konnte mein Großvater vor dem Krieg kaufen, weil er mit einer seiner Erfindungen genug Geld verdient hatte (angeblich ein Patent an die Firma Pelikan). Später hatte er mit seinen Erfindungen kein Glück mehr, er machte Schulden, sein Gehalt als Stadtrentmeister wurde gepfändet, das Haus mußte wieder verkauft werden. Die Familie lebte dort nur noch zur Miete.

Donnerstag, 11. November 2010

Professor Schulze und die Weiber (Forts.)

Da erinnerte sich Julius daran, dass ihm kürzlich ein Buch mit Aphorismen zur Lebenshilfe zugesandt worden war. Von einem gewissen Ramsenthaler. Er blätterte darin und fand einige Weisheiten zum Thema Leben-Lieben-Leiden:

Lebe so, wie du wünschst, einmal gelebt zu haben.

Das Leben besteht aus unzähligen Möglichkeiten, und es fällt schwer zu entscheiden, welche man verwirklichen soll.

Liebe ist wie ein Vulkan, meist ein erloschener.

Die Liebe hat selten Bestand, bestenfalls wird sie zu einer lieben Gewohnheit.

Du mußt dich mit deinen Lastern und Leidenschaften abfinden, und damit, daß die anderen meist andere Laster und Leidenschaften haben.

Die Kunst, sein eigenes Leiden zu genießen, bringt nur in der Höchstform Gewinn.

Manche Menschen lassen leiden, einige sich selbst am meisten.
Alles kann zur Last werden, auch gute Menschen, schöne Dinge...

Lustgewinn gibt es allenfalls noch auf dem Aktienmarkt.

Dienstag, 2. November 2010

Professor Schulze und die Weiber (Forts.)

In der Liebe muss ich immer leiden! seufzte Julius. Doch wie sagt schon Goethe: Hab ich großes Liebesleid, gibt mir ein Gott die Kraft zu sagen, wie ich leide (oder so ähnlich). Und mit Hilfe seiner Stirnlappen entstand das folgende Gedicht:

Bei Liebeskummer oder Die Riesentorte

Liebe ist doch nur ein Stück
von dem großen Liebesglück.
Musst du die Liebe einmal suchen,
bleibt noch ein großes Stück vom Kuchen:

Schweinebraten, Semmelknödel,
schöne Funde auf dem Trödel,
Wagnerklänge, Kunstgenüsse,
Matjeshering, Negerküsse...

Alles das und noch viel mehr
gibt das Leben für uns her.
Und drohen Depressionen heut,
hilft bestimmt ein Therapeut.

Hört auf Ramsenthalers Worte:
Das Leben ist `ne Riesentorte!

Wer ist Ramsenthaler?, fragte sich Julius. Ohne zu wollen, hat er diesen Namen zu Papier gebracht. Vermutlich irgendein Märchenonkel, eine Gestalt aus einem billigen Schundroman. Julius wusste nicht, dass er selber diese Gestalt in einem Schundroman war.

Samstag, 30. Oktober 2010

Professor Schulze und die Weiber (Forts.)

Ein schaler Geschmack blieb aber immer zurück. Und, was das Traurigste war: all diese Beziehungen währten nicht lange. Julius tat alles, um dies zu ändern. Er konsultierte auch das Sechste und Siebte Buch Mosis, dieses Buch der Magie und Volksmedizin, das auch heute noch im Bayreuther Umland Verwendung finden soll. Darin steht das folgende Rezept, um „unfehlbare Liebe einzuflöszen“:
„Am Tage vor dem Tage St. Johannis pflücke man, ohne an diesem Tage bis dahin das Mindeste genossen zu haben, gerade in dem Augenblick vom Sonnenuntergange, 13 Stengel von dem Kraute Esula campanula. Man trockne sie, nicht am Feuer, nicht an der Sonne, sondern im Schatten und Nachts im Mondschein. Sobald sie trocken sind, verwandle man sie in staubfeines Pulver, und menge dazu etwas ebenso fein gestoßenen grauen Ambra; dieses Pulver trage man 13 Tage und 13 Nächte auf dem Herzen, und suche dann irgend einen Weg, etwas davon der Person, deren Liebe man gewinnen will, in Speisen oder im Getränke beizubringen. Der schönste Erfolg wird nicht lange auf sich warten lassen.“
Auch das war vergebens. Eine der Damen musste Julius sogar ins Klinikum bringen, nachdem sie nach einem allergischen Anfall (Esula campanula vertrug sie nicht) fast gestorben war.

Freitag, 22. Oktober 2010

Professor Schulze und die Weiber (Forts.)

Ach, im Grunde aber sind sie doch ziemlich triste, diese Weibergeschichten, dachte Julius. Zumindest hier in Oberfranken. Wenn ich da an meine Mainzer Zeit denke. Als ich im Bitsch-Keller in der Altstadt eigene Fastnachtslieder vorgetragen habe. Leider alles verloren gegangen. Bis auf diesen Refrain:
Obbe rum
un unne rum
un mittenei
alles ist einerlei!
Mach dir darum keine Sorgen:
Auf das Heute folgt ein Morgen.
Ja, damals waren meine Stirnlappen so richtig aktiv. Und alle fanden’s klasse.
Und dann ging’s zur Sache, in diesem Keller. Beim Rheingauer Riesling blieb kein Höschen trocken...
So was hier in Bayreuth? Undenkbar.
Aber auch hier gibt es Ausnahmen. Diese Faschingsparty in diesem Haus in Destuben. Open House. In allen Räumen. Auch im gemütlich eingerichteten Gästezimmer. Lang ist’s her...

Samstag, 16. Oktober 2010

Professor Schulze und die Weiber (Forts.)

Nach München fuhr er auch mit Lieselotte... Wie war das noch? Kennen gelernt hatte er sie in der Brückenschenke. Sie stand am Tresen und rauchte Mentholzigaretten, die sie sich gar nicht leisten konnte. Sie stammte aus einer armen Familie, war ja nur Studentin, studierte die Didaktik des Leidens an der Bayreuther Universität. Noch am selben Abend landete er in ihrem ziemlich heruntergekommenen Zimmer in der Richard-Wagner-Straße... In diesem Augenblick wurden Julius’ Stirnlappen aktiv:
Lieselotte Lumpenhündchen
hatte so ein schmales Mündchen
doch mit diesem Mündchen...
Aber schon hatte er sich wieder in der Gewalt und schrieb gelassen: Die ganze Sache dauerte nicht lange. In München war sie auf einmal verschwunden und ist nie wieder aufgetaucht. Höchst wahrscheinlich hatte sie sich einem Musiker des Zirkus, den sie am Abend zuvor besucht hatten, angeschlossen. Aber heute noch dachte er immer wieder an diesen Abend in München und an ihr Mündchen...

Montag, 11. Oktober 2010

Professor Schulze und die Weiber (Forts.)

Was Agathe nicht wusste, war, dass Julius eine Kartei angelegt hatte. Eine Kartei zu allen seinen Beziehungen, aber auch zu Frauen, die ihn in seiner Detektei aufgesucht und ihm aus ihrem Leben berichtet hatten. Für die meisten war eine Art Therapeut gewesen. Natürlich hatte er alle Namen und Fakten leicht verändert, und über all diese Frauen wird in der dritten Person berichtet. Zum Beispiel über Linda Zobel:
Als Linda Zobel, jäh aus dem Schlaf auffahrend, sich im Bett aufrichtete, hatte sie nicht die leiseste Ahnung, wie viel Uhr es war und wie lange sie schon geschlafen haben mochte. Das Zimmer war von milchigem Mondlicht erfüllt. Die aufrecht sitzende junge Frau, der eine Flut dunkelbraunen Gelocks auf die schmalen Schultern herabfiel, merkte jetzt, dass ihr Herz wie rasend hämmerte. Was war geschehen? Linda fröstelte. Vor dem Fenster stand der Herbst. Der nackte Ast eines schon ganz kahlen Kastanienbaums hob sich vom Mondlicht ab. Wieder drang die Frage auf Linda ein: Was war geschehen? Was hatte sie geweckt?
Langsam begannen nun endlich ihre Gedanken zu arbeiten. Habe ich geträumt? Fragte sie sich misstrauisch. Aber nein! Kein Traum! Ein leises Geräusch war es gewesen, ein Geräusch wie schleichende Schritte und geflüsterte Worte. Langsam gewöhnten sich ihre Augen an das bleiche Dämmerlicht. Sie konnte alle Einzelheiten im Zimmer unterscheiden. Dort an der Wand hing das Bild des Vaters im feierlichen, schwarzen Rahmen. Solange Linda denken konnte, hing dieses Bild da. Sie meinte, die strengen, dunklen Augen des ernsten und verschlossenen Mannes auf sich ruhen zu fühlen wie die eines lebenden Menschen...
Ja, ja, erinnerte sich Julius. Das war die Geschichte mit dem starken Vater, der mit seiner Tochter ein vielleicht zu inniges Verhältnis pflegte. Mit der ständigen Angst vor ihm, von der ich sie erst einmal befreien musste. Dann aber... Die erste Nacht verbrachten sie in einen Hotel. Nein, nicht in Bayreuth. Dort hätte man sie erkennen können. Sie fuhren nach München ins Hotel Vier Jahreszeiten. Julius fuhr auch sonst immer wieder mal nach München, um dem Bayreuther Provinzmief für ein paar Tage zu entkommen.

Samstag, 9. Oktober 2010

Professor Schulze und die Weiber

Aber es gab tatsächlich eine Elsa in seinem Leben: Elsa P., und zu ihr natürlich ein Gedicht, sogar ein Sonett:

Elsas Verbot

Du hast verboten mir, von deinen Küssen
Etwas der Welt im Liede mehr zu sagen,
Du hast mir als Geheimnis aufgetragen
Die Liebeslust, von der wir beide wissen.

Und alles, alles, was mit deinen süßen
Geliebten Lippen du in schönen Tagen
Mir in das Herz als Segen eingetragen,
Tief in der Seele soll es bleiben müssen.

Do wie, wenn uns der Lenz bescheint die Hügel,
Ein Körnlein, das ich still ins Erdreich senke,
Bald aufgesprossen ist zur vollen Blume;

So löset, Elsa, wenn ich dein gedenke,
Mein Glücksgeheimnis seine schönen Flügel
Und wird ein lautes Lied zu Deinem Ruhme.

(Hierzu ist allerdings wieder anzumerken, dass Ramsenthaler dieses Gedicht auch abgeschrieben hat. Es stand ursprünglich in der von Georg Friedrich herausgegebenen Anthologie „Bunte Blätter“, Stuttgart, E. Hänselmanns Verlag. 1889, S. 42. Der Verfasser heißt Manfred Dräxler. Sollte am Ende Ramsenthaler diesen Roman insgesamt irgendwo abgeschrieben haben???)

Agathe darf ich dieses Gedicht gar nicht erst zeigen. Sie mag meine Gedichte nicht, dachte sich Julius.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Professor Schulze und die Weiber (Forts.)

"Und außerdem", fuhr Agathe mit strenger Stimme fort, "sollst du dich ernsthaft mit deinen Weibergeschichten beschäftigen."
Julius war ganz zerknirscht und versprach, dies zu tun.
Zuhause angekommen wurde er allerdings erst einmal abgelenkt, und zwar durch einen Brief von einer amerikanischen Universität. Ein Professor Meyer schrieb:
"Sehr geehrter Herr Professor Schulze, zwar weiß ich, dass Sie die Universität verlassen haben, gleichwohl möchte ich Sie bitten, an unserem Projekt mitzuarbeiten. Es geht um die indogermanischen Wurzeln der Wagnerschen Frauengestalten usw."
Schon wieder rätselhafte Weiber, dachte sich Julius, freute sich aber, dass man zumindest in den USA an einer Zusammenarbeit mit ihm interessiert war. An der bayerischen Universität, an der er lange Jahre unterrichtete, hatte sich keiner um ihn gekümmert. Man hatte ihn, wie schon anfangs gesagt, für einen Spinner gehalten.
Er machte sich gleich eine Liste: Elsa, Isolde, Ortrud...
Seltsam, dachte er sich, mit diesen Namen gab es auch Frauen in meinem Leben. Ob da ein Zusammenhang besteht? Aber wer lange in Bayreuth lebt, wird nach und nach durch Wagnersches Gedankengut schleichend verseucht. Wenn die schöne Bäckerin einen fragt: Was solls denn heute sein? singt man automatisch: Nie sollst du mich befragen...

Montag, 4. Oktober 2010

Professor Schulze und die Weiber (Forts.)

"Lass mich überlegen", murmelte Julius. "Ich könnte meine poetische Ader damit verbinden. Meine intimen Memoiren in 555 Limericks. Etwa so:
Die geile Gustel Wallenthein
war in der Nacht nicht gern allein.
Sie hat am Tresen
so Manchen aufgelesen:
ob blond ob braun ob groß ob klein.
"Hör auf meit dem Quatsch!" schrie Agathe. "Du musst dich ernsthaft mit deiner Vergangenheit beschäftigen! Aber ganz unter uns: Wer verbirgt sich hinter diesem Namen: Gustel Wallenthein?"
"Ich kannte eine, die hatte die selben Initialen. Ich war eines ihrer Opfer."
"Ach, du warst ein Opfer? Interessant!"
"Aber gewiss doch. Der Mann ist immer das Opfer!"

Samstag, 2. Oktober 2010

Professor Schulze und die Weiber

An dieser Stelle steht der folgende Vermerk in Ramsenthalers Manuskript:

- PROFESSOR SCHULZE UND DIE WEIBER
- Das wäre wohl ein besserer Titel
- Untertitel: Der erste Bayreuther Frauenroman –

Aber gleich geht’s weiter im Text:
Julius schwieg beleidigt.
„Außerdem“, fuhr Agathe fort, „Gertrude ist blond. Heute stehst Du doch mehr auf Frauen mit dohlenschwarzen Haaren?“
„Ob blond, ob braun, ich liebe alle Frauen!“ trällerte Julius.
„Hör mit dem Gesinge auf! Und im übrigen hatte Gertrudes Vater dann doch nicht mehr einen so guten Ruf, nachdem er versucht hatte, seine Festspielkarten an einen kolumbianischen Drogenbaron zu verhökern. Zu Höchstpreisen, versteht sich!
So was kommt nicht gut in der Wagnerstadt.“
„Was soll ich nun tun?“ fragte Julius fast flehend.
„Ich hätte da einen Vorschlag: Schreib dir doch all deine Weibergeschichten von der Seele, so wie du eben über die Episode mit Gertrude berichtet hast. Du musst natürlich die Namen ändern, sonst gibt es ein Riesengetratsche in der Bayreuther High Society.“

Die Verwirrungen des Professors Schulze 9

„Ich habe Probleme mit Frauen.“ Julius flüsterte diese Worte.
„Ach, das ist ja ganz was Neues“, spottete Agathe.
„Du weißt nicht, wie das alles angefangen hat. Mit Gertrude. An einem Winterabend. Wir saßen am Kamin, die Winterhelle wich schnell der Dämmerung, wir horchten in die Stille. Wir saßen nebeneinander, unsere Hände hatten sich gefunden. Wir schwiegen. Es ist eine Eigentümlichkeit mancher Menschen, oftmals geradeaus auf ein Ziel loszusteuern und zu klären, was geklärt werden muss. Gertrude hatte diese Art von ihrem Vater geerbt, ihrem Vater, der als Rechtsanwalt und Stadtrat in Bayreuth einen guten Ruf hatte. Jetzt tat Gertrude, was getan werden musste, sie legte einfach ihren blonden Kopf an meine Schulter. Das bewog mich, über das blonde Haar zu streicheln, das sich so seidenweich anfühlte und so eigenartig duftete. Es war kein langer Weg von dem Haarestreicheln zum In-die-Arme-nehmen. Ganz von selbst bot sich mir der weiche rote Mund dar, und der erste Kuss, den Gertrude schenkte, war wie eine Erlösung. Alles Herbe, alles Beherrschte, alles Gestaute schwand wie im Zauberschlage. Gertrude schlang ihre Arme um meinen Hals, als wollte sie nur meine Nähe, nur meinen Mund, nur mich. Wir legten Wagners Tristan auf...“
„Halt!“ rief Agathe. „Da haben wir es doch schon. Du hattest es immer zu einfach mit den Frauen!“

Donnerstag, 30. September 2010

Die Verwirrungen des Professors Schulze 8

Doch als er abdrückte, hörte er nur ein Klicken. Renate hatte das Magazin leer geschossen. Julius saß völlig apathisch da. Was tun? Fragte er sich. Da fiel ihm Agathe ein, Agathe, mit der er vor Jahren einmal ein Verhältnis gehabt hatte. Sie hatten sich in aller Freundschaft getrennt und sie war für Julius eine Art Beraterin in schwierigen Lebenslagen geworden. Er wählte ihre Nummer, doch nur der Antwortbeantworter meldete sich: „Ich bin zurzeit nicht erreichbar. Ich habe mich in meinem Gartenhaus am Oschenberg zurückgezogen.“ So machte sie es immer, wenn sie einmal ungestört sein wollte, wohl wissend, dass dieses Gartenhaus ihren besten Freunden bekannt war.
Julius nahm den Wagen, einen alten Peugeot 304, und in wenigen Minuten war vom Büro in der Gravenreuther Straße am Oschenberg. Die Tür war nicht verschlossen, leise berat er das Gartenhaus, das im übrigen recht luxuriös eingerichtet war. Agathe saß auf ihrem alten Biedermeiersofa. Ganz leise trat Julius hinter sie und ließ sich dann sacht neben ihr nieder. Sie erschrak nicht ein bisschen über sein unvermutetes Auftauchen, es war als ob sie ihn erwartet hätte. Und er fragte auch nicht, warum sie hierher gegangen sei. Er kannte sie nun schon lange und wusste, dass sie oft ganz plötzlich das Bedürfnis nach Alleinsein überkam. Sie war wie ein Wesen aus einer fernen, fremden, fast unbegreiflichen Welt. Das war vielleicht auch der Grund dafür, dass er sie immer noch liebte.
„Nun, mein lieber Julius, was führt dich zu mir?“
„Gerne würde ich verschwinden,
irgendwo im Nimmerland.
Keiner würde mich da finden,
ich wäre gänzlich unbekannt.“
„Hör auf zu reimen und sag mir was los ist!“

Sonntag, 26. September 2010

Die Verwirrungen des Professors Schulze 7

Ja, er wollte Margot eine Liebeserklärung machen. Aber eigentlich liebte er Renate. Für sie, mit ihrem dohlenschwarzen Haar hatte er dieses Gedicht geschrieben:

DEIN HAAR
Dein Haar hat nie gekannte Düfte
Aus Wäldern, die die Nacht beschwor.
Ein Ruf geht durch die klar geweinten Lüfte;
Aus schwarzen Strähnen horcht dein Ohr.

Nur Klage, warm vom Mund getaut, -
Dein Leben wird sie tief erhören
Und jeden eingestürzten Laut
Zur Freude wieder mir bekehren.

Sieh, schon versucht ein Stern die äußern Lüfte.
Dein Blut behorcht mein inneres Ohr.
Dein Haar hat nie gekannte Düfte
Aus Wäldern, die die Nacht beschwor.

(Der literarisch interessierte Leser wird gleich erkannt haben, dass Julius dieses Gedicht abgeschrieben hat; der wahre Verfasser heißt Heribert Kühnapfel, abgedruckt wurde es in der kleinen Anthologie "Tristans Liebestriefen", Bayreuth 1997.)

Das auf gelbes Papier geschriebene Gedicht lag in der Schreibtischschublade. Julius nahm es heraus und verbrannte es in einem Aschebecher. Da fiel sein Blick auf die Pistole. Er stammelte:
Für mich gibt’s hier nichts mehr zu lachen,
Zeit ist es Schluss zu machen.
Beherzt ergriff er die Pistole und drückte den Lauf an seine Schläfe.

Samstag, 25. September 2010

Die Verwirrungen des Professors Schulze 6

„Du schöne schwarze Dohle“ (Renate hatte nämlich dohlenschwarzes Haar!),
„gib mir jetzt die Pistole!“
„Nie und nimmer!“ schrie Renate und ballerte wie wild um sich, ohne aber einen der anwesenden Menschen zu treffen.
Da hechtete Margot sich unter dem Schreibtisch hervor und warf sich auf die sich wie wahnsinnig gebärdende Angreiferin, die ins Straucheln kam und zu Boden fiel. Die Pistole flog im hohen Bogen auf den Schreibtisch, Julius packte sie und sperrte sie in die Schreibtischschublade. Hier ist zu bemerken, dass diese Pistole noch einmal eine wichtige Rolle spielen könnte. Julius ahnte das...
Als er wieder aufblickte, sah er das unglaublichste Coming Out, das Bayreuth jemals erlebt hatte. Die beiden Frauen lagen aufeinander und küssten sich wie wild.
„Haut ab ihr Schlampen!“ schrie Julius, was selbige dann auch eng umschlungen taten.
Julius Schulze war entsetzt, entrüstet und tief traurig, denn gerade hatte er ja Margot seine Liebe erklären wollen und auf Renate Ronka hatte er auch ein Auge geworfen. Er nahm seine Notizen wieder vor und schrieb mit zitternder Hand:
So sind nun mal die Frauen,
ihnen ist nie zu trauen!

Donnerstag, 23. September 2010

Die Verwirrungen des Professors Schulze 5

Doch zurück zu Julius Schulze, der gerade zu einer Liebeserklärung ansetzen will, doch da stürmt Renate Ronka ins Büro. Wobei man wissen muss, dass sie eine gute Sportschützin ist. Die Art wie Frau Ronka eine Waffe auseinander nimmt, lässt erkennen, dass sie versteht, mit Pistolen umzugehen. Ihre Griffe sind gewandt und flink. Mit einem Blick überzeugt sie sich, dass der Lauf spiegelblank ist... Doch sie bedroht nicht den armen Julius, sondern ihren Mann. Diesen Mann hat sie geliebt. Wirklich? Hat sie ihn geliebt? Fast möchte sie daran zweifeln. Aber das hieße, dass sie selbst um die letzten sieben Jahre ihres Lebens betrügen würde. Nur erfolglose Frauen sind sich selbst gegenüber unaufrichtig.
„Ich werde ihn umbringen!“ schreit sie und fuchtelt dabei mit ihrer Pistole herum.
„Warten Sie!“ ruft Julius (Margot hatte sich unter dem Schreibtisch versteckt und klammert sich an seine Beine.) „Sie haben diesen Mann doch geliebt!“
„Ja, gewiss, ich habe ihn geliebt. Ich habe ihn mehr geliebt als einen Menschen zuvor, und mehr, als ich je wieder die Kraft werde, einen Menschen zu lieben. Ich habe ihn mit meinem Fleische und Herzen geliebt, ich habe ihn mit meinen Küssen erstickt, ich habe die Tage und Wochen nicht mehr gezählt, ich habe nicht gewusst, ob es Sommer oder Winter war; denn um mich her war der ewige Frühling. Wenn Liebe Leidenschaft ist, dann bin ich eine Königin der Liebe gewesen; denn ich war trunken vor Glück und berauscht von Seligkeit. Aber dieses Glück brach. Heute noch werde ich diese Pistole in meiner Hand halten und auf sein Herz zielen. Und ich glaube nicht, dass ich sein Herz verfehlen werde.“
Julius hatte sich wie ein ordentlicher Professor Notizen gemacht und sagte:

Mittwoch, 22. September 2010

Geisteswissenschaftler

Jetzt wüssten Sie wohl gerne, wie es weitergeht mit Schulzes Verwirrungen. Doch ein bisschen Spannung muss ein, darum hier eine Kolumne von ihm. Er schreibt nämlich gerne kurze Kolumnen, KUKOs nennt er sie; z. B. über

GEISTESWISSENSCHAFTLER
Der Geisteswissenschaftler lebt im Elfenbeinturm. Wenn er diesen einmal verlassen sollte, dann trägt er große Scheuklappen, um möglichst wenig von der Realität mitzubekommen. Bücher liest er eigentlich kaum noch. Aber er ist in der Lage, über ungelesene Bücher zu reden oder zu schreiben, wobei er gerne den französischen Philosophen Derrida zitiert. Den hat er auch nicht gelesen, aber er kennt einige Zitate von ihm, die sich zu allem verwenden lassen. Mit Kollegen hat er wenig Kontakt. Wenn er ihnen begegnet, dann eher feindlich als freundlich. Man trifft sich natürlich bei Tagungen, bei denen auch immer wieder der französische Philosoph Derrida zitiert wird. Doch meist kommt man nur zum eigenen Vortrag und ist auch an Vorträgen der anderen Kollegen wenig interessiert. Die Vorträge erscheinen (oft Jahre) später in einem Sammelband, der aber nur von den Teilnehmern der Tagung wahrgenommen wird, vor allem wegen des eigenen darin enthaltenen Textes. Diese Bände verschwinden in den Kellern der Bibliotheken, die dafür viel Geld bezahlt haben. Oder in den Elfenbeintürmen, in denen die Geisteswissenschaftler hausen...

Montag, 20. September 2010

Die Verwirrungen des Professors Schulze 3

Julius hat nichts dagegen, denn die Damen kann er gut für seinen Roman gebrauchen. Zu jeder macht er sich Notizen, z. B. zu Margot S.:
Margot setzt die Füßchen so flink eines vor das andere, dass man glauben könnte, sie würde sehr Wichtiges versäumen, wenn sie langsamer ginge. Margot ist ein Geschöpf, nach dem jedes Männerauge sich umsieht. Mittelgroß, schlank, helläugig und von jener zierlichen Behändigkeit, die auf ein lebensfrohes Gemüt schließen lässt.
Da kommt sie schon mit ihrer Einkauftüte
und ihrem fröhlichen Gemüte...
Julius hört ihr zu. Die ernste, tiefe und herzliche Zuneigung zwischen den beiden Menschen liegt dabei unausgesprochen zwischen ihnen. Aber heute drängt alles in Julius Schulze, einmal darüber zu sprechen. Er glaubt, dass die Zeit längst gekommen ist dafür und dass er möglicherweise bereits etwas versäumte. Aber es kommt nicht so weit.

Sonntag, 19. September 2010

Die Verwirrungen des Professors Schulze 2

Wer mehr über diese merkwürdige Krankheit erfahren möchte, der lese des Essay "Der letzte Hippie" von Oliver Sacks (Reinbek 1996), doch uns hat das hier nicht weiter zu interessieren. Julius Schulze führte dieses Auskunftsbüro, doch das Ganze war nur eine Tarnung. In Wirklichkeit wollte er einen großen Roman schreiben, der mit den folgenden Worten beginnen sollte:
Die dunklen Augen des Mädchens schienen sich in unbekannte Fernen zu richten.
Weiter war er bisher noch nicht gekommen. Er wurde auch dauernd abgelenkt. Von schönen Frauen, die ihn in seinem Auskunftsbüro besuchten. Denn Julius war ein attraktiver Mann, schlank und groß, und trug immer feine Anzüge, Schlips und Krawatte. Zwar alles von der Stange, doch die Bayreuther Frauen waren froh, überhaupt einmal einen halbwegs passablen Mann in ihrer Nähe zu wissen. Ihre Männer, die meisten jedenfalls, hatten eine Geliebte, zumindest vermuteten das die Frauen, und so gab es gute Gründe eine Detektei aufzusuchen.

Donnerstag, 16. September 2010

Die Verwirrungen des Professors Schulze

Im Nachlass Ramsenthalers befindet sich unter dem o. g. Titel ein Romanfragment, das wir ab heute hier 'abdrucken'. Der Roman spielt teilweise in Bayreuth, ist aber, wie der Autor ausdrücklich vermerkt, frei erfunden. " Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen wäre rein zufällig."

Professor Schulze führte in Bayreuth ein Detektivbüro, genauer gesagt: ein Auskunftsbüro. "Auskünfte aller Art erteilt Prof. Dr. Julius Schulze" war draußen an der Tür zu lesen. Schulze war wirklich einmal Professor gewesen, Professor für Indogermanistik an einer Bayerischen Universität. Krankheitshalber war er in den vorgezogenen Ruhestand versetzt worden. Er litt nämlich an einer Vergrößerung der Stirnlappen des Gehirns. Das Resultat war eine krankhafte Reim- und Witzelsucht, die von den Kollegen nicht länger geduldet wurde. Kam zum Beispiel bei einer Tagung die Rede auf den französischen Philosophen Derrida (was häufig geschah), flüsterte Schulze: Der große Derrida war ziemlich sonderbar. Er flüsterte dies nicht nur, er sang es auch nach einer bekannten Opernmelodie...

Montag, 13. September 2010

Waltraute

Man nannte sie Waltraute,
sie schwindelte und klaute
alles was nicht nagelfest
vom Kaugummi zum Essensrest.

Mit Wotan trieb sie's nebenbei,
und er verlor dabei ein Ei
und seine Augenklappe...
Ja, sie war nicht von Pappe!

Sonntag, 5. September 2010

Pause

Ramsenthaler macht Urlaub!

Montag, 30. August 2010

Helmwige

Man nannte sie Helmwige,
sie war ne blöde Ziege.
Im Bett war sie ein tolles Ei,
doch war der Akt erst mal vorbei,
machte man schnell die Biege.

Samstag, 28. August 2010

Zum Ende hin

Langsam komme ich zum Ende
Wir reichen uns erschöpft die Hände
und summen den Walkürenritt

Das Buch spricht wirklich dicke Bände
Das Blut fließt munter ohne Ende
Das alles nimmt mich ziemlich mit

Erlösung wird es nimmer geben
Dichten muss ich mein ganzes Leben
Und reimen wie ein Stalaktit (Eremit?)

Ich bitte euch: verzeihet mir!
Kommt doch vorbei, wir trinken Bier,
Vergessen Wagner, Liszt und Hindemith.

Dienstag, 24. August 2010

Muckefuck

Herr Wagner trank gern Muckefuck,
Blümchenkaffee aus Sachsen.
Danach dachte er nur noch an Gluck
und hörte die Töne wachsen.
Dann kam er auch zum Höhepunkt
zusammen mit dem Kontrapunkt.

Montag, 23. August 2010

Zum Glück

Wagner brauchst du nicht zum Glück,
Wagner führt doch auch zurück,
Wagner ist doch längst passé,
ist von gestern: alter Schnee.

Wagner ist doch ziemlich out,
darum singen wir ganz laut:

Lebe glücklich, lebe froh,
wie der Mops im Paletot!
Lebe glücklich, werde alt,
bis die Welt in Stücke knallt.

Dann kann Wagner gern erklingen
und wir werden nicht mehr singen.

Freitag, 20. August 2010

Götterschwund

Wir müssen es verkunden:
Die Götter sind verschwunden!

Sie fuhren mit der deutschen Bahn,
doch sie kamen niemals an.

Ihr Zug verschwand im Nirgendwo...
So ist die Bahn: Nie comme il faut.

Dienstag, 17. August 2010

Werde zu Wotan

Spiele das Nichts
und schlinge das Sein
werde vermessen
und unsagbar klein

Rufe die Botschaft
in dunkler Nacht
so wie’s die Helden
auch früher gemacht

Werde zu Wotan
beherrsche Walhall
herrsche mit Tücke
dann kommt der Knall

Küsse den Schädel
und das Gebein
Dann wirst du immer
und ewiglich sein

Freitag, 13. August 2010

Erdas Wünsche

Erda hätt' gern gute Erde.
Dazu vielleicht noch ein Paar Pferde,
einen ganz bequemen Wagen
und, das muss man auch noch sagen:
einen Kutscher auf dem Bock,
der ihr manchmal untern Rock...
Aber das ist nicht erlaubt,
denn jeder Sinnlichkeit ist sie beraubt!

Montag, 9. August 2010

Elsa fleht

Die ganze Mannschaft steht geschlossen
und singt ihr mannenhaftes Lied,
und auf den Himmelsleitersprossen
fleht Elsa um ein einz’ges Glied,
das sie beglücken soll.

Sie ist bis oben voll
mit wilden Sinnenlüsten.
O wenn’s die Recken wüssten,
sie schafften ihr Erleichterung
und männliche Befriedigung.

Doch leider können sie nur balzen
Und herzergreifend schmalzen,
doch wenn’s zur Tat dann gehen muss,
reicht’s grad für einen Bruderkuss.

Es ist so jammerschade!
Zum Trost gibt’s Schokolade.

Sonntag, 8. August 2010

Die besseren Verse

über Wagner finden Sie in:

"Wallhall-Schwindel. Wagner und die Literaten. Ein Lexikon" (= Hefte für angewandte Literaturwissenschaft. Nr.17/18.
Erhältlich im Bayreuther Plakatmuseum: www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de)

Freitag, 6. August 2010

Heißes Angebot

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Oder einen nackten Mann?
Lieber Freund: Schließ Deine Akte,
weil ich Dir nicht helfen kann.

Dafür biete ich:
"Sex in Bayreuth. Feine Verse von
Rupprecht S. Ramsenthaler".
Lesung am 8. 8. um 11 Uhr im Bayreuther Plakatmuseum
www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Donnerstag, 5. August 2010

Der Teufel in Bayreuth

Der Teufel kam und sah genau:
Hier geht es um die Hohe Frau,
die so viel Sünden hat begangen,
viel schlimmer noch als alle Schlangen,

die unsern Meister hat verführt,
viele Intrigen angerührt,
den Nietzsche hat sie auch umgarnt,
bei allem war sie gut getarnt.

Sie muss nun in der Hölle schmoren,
sagte der Teufel unverfroren.
Nein!!! rief da des Teufels Base,
die Frau mit ihrer langen Nase,

die kommt mir nicht ins Haus!
So ging es mit der Hohen Frau
mit ihrem großen Nasenbau
am Ende noch ganz glimpflich aus.


Aus "Sex in Bayreuth". Feine Verse von Ramsenthaler
Soeben erschienen. Erhältlich im Bayreuther Plakatmuseum:
www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Lesung am 8. 8. um 11 Uhr
im Bayreuther Plakatmuseuem

Dienstag, 3. August 2010

Auf dem Kanapee

Wo auch immer, wann und wie:
Ich begreif es nie,
wie einer stundenlang
das ertragen kann:

Das Singen der Tenöre
und der Matrosenchöre
das Wimmern der Walküren.
Und auch die Ouvertüren
sind mir viel zu lang.
Ich krieg dann einen Drang
und muss schnell urinieren,
sonst müsste ich krepieren.

Ich bitt euch: Seid nicht böse!
Ich bleib zuhaus und döse
auf meinem Kanapee
mit einem Beaujolais.

In diesem Zusammenhang kann man an Woody Allen erinnern, der gesagt hat, bzw. er als Held in seinem Film "Manhattan Murders":
"Ich kann nicht solange Wagner hören, ich verspüre dann immer den Drang, Polen zu erobern..."
Mehr dazu in:
"Wallhall-Schwindel. Wagner und die Literaten. Ein Lexikon" (= Hefte für angewandte Literaturwissenschaft. Nr.17/18. Erhältlich im Bayreuther Plakatmuseum: www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.,de)

Samstag, 31. Juli 2010

Fliegende Tassen...

...im Festspielhaus

Schwungvoll fliegen Kaffeetassen
durch das volle Festspielhaus.
Man sollte sie gewähren lassen,
man spende ihnen viel Applaus.

Wie sie da in weißer Pracht
ihre Runden drehen,
hat in dieser dunklen Nacht
noch kein Mensch gesehen.

Gewiss, es gibt auch schönre Dinge:
Edle Nibelungenringe,
Gold im Orchestergraben...

Doch ich steh auf der Tassen Flug,
davon krieg ich nie genug,
mehr will ich gar nicht haben.


aus "Sex in Bayreuth". Feine Verse von Ramsenthaler
Soeben erschienen. Erhältlich im Bayreuther Plakatmuseum:
www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Lesung am 8. 8. um 11 Uhr
im Bayreuther Plakatmuseuem

Freitag, 30. Juli 2010

Das Ungetier

Unter der Bühne, in einem Schacht,
haust ein Ungetier.
Es liebt die schwarze dunkle Nacht
genau wie ein Vampir.

Oben singt längst keiner mehr.
Warum auch und für wen?
Denn vom großen Publikum
ist keiner mehr zu sehn.

So blieb von dieser Opernwelt
nur dieses Ungetier:
es ist nicht schön, doch ein Poet
und schrieb die Verse hier.


aus "Sex in Bayreuth". Feine Verse von Ramsenthaler
Soeben erschienen. Erhältlich im Bayreuther Plakatmuseum:
www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Lesung am 8. 8. um 11 Uhr
im Bayreuther Plakatmuseuem

Mittwoch, 28. Juli 2010

Das Publikum

Wer schleicht sich da zum Festspielhaus?
Gespenstige Lemuren
Und hintendrein – o Schreck! o Graus!
zweihundert Kuckucks (ohne Uhren).

Werwölfe kommen und Vampire
und viele sonderbare Tiere:
Grizzlybären, Leguane,
trauerschwarze Kormorane,

Klapperschlangen, Zitterrochen,
vom letzten Dino alle Knochen,
ein ausgewachsner Killerwal
und Küchenschaben ohne Zahl...

Sie wollen alle lauschen,
an Wagner sich berauschen.


(Ratten sowieso!)


aus "Sex in Bayreuth". Feine Verse von Ramsenthaler
Soeben erschienen. Erhältlich im Bayreuther Plakatmuseum:
www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Lesung am 8. 8. um 11 Uhr
im Bayreuther Plakatmuseuem

Dienstag, 27. Juli 2010

Im Wagner-Shop

Für Sammler gibt’s hier Wagners Schädel
und seine Höschen für das Mädel
und – kaum zu glauben aber wahr! –
von jedem Körperteil ein Haar.

Hier gibt’s auch seine alten Schuhe
und seine Komponistentruhe,
darin, ganz in Brokat verpackt,
vom Parsifal den ersten Akt*.

Hier gibt es auch sein Hörgerät,
daraus trank er so gerne Met,
davon gibt’s auch noch ein paar Flaschen
und viele seiner Reisetaschen.

Hier gibt es wirklich einfach alles,
auch seinen P.**, im Phall des Phalles.


* auch: vom Lohengrin den zweiten Akt.
** gemeint ist sein seidener Pantoffel


aus "Sex in Bayreuth". Feine Verse von Ramsenthaler
Soeben erschienen. Erhältlich im Bayreuther Plakatmuseum:
www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Lesung am 8. 8. um 11 Uhr
im Bayreuther Plakatmuseuem

Sonntag, 25. Juli 2010

Im Bordell

Parsifal und Lohengrin
gingen ins Bordell.
Sie schnappten sich die Pförtnerin
und sagten: Mach es schnell!
Denn schon seit langer Zeit
quält uns Enthaltsamkeit.

Die aber musste lachen:
Mit euch ist nichts zu machen!
Ihr seid doch lasche Buben
wie ausgequetschte Tuben.

Da sangen sie ein Lied,
die Pförtnerin sang mit,
von Liebe und Entsagung,
Gelüsten-Unterschlagung.

Mehr war an diesem Tag nicht drinne:
Kein Quickie und auch keine Minne.


aus "Sex in Bayreuth". Feine Verse von Ramsenthaler
Soeben erschienen. Erhältlich im Bayreuther Plakatmuseum:
www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Freitag, 23. Juli 2010

Lohengrin Märchen

Es war einmal ein Lohengrin,
der grinste immerzu.
Da kam die böse Zauberin
und stach ihn ab im Nu.

Und wenn sie nicht gestorben sind,
dann machten sie zu zweit ein Kind.
Sie nannten es Brüllhilde,
sie war ne tolle Wilde:

hat ihre Eltern umgebracht,
an Himmelfahrt um kurz vor acht.
Und wenn ihr da nun lauthals lacht,

dann werd’ ich euch verfluchen:
Ihr müsst auf ewig suchen:
den Gral in dunkler Nacht.


aus "Sex in Bayreuth". Feine Verse von Ramsenthaler
Soeben erschienen. Erhältlich im Bayreuther Plakatmuseum:
www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Donnerstag, 22. Juli 2010

Hört

Hört, es dröhnt die Tröte wieder:
Wagner, Wagner! schallt's vom Berg.
Ehern knallen die Töne nieder
in die Ohren von manchem Zwerg.

Böses Bitten, wild Verlangen...
Elsa, du bist eine böse Braut!
Durch die Nacht, die sie umschlungen,
tönen ihre Klagen laut.

Mittwoch, 21. Juli 2010

Walküren und Wandersmann

Wenn die Walküren Trübsal blasen,
wenn sie mit ihren roten Nasen
den Wahnwitz auf die Spitze treiben,
wenn sie mit ihren geilen Leiben

sich schreiend aneinander reiben
und dabei auf der Strecke bleiben,
wenn sie rammeln wie die Hasen
und sich am End’ noch einen blasen.

Dann wundert sich der Wandersmann,
der all das gar nicht fassen kann,
der dabei fängt zu staunen an.

Er wundert sich, lässt sich verführen
von diesen heulenden Walküren
und ist zum Schluss ein toter Mann.



Aus "Sex in Bayreuth. Feine Verse".
Soeben erschienen
Lesung am 8. 8. um 11 Uhr
im Bayreuther Plakatmuseuem

www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Liebeserklärung an R. W.

Mein allerliebster Komponist!
Du nur für mich geschaffen bist!
Bei Parsifal und Lohengrin
schmelz' ich vor Wonne ganz dahin.
Und bei der Tristan-Ouvertüre
vergess ich meine Maniküre.
O größter Meister von Walhall:
Du bist für mich der Schöpfungsknall!

aus: Fantome im Festspielhaus / Indianer in Bayreuth.
Edition Schultz & Stellmacher. Bayreuth.

auch als Karte im Bayreuther Plakatmuseum erhältlich:
www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Dienstag, 20. Juli 2010

Wagners Nachtlied

Über allen Wagnern ist Ruh,
in allen Wagnern spürest du
kaum einen Hauch.
Die Wagner wagnern im Walde.
Warte nur, balde
wagnerst du auch.

aus: Heiße Tage in Bayreuth.
Ein immerwährender Festspielkalender.
Edition Schultz & Stellmacher.
Bayreuth

Auch als Karte erhältlich im Bayreuther Plakatmuseum:
www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Sonntag, 18. Juli 2010

Wagner popig

Wagner popig: So'n Gedons!
Am Ende spiel'n hier noch die Stones!
Rammstein, Bushido und Co:
Das ist doch alles was für's Clo!
Wir wollen Wagner mit Germanen,
mit unsren Göttern, unsren Ahnen!
Wir wollen Wagner mit allem Graus
und nicht im Stil der Mickey Mouse!
Wir wollen Wagner, wie er war:
anachronistisch wunderbar!

Noch eine Gedenktafel

Oskar Panizza

Herr P. saß einst in dieser Zelle,
da war er schon nicht mehr ganz helle.
Wohl weil er auch (welch üble Tat!)
bös über Bayreuth geschrieben hat.



Lesen Sie dazu:
O. Panizza: Tannhäuser u.a. Texte.
Edition Schultz & Stellmacher
Bayreuth

Samstag, 17. Juli 2010

Gedenktafeln*

*die in Bayreuth noch fehlen

In diesem alten Schuppen
trieb Wagner es mit Puppen.
Er ließ sie aufmarschieren
und munter orchestrieren.

Hier auf den kalten Fliesen
musste Nietzsche niesen.
Herr Wagner saß dabei
und blies auf der Schalmei.

Max Stirner fuhr mit diesem Wagen
von Bayreuth bis nach Kopenhagen.
Auf dieser Fahrt hat er erkannt:
Ich bin der Einzige im Land.

Auf dieser alten Bank
saß einst Jean Paul und trank
vier Liter dunkles Bier...
Heut sitzt er nicht mehr hier.

aus: "Sex in Bayreuth. Feine Verse von Ramsenthaler"
soeben erschienen

Freitag, 16. Juli 2010

Wagner stets

Wagner stets bei Tag und Nacht
meistens maßlos müde macht.

(Auch als Postkarte im Kiosk
am Festspielhaus erhältlich!)

Samstag, 10. Juli 2010

Wenn die Walküren

Wenn die Walküren nackert tanzen
zum Klang der wilden Wagner-Wanzen,
wenn Ritter nicht befragt wern wollen,
wenn Gnome auf dem Hügel tollen,
wenn dann auch noch die Kanzlerin
erscheint wie eine Königin,
dann, aufgepasst, ihr lieben Leut,
dann wird es dunkel in Bayreuth.

Donnerstag, 8. Juli 2010

SEX IN BAYREUTH

Mein Schatz, ich möchte dich bespringen,
und zwar im Rathaus von Bayreuth.
Durchs ganze Haus soll unser Stöhnen klingen,
damit sich auch der Schreiberling im letzten Stock noch freut.

Dann pilgern wir zum Festspielhaus
Und treibens auf der Bühne,
da bin ich dann tagein tagaus
für dich der kühne Hüne.

Und weiter geht’s zum Roten Main
In die so weichen Wiesen,
da woll’n wir uns ganz nackt allein
mit braunem Bier begießen.

Bayreuth macht richtig fickerig,
so richtig geil und gierig.
Sonst ist hier Manches mickerig
Und ausgesprochen schwierig.


Aus: Sex in Bayreuth. feine Verse von Ramsenthaler
soeben erschienen

Mittwoch, 7. Juli 2010

Was man wissen muss

Für Neu-Bayreuther

Zu wissen, wer Frau Thode war,
ist absolutes Must.
Den Stammbaum Wagners ganz und gar,
sonst machst du dich verhasst.

Und außerdem musst du noch wissen:
Wer war denn Daniel Stern?
Und dass der große Meister
Die Frauen hatte gern.

Nein, nein! Um Gottes Willen!
Ein Schwuler war er nicht:
Er war ein nymphomaner* (*falsche Bezeichnung!)
genialer kleiner Wicht.

Max Stirner war ein böser
und wilder Anarchist,
mit Bayreuth hat er nichts zu tun,
er hat sich bald verpisst.

Die Liste ist noch lang...
Da wird’s dir angst und bang!

Aus "Sex in Bayreuth. Feine Verse" von R. S. Ramsenthaler
(soeben erschienen)

Dienstag, 6. Juli 2010

Bald in Bayreuth

Bald tönen in Bayreuth die Fanfaren,
die wahrlich wirklich Wagner-Wahren.
Jetzt wird alles hier zum Fest!
Für Manche ist es wie die Pest...

Sonntag, 27. Juni 2010

Koryphäe

Er macht es gerne postmodern,
auch meist mit Konzeption,
er leuchtet wie der Morgenstern
und redet polyphon.

Er kennt sich aus in der Struktur,
kennt jeglichen Jargon,
er findet jede Rezeptur
mit oder ohne Konstruktion.

Für alles hat er ein Modul,
zumindest ein kleines Schema.
Er spricht rasant, unsagbar cool,

bis hin zum letzten Trema,
mal sehr gescheit, mal somnambul,
intermedial, auch ohne Thema.

aus: SEX IN BAYREUTH
(Feine Verse / soeben erschienen)

Donnerstag, 24. Juni 2010

Der Tod

Wir alle sind dem Tod geweiht,
der Tod steht immer schon bereit.
Schon in der ersten Stunde
schlägt er seine erste Wunde.

Dann bleibt er stets an unsrer Seite...
Es nutzt dir nichts: suchst du das Weite.
Denn auch im fernen Katmandu
kommt schon der Tod ganz leise auf dich zu.

Er ist dein bester Kamerad,
von morgens früh bis abends spat...

Mittwoch, 23. Juni 2010

Parsifal mit Schweinehaxe

Winterabend, roter Wein
Und dazu ein Schweinebein:
Knusprig ist das feine Fett,
Klöße dazu wären nett.

So nett wär’ auch noch Sauerkraut
Gut durchgekocht, wie vorgekaut.
Der Rotwein passt dazu nicht ganz,
eher ein Bier von dunkler Eleganz.

Wer will, hört dazu Parsifal.
Das wäre phänomenomal.
Doch letztlich ist es ganz egal,

ob dazu Wagner wird erklingen
oder ob wir selber singen:
Die Schweinehaxe wird es bringen.


aus: SEX IN BAYREUTH
(Feine Verse / soeben erschienen)

Montag, 14. Juni 2010

Ramsenthalers Träume

KULTUR

Manchmal träumt er von Kultur...
Doch er fragt: Was ist das nur?
Schweinehaxen, Wagnerlieder?
Schöne Frauen, nur im Mieder?
Kultur: am Ende Politik?
Oder harte Rockmusik?
Gibts Kultur in der Provinz?
Braucht man dafür einen Prinz'?
Ach Kultur: Was soll das bringen?
Dieses Dichten, Tröten, Singen?

Und dann ruft er ohne Säumen:
Ich will jetzt von was Andrem träumen!

Sonntag, 13. Juni 2010

Tristan zu Isolde:

Schrei doch nicht so,
wenn ich dich beiße,
und weine nicht,
wenn ich dich schlag.
Und wenn ich dir
den Kopf abreiße,
heißt das doch nur
dass ich dich mag


aus: SEX IN BAYREUTH
(Feine Verse / soeben erschienen)

Mittwoch, 9. Juni 2010

Bologna

Wenn sich die Kulturminister
irgendwo zusammen setzen,
herrschen bald in ganz Europa
Schrecken und Entsetzen.

Wenn sie in Bologna tagen
kommt's, man muss es lauthals sagen,
zu sonderbar abstrusen Sachen.
Ziel ist: Alle dumm zu machen!

Das alles gibts mit strengen Regeln,
viel strenger sind sie als beim Kegeln.
Noch ein paar Lügen mit kurzen Beinen,
egal, was andere dazu meinen.

Wär's nicht zum Weinen,
müsste man lachen.

Samstag, 5. Juni 2010

Ramsenthalers Träume

Der Mantel

In einem Mantel ohne Saum
hüllt er sich in einem Traum.
Der Mantel ist aus blauem Tuch,
ganz lange ist er, ein Geruch
von Bratensaft geht von ihm aus.
Die Hunde halten das nicht aus,
sie beißen in den Mantel rein,
sie beißen auch in seine Bein'.
Ein Schneider ruft: Zieh ihn doch aus!
Er tut es und der Traum ist aus.

Freitag, 4. Juni 2010

Grundlos

Grundlos kann man vieles machen
grundlos ist des Lebens Sinn
grundlos kann man drüber lachen
grundlos macht das einen Sinn

Mittwoch, 2. Juni 2010

Ramsenthalers Träume

SCHLANGEN

Schlangen schlecken an ihm rum,
wollen ihn verführen.
Tief im Traum dreht er sich um,
öffnet viele Türen,
kommt dann in ein Affenhaus,
doch auch dort nur Schlangen...
Ihn erfüllt ein Bangen.
Doch dann ist der Traum schon aus.

Mittwoch, 26. Mai 2010

Bedenklichkeiten

Wenn eine Halogenlampe dich mit einem überfreundlichen HALLO begrüßt, sollst du dir nicht allzu viel dabei denken. Es ist zwar bedenklich, aber auch nicht so sehr, dass du dir darüber den Kopf zerbrechen müsstest.



An einem Freitag kam ein Bewohner einer einsamen Insel nach York und fragte nach der Robinsonstreet. Doch niemand konnte ihm Auskunft geben, was er sehr bedenklich fand.



Ein Privatdozent nahm sich wegen privater Probleme das Leben; auch beruflich hatte er wegen seiner bedenklichen Veröffentlichungen einige Schwierigkeiten. Doch deswegen waren ihm keine Bedenken gekommen.



Man sollte meinen, dass Hochschullehrer hauptsächlich an ihre Forschung und gelegentlich an ihre Lehre denken. Doch viele von ihnen sind in erster Linie darauf bedacht, dass die Hierarchie und die Paragraphen eingehalten werden. Eine höchst bedenkliche Einstellung!

Donnerstag, 20. Mai 2010

Wer ich wirklich bin

Ich bin die dicke Zicke.

Ich bin die glatte Ratte.

Ich bin die schnucke Tucke.

Ich bin die nasse Tasse.

Ich bin die nette Klette.

Ich bin der kalte Alte.

Ich bin der schlaue Graue.

Ich bin die flotte Motte.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Vorschlag

Ist das Wetter sehr bescheiden,
musst du es mit Freud' erleiden.

Montag, 17. Mai 2010

Bedenklichkeiten

Sind Banker Denker? Eins ist gewiss: Was sie tun, ist sehr bedenklich. Aber Denker sind sie sicher nicht.



Bedenke, o Mensch, dass du Staub bist und wieder zu Staub werden wirst.
Sehr bedenklich, diese Binsenweisheit...



Einen Stuhl zu stehlen, mag Manchen bedenklich erscheinen. Doch so wie es einen Mundraub gibt (wo ja auch kein Mund geraubt wird), sollte es auch einen Arschraub geben, wenn man nichts hat, um sich darauf zu setzen.



Ein Professor hielt bei mehreren Tagungen immer wieder den gleichen Vortrag mit nur wenigen unwesentlichen Änderungen, was ja eigentlich sehr bedenklich ist. Doch die meisten Teilnehmer merkten es nicht, und so wird dieser Professor auch in Zukunft immer wieder den gleichen Vortrag halten.

Dienstag, 11. Mai 2010

Ramsenthalers Träume

KÄSE

Zum Nachtisch gab es sehr viel Käse
mit einem Eimer Mayonäse.
Er aß davon entsetzlich viel,
bis er von seinem Stuhle fiel.
Doch unterm Tisch gab's wieder Käse
in einem Meer von Mayonäse...
Ertrinkend hat er noch gelacht,
dann ist er aufgewacht.

Montag, 10. Mai 2010

Bedenklichkeiten

Bedenklich ist es, sich über das Jetzt Gedanken zu machen, denn das Jetzt ist jetzt schon lange vor bei.


Es ist sehr bedenklich, einen allgemeingültigen Satz schreiben zu wollen. Man sollte es aber doch wagen, gleichzeitig aber akzeptieren, dass der Allgemeingültigkeit Grenzen gesetzt sind.


Der Kulturreferent fand es bedenklich, den ganzen Faust zwischen Mülltonnen und Abfällen aufzuführen. Aber das Publikum war begeistert und warf hingebungsvoll die zuvor verteilten faulen Tomaten und Eier.

Sonntag, 9. Mai 2010

Bedenklichkeiten

Ein Tintenfass war vollkommen ausgetrocknet und trank genüsslich ein kleines Bier. Doch damit konnte der Dichter - der schon seine Bedenken hatte, als er dies sah - keine Zeile schreiben.

Das Dach wurde nicht mit Bedacht gedeckt, so dass es jetzt in einem bedenklichen Zustand ist, was aber den Dachs, der im Wald hinter dem Haus wohnt, wenig kümmert - eigentlich gar nicht.

Ein Kakadu war nicht besonders glücklich ein Kakadu zu sein. Aber er konnte diese Tatsache noch so bedenklich finden, zu ändern war sie trotzdem nicht.

Ein Wort wurde mit einem Mal wertlos, wurde aber weiter unbedenklich verwendet, was im Grunde sehr bedenklich ist.

Ein Dichter fand in der Wasserleitung in seinem Keller eine kleine undichte Stelle, doch er war nicht in der Lage, diese zu dichten, sondern musste seinen Nachbarn zu Hilfe rufen. Der fand es doch sehr bedenklich, dass ein erwachsener Mann, immerhin von Beruf ein Dichter, diese undichte Stelle nicht dichten konnte.

Mittwoch, 5. Mai 2010

Bedenklichkeiten

Bedenklich ist es, wenn Leute statt Fackeln Dackeln anzünden, denn natürlich muss es Dackel heißen. Und die brennen gar nicht so gut.

Einige Novizen machten einst höchst bedenkliche Notizen, die sie aber sogleich verbrannten, so dass darüber nichts weiter gesagt werden kann.

Wenn ein Handschuh handgreiflich wird und mit Hantel um sich wirft, kann das sehr bedenklich sein. Zum Glück ist so etwas noch nie vorgekommen.

Einige eigentlich gar nicht so genusssüchtige Franken tranken einige Gläser Wein, bis einer von ihnen das doch sehr bedenklich fand. Die anderen aber tranken munter weiter.

Donnerstag, 29. April 2010

Aus Ramsenthalers Lexikon der Lebensweisheiten

Du kannst so gut sein, wie du willst, wenn du nicht die Tricks der Werbung beherrschst, wirst du keinen Erfolg haben.

Wer es nicht lernt, sich auch im Winter wohlzufühlen, hat schlechte Karten in unseren Breiten.

Wandern, wandern, weitergehen führt zu besseren Ideen.

Du kannst dem Zufall nicht entgehen, du kannst nur von Fall zu Fall darauf reagieren.

Das Zu spät kommen muß auch gelernt sein.

Man sollte in der Lage sein, von den eigenen Zweifeln zu profitieren.

Auch dein Leben ist eine Reihe von Zufälligkeiten, die sich am Ende, zufällig, zu einem Ganzen fügen. Es ist also keine Katastrophe, wenn nicht alles nach Plan verläuft.

Zeitgeist: Irrtum immerfort, unermüdliches Lügengeschwätz.

Unsere Zivilisation besteht eigentlich nur noch aus Zivilisationskrankheiten.

Manche Ereignisse muß man genau planen, dabei aber den Anschein erwecken, sie seien ganz zufällig eingetreten.

Zufriedenheit erreichen gewisse Menschen mit ganz unfriedfertigen Mitteln.

Manche haben ein schönes Haus, aber kein Zuhause.

Der Zirkus stirbt aus, wohl weil die meisten einen zuhause haben.

Wir haben alle das gleiche Ziel, nur die Wege dahin sind anders.

Halte dich an die, die zuhören, nicht an die, die gehorchen.

Hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen ist vielleicht ein besseres Ziel als viele andere.

Wenn du nur noch zynisch sein kannst, solltest du herausfinden, auf welchen Verlust das zurückzuführen ist.

Mittwoch, 21. April 2010

Manchmal

Manchmal gibts an Frühlingstagen
einfach wirklich nichts zu sagen

Montag, 19. April 2010

Die Dromedare

Auf dem Rücken seiner Dromedare
reiste Don Pedro D'Alfamare
voller Freude durch die Welt,
fand alles wohl bestellt.
Ich tät' es auch, auch ohne Ware,
hätte ich nur die Dromedare.

(frei nach Guillaume Apollinaire)

Samstag, 10. April 2010

Die Kanzlerin

Zum 10jährigen

Wenn die Kanzlerin erwacht,
denkt sie an die vergangne Nacht:
Da ist wieder nix passiert.
Jetzt hockt sie da und friert.

Dann denkt sie an den neuen Tag,
den sie im Grund gar nicht mag.
Doch, denkt sie, ich will nicht frieren,
sondern ordentlich regieren.

Sie springt in die Regierungskluft...
Wer Böses denkt, der ist ein Schuft.

Freitag, 9. April 2010

Rätselhaft

Was die Menschen stets bewegt
sind des Wetters Kapriolen.
Abends, wenn der Sturm sich legt,
heizen sie mit Kohlen.
Aber nur im Winter!
Komm du mal dahinter!

Mittwoch, 7. April 2010

die geheime Bedeutung der Wörter

Pantoffel, die: panische Kartoffelpfanne
Perücke, die: ganz persönliche Art, seine Verrücktheit zu verbergen
Professor, der: professioneller Arsch mit Ohren (von frz. les fesses - die Arschbacken)
Quasseln, die (Plural): Parasiten, die die Sprache befallen und ihr, wenn man nichts dagegen tut, quasi jegliche Bedeutung rauben
Quatsch, der: weichliche Gedankenmasse, die zur Qual wird, wenn sie realisiert wird
Radiator, der: ein vom Hitzschlag getroffener, gleichwohl glücklicher Gladiator
Räuber, der: ein Verbrecher, der bisweilen bereit ist, seine Taten zu bereuen
Salamander, der: Mann aus Salamanca
Staffel, die: Affen, die hintereinander her rennen, um einen Stab weiter zu reichen

Sonntag, 4. April 2010

Soeben erschienen

Sex in Bayreuth
und andere
alte und neue
feine Verse von
Rupprecht S. Ramsenthaler

Montag, 29. März 2010

Der Ästhet

Nachdem die Welt verschwunden war,
blieb übrig ein Ästhet.
Er rief: Das ist ja wunderbar!
Dann traf ihn ein Komet.

Freitag, 26. März 2010

Das Glück heute

Lass heut nicht das Glück verrauschen
lass es heute einfach zu
Heut musst du den Tönen lauschen
aus dem All und immerzu

Dienstag, 23. März 2010

Die geheime Bedeutung der Wörter

Azteke, der: Kneipenbesucher mit Aktenzeichen
Azubi, der: meist betrunkener, bisexueller, junger Mensch
Azur, der: blau gefärbtes, altes Aktenzeichen

Ballungsraum, der: ballähnliche Verformung der Lunge
Barhocker, der: Ein Rocker, der zu Barockmusik gern einen Cocktail trinkt

Geländer, das: gelassene Art, das Gelände zu ändern

Hirn, das: menschliches Denkorgan, das sich hin und wieder irrt

Job, der: ein Mensch, der im Elend endet, weil er keinen richtigen Beruf erlernt hat

Kabinett, das: nicht stechende, freundliche Biene aus Kalabrien
Kahn, der: kleines Boot, das schon unsere Vorfahren benutzten
Kandelaber, der: Kerzenleuchter, der sprechen kann

Laterne, die: späte Ernennung
Latrine, die: lasterhafte, etwas dümmliche Dorfsmagd

Montag, 22. März 2010

Die geheime Bedeutung der Wörter

Aal, der: Halskrankheit
Absud, der: Südlich angehauchter Abend
Achmed, der: schlechter Arzt
Affenschande, die: Tatsache, dass man für andere arbeiten muss
Afrika: riskantes Affenland
Aggression, die: grässliche Angewohnheit
Akademie, die: Anstalt für ungefährliche Irren
Akkord, der: Ein Ton, der einen samtartigen Klang erreichen kann
Allee, die: Ort, wo alle auf der dem Wind abgekehrten Seite stehen
Alluvium, das: Ort, wo alle auf der dem Wind zugekehrten Seite stehen
Alraun, der: Ort, wo alle nur raunen
Altar, der: alter, adlerförmiger Tisch
Amber, der: Ort, wo man Bären begegnen kann
Amsel, die: schwarze, vogelartige Form der Seele
Anbetracht, die: beträchtliches Ansinnen, mit dem andere nach Rache trachten
Angst, die: Krankheit, die besonders Angestellte befällt
Anstich, der: ansteigendes Ich
Anzug, der: Kleidungsstück – man zieht es an und fühlt sich wie zugeknöpft
Apache, der: Indianer, den man pachten kann
Argwohn, der: Ort, wo man ungern wohnen möchte
Artischocke, die: künstlerisch gestaltetes Schockerlebnis
Assemblage, die: Ablage für asymmetrische Gegenstände
Augenblick, der: der Moment, in dem man unter großen Schmerzen die eigenen Gene erblickt
Aubergine, die: Herberge für internationale Eheleute
Autor, der: Narr, der sich gezwungen fühlt, seine Gedanken aufzuschreiben

Samstag, 20. März 2010

Der Schwanenritter 3

Der Schwanenritter zählt noch immer,
doch das Ergebnis find’t er nimmer,
er ist schon ziemlich doll im Kopf
und schnappt sich einen Wiedehopf.

Du! spricht er, wirst mir alles sagen,
Antworten geben auf alle Fragen.
Du kommst bei Wagner zwar nicht vor,
du bist noch dümmer als ein Tor.

Doch du musst alles mir erklären,
sonst werde ich mich laut beschweren.
Doch leider bleibt der Vogel stumm...
Am End’ kommt das Delirium.

Freitag, 19. März 2010

Dunkel

Dunkel ist die Welt um mich,
verschlossen alle Türen,
außer sehr viel Schwergewicht
kann ich nichts mehr spüren.

Alles das in einem Raum,
aus dem es keinen Ausweg gibt,
wie aus einem bösen Traum,
der uns Tag und Nacht umgibt.

Nichts wird für mich bleiben,
gern würd’ ich mich entleiben,
doch ich bin schon totenstarr.

Gut so, sagt der Therapeut,
der seit Jahren mich betreut...
bin ein armer alter Narr.

Mittwoch, 17. März 2010

Ramsenthalers Lebensweisheiten

Die Kunst zu provozieren kann zu ungeahnter Perfektion gesteigert werden.

Poesie ist das, was nicht geschieht.

Die Kunst, ein Parasit zu sein, verdient Bewunderung.

Natürlich ist es von Vorteil, wenn dein Leben nach Plan verläuft, aber die Langeweile und der Überdruß sind damit schon vorprogrammiert.

Phantasie ist dann besonders lustvoll, wenn du dir ehrwürdige Personen in lächerlichen Situationen vorstellst.

Ja, mach nur einen Plan! Du mußt ihn ja nicht verwirklichen, auch die Planungsphase kann sehr lustvoll sein.

Es lohnt sich nicht, sich über die Machenschaften und Schiebereien der Politiker aufzuregen. Wenn du nicht selbst zu solchen Geschäften in der Lage bist, dann zähle den Staat und alle seine Handlanger zu den notwendigen Übeln.

Manchmal genügt es nicht, höflich anzuklopfen, dann mußt du poltern.

Auch im Paradies kann’s ziemlich diesig sein.

Mach dir nichts aus dem Vorwurf, du würdest vor Problemen fliehen. Vor Problemen muß man fliehen, wenn man sie nicht lösen kann.

Viele Politiker sorgen nur für ihr höchst persönliches Allgemeinwohl.

Um sich pudelwohl zu fühlen, muß man nicht zum Hund werden.

Das Private nimmt in unseren Regionen einen viel zu großen Raum ein.

Was aber ist deine Pflicht? Die Anforderungen des Alltags.

Sonntag, 14. März 2010

Die Wahrheit

Hinter allen Menschenmasken
lauert die Verschlagenheit*.
Mehr ist dazu nicht zu sagen:
Das ist des Menschen Herrlichkeit.

*nach Belieben ersetzen durch:
Verlogenheit, Bösartigkeit,
Hinterfotzigkeit, Besessenheit,
Unterwürfigkeit...
(evtl. ohne Artikel)

Dienstag, 9. März 2010

Das Gelächter der Geschlechter

Ist denn Erkenntnis das Geschlechtliche?
Auch heute noch, wo allen alles klar?
Ist es das Nebensächliche,
das stets so vielen alles war?

Ist denn das Unbedenkliche
das, wonach man streben muss?
Oder das Unverfängliche:
Gibt es uns stets de Hochgenuss?

Nein, nur das Gelächter
Der Geschlechter,
das aus den Grüften schallt,

treibt jeden Kostverächter
und jeden Sittenwächter
tief in den kalten Wald.

Montag, 8. März 2010

Neues vom Adel

Der edle Herr zu Buttenberg
ist ein genialer geiler Zwerg.
Wenn sie ihn nur erschauen
erbeben alle Frauen
beim Anblick des Herrn zu Buttenberg.


Die Gräfin Vonundzu
singt lauthals immerzu
Sie trägt ihr langes Haar
höchst seltsam sonderbar
frisiert mit Kalbsragout

Sonntag, 7. März 2010

Kultur

Alle, die Kultur betreiben
Werden arme Trottel bleiben.
Denn ich sag es euch genau:
Das int’ressiert doch keine Sau!

Bücher schreiben, Bilder malen,
Zauberei und Tricks mit Zahlen,
auf der Violine geigen
oder andre Künste zeigen:

Dafür gibt es hier und heute
so gut wie gar nichts, liebe Leute.
Manchmal kriegt man auch zu hören,

dass die Kulturbetreiber stören.
Darum, Leute, geht zum Boxen
zusammen mit den andern Ochsen!

Samstag, 6. März 2010

Die Vorfreude ist die schönste Freude

Der Vorbau ist der schönste Bau.
Die Vorbeugung ist die schönste Beugung.
Der Vorfall ist der schönste Fall.
Der Vorgang ist der schönste Gang.
Das Vorgehen ist das schönste Gehen.
Die Vorhaut ist die schönste Haut.
Der Vorlauf ist der schönste Lauf.
Der Vorort ist der schönste Ort.
Der Vorsatz ist der schönste Satz.
Der Vorspann ist der schönste Spann.
Der Vorstand ist der schönste Stand.
Der Vorwurf ist der schönste Wurf.
Der Vorzug ist der schönste Zug.
usw.

Freitag, 5. März 2010

Ramsenthalers Träume

BÄREN

In einem Traum die Bärenbande
spricht zu ihm im Chor:
Kommst du denn heut noch gut zurande?
Schieß bitte doch kein Eigentor!
Mach es doch wie wir:
iss nur noch Braten, trinke Bier!
Leb einfach in den Tag hinein,
dann wirst du immer glücklich sein.
Er sagt: Wenn's doch so einfach wär'!
Doch leider bin ich halt kein Bär.
Gern lebte ich in Saus und Braus...
Dann war der Traum schon aus.

Mittwoch, 3. März 2010

PLACEBO

Nimm doch einfach mal Tabletten!
Ob sie nützen, weiß man nicht.
Meditier’ mit Kastagnetten!
Ob’s was nützt? Man weiß es nicht.

Trink literweise Kräutertee!
Ob’s was bringt? Das weiß man nicht.
Löffle morgens kalten Schnee!
Ob das hilft? Man weiß es nicht.

Schlafe nachts im Gästeclo!
Ob es gut tut, weiß man nicht.
Rufe zwölf Mal Horrido!
Was es bringt, weiß man nicht.

Helfen denn gebratne Tauben?
Du musst einfach nur dran glauben!

Montag, 1. März 2010

Kleine Fabeln 1

Der Widder

Ein Widder namens Widumir Soichdir wollte mal wieder mit dem Kopf durch die Wand. Vergebens. Mit brummendem Schädel musste er sich das Hohngelächter der Wand anhören, die - bevor sie wieder in grauer Lethargie versank - witzelte: "Wie du mir, so ich dir!" Der Widder nahm sich das zu Herzen und wechselte den Namen. Er heißt nun Widder Waertig.

Sonntag, 28. Februar 2010

So isses

Alles ist bedeutungslos
ohne Sinn und Summ
Wer andres sagt der ist doch wohl
ganz entsetzlich dumm

Samstag, 27. Februar 2010

Der Schwanenritter 2

Der Schwanenritter hockt verdrossen
und wartet auf Erweißnichtwas
Er hat genug von diesen Possen
von diesem jämmerlichen Spaß

Doch leider muss er weiter warten
und hocken dort am öden Strand
vergeblich reckt er die Standarten
vergeblich starrt er in den Sand

Es ist als wär' ihm alles böse
und Schaden droht von überall
ihm fehlt nur eine einzge Meise
sie brächte ihn in den Walhall

Doch Meisen sind hier nicht in Sicht
nur graues Licht und Wasserschwall
den er zu schlagen ab nicht wagt
drum hockt er hier und ist verzagt

Er wartet auf ein Rumtata
doch ihn quält nur die Prostata

Donnerstag, 25. Februar 2010

Das ist er

Fantom Ramsenthaler

Frühlingserwachen 2

Ich schipperte im Segelboot
über die blauen Wellen
Ich würd' auch wie ein toller Hund
im Mondenscheine bellen

Und abends säß' ich an der Bar
von acht bis vier Uhr früh
das fiele mir so herrlich leicht
ganz ohne große Müh'

Im Sommer wär' ich wieder hier
und ließe mich bestaunen
Das ist ein weit gereister Mann!
würden die Leute staunen

Das wäre mir ganz scheißegal
Ich würd sie gar nicht sehen.
Ich würde lächelnd und vergnügt
an ihnen vorüber gehen.


Aus: Wotan, Wagner und viel mehr.
Die schönsten Texte aus den "Bayreuther
Ab und ZuFällen" 1989 - 1997. Bayreuth 2000

Dienstag, 23. Februar 2010

Frühlingserwachen 1

Das winterliche Frustgefühl
fängt an mich zu ermüden
viel lieber säße ich im Zug
und führe in den Süden

Dort nähme ich ein Sonnenbad
und tränke Capuccino
das wäre besser und nicht fad
wie hundert Stunden Kino

Ich läse auch ein gutes Buch
von Liebe und Gefühlen
das Drecksgeschirr bei mir zuhaus
könnte ein andrer spülen

Statt dessen lägen mir die Frauen
die rassigen zu Füßen
und die Idioten hierzuland
würde ich nicht mal grüßen

Montag, 22. Februar 2010

Der Schwanenritter 1

Der Schwanenritter zählt die Meisen
in seinem hohlen Schädel drin
Kuriere künden Wahnsinnsweisen
so voller Ernst und hohem Sinn

Wapp und Waffel rudern leise
durch die stille Mondennacht
wo die Walküren auf der Reise
sie um den Verstand gebracht

Dies ist für viele Sinn des Lebens
die heilige Erfüllerung
der Heide hofft umsonst vergebens
auf gnädige Verständerung

Er wird es nimmermehr begreifen
und krieg auch dabei keinen Steifen

Sonntag, 21. Februar 2010

Wie es kommen wird

Wer wissen will, wie's kommen wird,
dem sage ich ganz klar:
Es wird so sein, wie's immer war,
und meistens war es sonderbar,
ganz selten auch mal wunderbar.

Samstag, 20. Februar 2010

Aus Ramsenthalers Lexikon der Lebensweisheiten

An Tagen, an denen dir die Menschen ausgesprochen lächerlich und banal vorkommen, solltest du bedenken, daß du auch einer von ihnen bist.

Letztlich ist das Leben ein Mißerfolg, du mußt ihm nur möglichst viele lustige Seiten abgewinnen.


Lustgewinn gibt es allenfalls noch auf dem Aktienmarkt.

Es ist schwer zu entscheiden, was größer ist: die Dummheit oder die Schlechtigkeit der Menschen.

Selbst die weiseste Maxime ist nur zur Hälfte wahr, die andere Hälfte ist fromme Lüge oder gilt nur unter bestimmten Bedingungen.

Von Mensch zu Mensch: oft nur die halbe Wahrheit.

Ein Mensch in den besten Jahren hat oft schon die besten Jahre hinter sich.

Wenn dir der Schädel brummt, hilft es bisweilen, wenn du dir selber den Marsch bläst.

Feine Melancholie ist erträglicher als lärmender Frohsinn.

Alle Menschen sind Schauspieler, was den Beruf des Schauspielers doppelt schwierig macht.

Donnerstag, 18. Februar 2010

Traurige Tiere. Ein Bestiarium 2

Die Meise meidet die Gefahr,
ansonsten ist ihr gar nichts klar.

Die Mickey Mouse weiß nicht wohin,
sie kratzt sich sorgenvoll am Kinn.

Der Ochse grübelt Tag und Nacht,
man sieht es selten, dass er lacht.

Der Pinguin spielt nachts Klavier,
er weint dabei bis früh um vier.

Der Rabe rudert auf dem See,
schon lang tun ihm die Flügel weh.

Der Regenwurm kann nicht mehr beten,
denn einer hat ihn platt getreten.

Die Schlange schleicht sich durch die Welt,
in Trauer tief und ohne Geld.

Die Taube torkelt durch die Luft,
vergebens sie um Hilfe ruft.

Der Tiger tigert durch den Tag,
er weiß nicht recht, was er so mag.

Die Trappe trauert schon seit Jahren,
kein Unheil tut man ihr ersparen.



Der Wiedehopf wiehert vergebens,
denn er kennt nicht den Sinn des Lebens.

Dienstag, 16. Februar 2010

So isses

Manchmal gibts an Wintertagen
einfach einmal nichts zu sagen.

Montag, 15. Februar 2010

Ramsenthalers Lebensweisheiten

Meide Menschen, die sich als Weltverbesserer sehen und glauben, alles hänge nur von ihnen ab. Sie könnten behaupten, daß du alles, was dir an Gutem widerfährt, ihnen zu verdanken hast.

Mach dir nichts draus, wenn dich die Leute für wahnsinnig halten. Dies ist eher ein Zeichen dafür, daß sie es selber sind. Und gegen einen wohltemperierten Wahnsinn ist nichts einzuwenden.

Pflege deine Widersprüche und betrachte sie als etwas Positives. Sie bereiten dir vielleicht Mühe, aber sie sind auch ein Zeichen dafür, daß du lebst.

Sei mißtrauisch bei Wissenschaftlern, die sich nicht allgemeinverständlich ausdrücken können.

Bei Gedenk- und Feierstunden, Vernissagen und ähnlichen Veranstaltungen müßte immer eine große Tonne für den Wortmüll bereitstehen.

Du mußt wollen, nicht nur wünschen.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, der aber auch in die Irre führen kann.

Du bist endlich erwachsen, wenn du dich scheust ‚warum?‘ zu fragen.

Was du nicht willst..., das tu dir auch nicht selber an.

Mancher Weg führt in die Irre, was aber sehr unterhaltsam sein kann.

Die Welt braucht dich nicht, darum mußt du erreichen, daß du sie auch nicht brauchst.

Mit den Wölfen zu heulen, macht oft mehr Spaß als mit den Lämmern zu blöken.

Sonntag, 14. Februar 2010

Im Niemandsland

Irgendwo im Niemandsland
fühlen wir die vielen
Lustgefühle in der Hand
die uns einst gefielen

Vögel flattern um uns her
fallen von den Bäumen
Wir denken die Gedanken schwer
in unsren dunklen Träumen

Hierzuland kann man nicht bleiben
und bliebe man
wäre man tot

Hinter trüben Milchglasscheiben
sehen wir wie’s andere munter treiben
für uns bleibt nur die liebe Not

Samstag, 13. Februar 2010

Volle Tüte

Langsam schleicht durch mein Gemüte
eine volle Einkaufstüte.
Drinnen sind gar schöne Sachen,
mal zum Weinen, mal zum Lachen:

Ein gelackter Larifari,
eine bunte Kuckucksuhr,
eine kleine Mata Hari,
eine lange Gartenschnur.

Eine goldne Narrenschelle,
ein beherzter Zinnsoldat,
eine hübsche Bagatelle
und ein Päckchen Fleischsalat.

Dazu noch eine Flasche Bier -
Mehr brauch ich nicht. Das wünsch' ich mir.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Zum Auftakt der närrischen Tage

Obbe rum un unne rum
un mittenei
alles ist doch einerlei
mach dir darum keine Sorgen
nach dem Heute folgt ein Morgen

Mittwoch, 10. Februar 2010

Alles steht

Alles steht auf schwachen Füßen
keiner kann heut sicher sein
selbst die Sterne die uns grüßen
können schon erloschen sein

Plötzlich kann es dir passieren
dass du keinen Schatten hast
In der Sonne kannst du frieren
eine Blume wird zur Last

Gleichwohl bist du noch vorhanden
wenn auch manchmal nur zum Teil
Irgendwo wirst du schon stranden

Einer reicht dir schon das Seil
mit dem du dich erhängen wirst
an deines eignen Hauses First


Aus: Alles ist Sonett. Berlin 1986

ERKLÄRUNG

Sintemal und Samsonite...
Ach es tut mir schrecklich Leid.
Ich weiß nicht warum wieso -
Meistens ist das immer so.

Ramsenthalers Selbstporträt 1

Er hat so was Seltsames
Er hat so was Durchgedrehtes
Er hat so was Wahnsinniges
Er hat so was Durchtriebenes
Er hat so was Unnahbares
Er hat so was Zurückgezogenes
Er hat so was Abgedrehtes
Er hat so was Irrsinniges
Er hat so was Ausgebufftes
Er hat so was Unverständliches
Er hat so was Hintergründiges
Er hat so was Sehnsüchtiges
Er hat so was Katzenartiges
Er hat so was Unvernünftiges
Er hat so was Unausgesprochenes
Er hat so was Eingemachtes
Er hat so was Unsägliches
Er hat so was Primitives
Er hat so was Widerborstiges
Er hat so was Unergründliches
Er hat so was Clowneskes
Er hat so was Unbefangenes
Er hat so was Katzenartiges
Er hat so was Angespanntes
Er hat so was Unentschiedenes
Er hat so was Unkrautiges
Er hat so was Maliziöses
Er hat so was Bedenkliches
Er hat so was Bösartiges
Er hat so was Taktloses
Er hat so was Rüpelhaftes
Er hat so was Überkandideltes
Er hat so was Ungehobeltes
Er hat so was Unverständliches
Er hat so was Abgezocktes
Er hat so was Angewinkeltes
Er hat so was Provinzpolitisches
Er hat so was Großkopfertes

Dienstag, 9. Februar 2010

Ramsenthalers Träume

TABERNAKEL

In einem Dom, im Tabernakel,
sah er im Traum einen Tentakel.
Von Jesus? Nein! Von einem Kraken!
Der Küster kam mit einer Harken
und entfernte dieses Sakrileg.
Er machte sich dann auf den Weg
zu einem Freudenhaus...
Doch leider war der Traum dann aus.

Sonntag, 7. Februar 2010

Aus: Die Verblödung des Abendlands

ABENDLAND
Das Abendland sollte schon längst untergegangen sein, wenn man den Herren Nietzsche und Spengler glauben wollte. Doch es ist ein zäher Brocken, der sich nicht untergehen lässt. Jetzt aber, im Rahmen der immer mehr um sich greifenden Verblödung, könnte bald seine letzte Stunde geschlagen haben...

ABITUR
Das Abitur gibt es heute für jeden, der nur genügend Sitzfleisch hat. In den Hochschulen sitzen dann die jungen Leute und haben wirklich von gar nichts eine Ahnung.

AKADEMIKER
Beschränken wir uns nur auf die Geisteswissenschaftler, von denen einige im vergangenen Jahrhundert noch mit großer Allgemeinbildung prunken konnten. Heute dagegen begegnet man in diesem Bereich fast nur noch Fachidioten, die in einem unverständlichen Jargon über zwei oder drei Themen sprechen können. Alles weitere ist für sie terra incognita.

BILDUNG
Seit einigen Jahren wird der Buchmarkt von Büchern, mit denen man uns zu gebildeten Menschen machen will, überschwemmt. Im Schnellkurs erfährt man alles über Goethe und Schiller, über die Geschichte der Oper und die Hintergründe des antiken Theaters. Am Ende eines jeden Kapitels stehen multiple-choice-Frage, die sehr schön auf Ratesendungen vorbereiten. Schon einige sind auf diese Weise Millionäre geworden – gebildet aber sind die Leser dieser Bücher deswegen noch lange nicht.

BÜCHER
Bekanntlich machen die Buchhändler die größten Geschäfte mit Garten-, Koch- und Ratgeber-Büchern. In vielen Buchhandlungen findet man, mal abgesehen von den Bestsellern, auch nicht viel mehr. In Großstädten gibt es ganz versteckt noch ein oder zwei Buchhandlungen im alten Stil. Früher wurden von Kleinstädten Busfahrten zu solchen altertümlichen Buchhandlungen angeboten, um den Teilnehmern zu zeigen, was der Buchmarkt alles zu bieten hat. Doch die Zahl der Interessenten sank immer mehr, und dann wurden diese Fahrten ganz eingestellt.

Traurige Tiere. Ein Bestiarium 1

Die Amsel ahnt das Leid der Zeit
drum trägt sie stets ihr schwarzes Kleid

Die Biene biestert durch den Wald
sie hat im Leben keinen Halt

Der Igel igelt sich oft ein
er fühlt sich einsam und allein

Die Fliege fliegert durch die Nacht
sie hat es noch nicht weit gebracht

Der Kakadu kackt meistens spärlich
das Leben dünkt ihm sehr beschwerlich

Die Kröte kraucht durch den Salat
dann zögert sie: weiß keinen Rat

Der Kuckuck kuckt so kniesig heute
er ist des fetten Wahnsinns Beute

Der Löwe läuft verwirrt umher
das Leben ist ihm öd und leer

Der Marder hockt in Schwermut da
er martert sich seit Tag und Jahr

Freitag, 5. Februar 2010

Im Schattenland

Da wir genügend Schatten hatten,
wähnten wir uns in Sicherheit.
Wir lagen auf alten Bambusmatten
und dachten an die Ewigkeit.

Wir dachten an alles, an Gott und die Welt,
und an das, was selbige zusammen hält.
Es war alles nicht zu fassen,
aber wir konnten es nicht lassen.

Und draußen kam die Dunkelheit
und mit ihr Unzufriedenheit,
ein Tohuwabu von zähen Gedanken

in unserer Verlassenheit,
am Rand der grauen grauen Zeit.
Wir standen auf, um fort zu wanken.

Donnerstag, 4. Februar 2010

Aus: Fast follkommene Fragmente

11.
Es ist zwar da
doch es will mir nicht einfallen
Es umgibt mich
doch ich komme nicht an es heran
Ich muß es wohl in Ruhe lassen


12.
Wer aber will
mir verraten
wie die Rätsel zu lösen sind?


13.
Immer wieder zieht es mich hinab
in den Schlund
Langsam erst beginne ich
mich dagegen zu wehren


14.
Wenn sich das Unglück
in meinem Schädel einnistet
packe ich es und schmeiße es in die Jauchegrube
aus der aber dann das ganze Land
beglückt wird


15.
Einmal war sie aufgestanden
Ich hatte das Geräusch ihrer nackten Füße gehört
Wollte sie vielleicht zu mir kommen?
Das war gar nicht so
unmöglich



16.
Der junge Held sang ein Lied
in dem das Wort ABRAZO vorkam
Doch ich wußte nicht
was er damit putzen wollte

Mittwoch, 3. Februar 2010

Man soll...

Man soll die Söhne nicht berühren,
es sei denn, man ersehnt den Tod.
Man soll die Töchter nicht verführen,
und wenn dann nur in höchster Not

Und wenn man auf der Promenade
im Fieber mühsam sich bewegt,
dann denkt man nicht an die Pomade,
mit der man sich die Haare pflegt.

So hindern stets uns die Gesetze,
so lauern überall die Netze,
mit denen man uns fangen will.

Am Anfang will man sich noch wehren,
will etwas ändern, sich beschweren,
doch mit den Jahren wird man still.


Aus: Alles ist Sonett. Berlin1986

Dienstag, 2. Februar 2010

Lesen Sie auch: literaturfundstcke.wordpress.com

Achtung: ohne ü

(Fast) Alles über das Leben 1

Das Leben ist eine Achterbahn.
Das Leben ist ein üppiges Mahl.
Das Leben ist nur ein Traum.
Das Leben ist ein Geschenk Gottes.
Das Leben ist Teufelswerk.
Das Leben ist fragwürdig.
Das Leben ist ein Abenteuer.
Das Leben ist Lug und Trug.
Das Leben ist ein Geheimnis.
Das Leben ist nicht leicht.
Das Leben ist kein Papppenstiel.
Das Leben ist kalter Kaffee.
Das Leben ist zum Lachen.
Das Leben ist zum Weinen.

Samstag, 30. Januar 2010

Aus Ramsenthalers Lexikon der Lebensweisheiten

Du mußt lernen, Stunden, ja Tage untätig aber in heiterer Stimmung verstreichen zu lassen.

Auch du bist überflüssig. In einer Überflußgesellschaft ist das nicht verwunderlich.

Wir leben im Zeitalter des Unechten: Gefühle, Gedanken... alles unecht.

Auf der Suche nach dem Ursprünglichen kann es sein, daß man große Sprünge machen muß.

Wer zum Uferlosen tendiert, kann leicht untergehen.

Wenn du schon ein Ungeheuer sein willst, darfst du dich nicht daran stören, wenn du dir selber nicht ganz geheuer vorkommst.

Die Unlust kann auch als Lust empfunden werden.

Du mußt verzeihen können, auch dir selber.

Irgendwann besteht dein Leben fast nur noch an Erinnerungen an verpaßte Gelegenheiten. Verpasse also die Gelegenheiten so, daß du dich später mit Vergnügen daran erinnern kannst.

Freitag, 29. Januar 2010

Ramsenthalers Zaubersprüche

Der Fluch
des Buches
steht im Buch
des Fluches
wenn du es findest
verfluch es

***

Löse das Leben
und locke den Luchs
so wie die Wurzel
den Wuchs

***

Fröne dem Laster
im Laster
mit einem Kataster
und wenn er nicht klemmt
dann passt er

***


Durch Poetik
und Hermetik
vernichtet man
Analästhetik

Donnerstag, 28. Januar 2010

Aus Ramsenthalers Lexikon der Lebensweisheiten

Manche Menschen sind besser als ihr Ruf, doch man hört nichts davon.

Schaff dir deine eigenen Rituale und folge nicht den dämlichen und phantasielosen Ritualen der Gesellschaft.

Mißachte die Regeln, wenn du anders nicht weiterkommst.

Ernähre dich redlich und rede nicht viel.

Alles läuft darauf hinaus, das Rentenalter völlig abzuschaffen; früher oder später wird man Sechzigjährigen die entsprechenden Tabletten geben.

Du mußt nicht jede(n) gleich umarmen, um deine Sympathie zu demonstrieren, die unermüdlichen Umarmer und Küßchengeber sind die Judasse unserer Zeit.

Erst, wenn du merkst, daß du bist, wie du nicht sein willst, kannst du versuchen, das zu ändern.

Wer heute in Würde sterben will, muß einiges dafür bezahlen.

Es gehört auch zur Lebenskunst, das Scheitern, das jeden treffen kann, elegant zu meistern.

Mittwoch, 27. Januar 2010

Fast follkommene Fragmnte

9.
Und die Jahre
gingen ins Land
und wir lebten
glücklich dahin
wie im Märchen
Nur ganz versteckt
lauerte die
Unzufriedenheit


10.
Langsam steigt
die Sonne ins Tal
ohne zu wärmen
Gleichwohl
möchte man doch
die ganze Welt umarmen


11.
Es ist zwar da
doch es will
mir nicht einfallen
Es umgibt mich
doch ich komme nicht
an es heran
Ich muß es wohl
in Ruhe lassen


12.
Wer aber will
mir verraten
wie die Rätsel
zu lösen sind?


13.
Immer wieder
zieht es mich hinab
in den Schlund
Langsam erst
beginne ich mich
dagegen zu wehren

Dienstag, 26. Januar 2010

Aus Ramsenthalers Lexikon der Lebensweisheiten

Fliehe nicht die Trivialität, sie kann sehr erholsam sein.

Manchmal mußt du dich betrinken, um nicht zu ertrinken.

Nur in ihren Träumen entkommen die meisten Menschen ihren Zwängen.

Der Teufel verdient am meisten an den Geschäften der Gottesmänner.

Zum Tier werden: Warum nicht? Du wirst dann vielleicht mehr gestreichelt oder gefürchtet.

Genieße das Traurigsein, auch wenn du keinen Grund dafür hast.

Die Toten sind angekommen.

Unsinn macht manchmal mehr Sinn als der Sinn.

Wie gerne würden doch manche wieder Ureinwohner werden, aber das ist nirgendwo mehr möglich.

Selbst im gepflegtesten Rasen lauern Ungeziefer.

Rechne immer mit dem Unwahrscheinlichen: Du kannst mitten im Wald auf einer wilden Müllkippe eine dort versehentlich abgeladene Zigarrenkiste mit einigen tausend Dollar finden.

Montag, 25. Januar 2010

Traumtiere

Hörst du im Traum Gazellen bellen
wird man dich bald als Mörder stellen

Spielt nachts ein Gilamonster Bach
gibts Ärger viel und Ungemach

Vögelt im Traum ein Huhn den Hahn
steht Neues in der Liebe an

Wenn dich im Traum ein Hund bepisst
dir großes Glück beschieden ist

Träumst du von rolligen Hyänen
kriegst du Ärger mit den Zähnen

Ein Jaguar im Traum ist gut
bringt neue Energie ins Blut

Doch wenn ein Jaguar dich beißt
das große Depression verheißt

Traumtiere

Träumst du von einem Austernmahl
hast du bald Sorgen ohne Zahl

Träumst du von Bären in Aspik
bist du bald abscheulich dick

Spricht dich im Traum ein Biber an
dies großes Glück bedeuten kann

Träumst du von schwarzen Dohlen
wird dich bald der Teufel holen

Siehst du im Traum drei Dromedare
hast du bald eisig graue Haare

Träumst du von Eseln auf der Weide
bedeutet dies viel Herzeleide

Träumst du von trauersatten Eulen
wirst du am nächsten Morgen heulen

ff

Sonntag, 24. Januar 2010

KANT ZU EHREN

Das Ding an sich
ist ein Dinkelbier
der sündigen Hasen
mit dicken Nasen

Kulinärrische Verse

ENTZUGSERSCHEINUNGEN

Brave Kinder essen gerne
Eis und Schokoladensterne
böse aber auch

Dennoch war es stets der Brauch
böse mit Entzug zu strafen
Nachtisch kriegen nur die Braven

Samstag, 23. Januar 2010

Ruhe und Bewegung - Auswahl 1

Sehen Sie im Verfasser dieser Zeilen den Helden eines Romans und stellen Sie sich die (Nicht-)Ereignisse vor, denen er ausgesetzt sein könnte.

Sich bewegen entlang der ruhenden Dinge: gefährlich.

Und immer der Wunsch, selbst ein ruhendes Ding zu werden.

Etwas über die Ruhe sagen, widerspricht dem Prinzip der Ruhe. Doch vielleicht muss es gesagt werden, um endlich Ruhe zu haben.

Der Infinitiv: das Verb in Ruhe (Zeit- oder Tätigkeitswort?). Unvorstellbar: da wir immer Aktionen sehen.

Die Bewegungslosigkeit ist oft eine erzwungene Haltung, da jeder Raum für eine zufrieden stellende Bewegung verbarrikadiert ist.

(aus: F. J. Schultz: Ramsenthaler, der Melankomiker aus Oberfranken... Berlin 1988. S. 80 ff.)

Freitag, 22. Januar 2010

Aussichten

Ich denke mir immer:
Es wird noch schlimmer.
Es wird nicht besser!
Wir landen alle
unter dem Messer.

Mittwoch, 20. Januar 2010

Ramsenthalers Zaubersprüche

Spiele das Nichts
und schlinge das Sein
werde vermessen
und unsagbar klein

Rufe die Botschaft
in dunkler Nacht
so wie's die Helden
schon immer gemacht

Küsse den Schädel
und das Gebein
dann wirst du immer
und ewiglich sein

Aus dem Leben der Akademiker

Il Professore

Wenn der alte Professore
weise wie ein Guru spricht,
glaubt er sich auf der Empore,
alle lauschen ganz erpicht.

Gern zitiert er Macchiavelli,
denn die Macht gefällt ihm gut.
Und kommt es mal zum casus belli,
brüllt er rasend voller Wut:

Ihr seid doch arme Kreaturen!
Ohne mich wäret ihr nichts!
Ihr hinterlasst doch keine Spuren!
Außer mir kommt lange nichts!

Ja, so ist der Professore:
edle Anmut con furore.

Montag, 18. Januar 2010

Ramsenthalers Träume

Abgrund

Ein Abgrund tat sich vor ihm auf,
vergeblich wollte er hinauf,
doch immer näher rutschte er
zum Abgrund hin, zum schwarzen Meer.
das unten auf ihn harrte...
Da nahm er eine Karte
von Australien,
schon war er in Italien
und hatte Sex mit sechzig Frauen,
die..., doch mehr war nicht zu schauen.

Sonntag, 17. Januar 2010

RAMSENTHALERS TRÄUME

Torten

Ganz gleich an welchen Orten
träumt er oft von Torten:
Sachertorte, Käsesahne,
mit Pflaume, Apfel und Banane,
mit Schoko, Marzipan und Nuss,
im Guss auch gerne einen Schuss
Orangen- oder Kirschlikör...
All das, das liebt er doch so sehr,
dass er nach solchen Träume sagt:
O gäb' es das doch jeden Tag!

Donnerstag, 14. Januar 2010

Manchmal gibts an Wintertagen
einfach einmal nichts zu sagen.

Mittwoch, 13. Januar 2010

Ontologie

Ich bin
Du bist
Wir sind
Ihr seid
Wir tragen all
das gleiche Kleid
Wir haben alle
nichts zu lachen
und müssen dennoch
weitermachen
Aus Ramsenthalers Lexikon der Lebensweisheiten:

Es gibt keinen Sinn, aber viele Formen von Sinnersatz: Disziplin, Religion, Vernunft, Zen... Du hast die freie Auswahl.

Wer das Sagen hat, verbietet gern anderen das Wort.

Wer zu viel mit sich selber redet, findet nur eine Selbstsicherheit, die auf schwachen Füßen steht.

Systeme verfestigen sich; die Abtrünnigen schaffen für kurze Zeit Freiheit, dann ein neues System.

Manche Menschen schauen lieber in trübe Spiegel.

Wir sind Spielbälle der Götter, die es nicht mehr gibt.

Sei froh, wenn du nicht zu denen gehörst, die immer scheitern, ganz gleich was sie tun.

Mit der Spaßkultur hat der Spaß ein Ende.

Dienstag, 12. Januar 2010

AUS DEM LEBEN DER AKADEMIKER

Zauberspruch

academix acadumm
wissenschaft & streben
koitales kompendium
zitate & zibeben

kunterbunt & konstruktiv
apendix abendland
imanent & instruktiv
harakiri hand in hand

prämonstrale prätation
interkulturell
semantisches symposion
geistig generell

blut zu blute hirn zu hirn
Erleuchte meine denkerstirn!

Montag, 11. Januar 2010

Aus Ramsenthalers Lexikon der Lebensweisheiten:

Alles führt irgendwohin und dann wieder weiter.

Sich einIgeln: nicht immer zu empfehlen, aber machmal ganz erholsam, und die Stacheln sollte man sowieso viel öfter zeigen.

Wer allzuviel improvisiert, ist kaum imstande, in der Hierarchie der Machtmenschen weit nach oben zu kommen.

Intelligenz kann auch bei Tellerwäschern vorhanden sein, was die Neunmalklugen aber nicht wahrhaben wollen.

Nicht immer ist es angenehm, intim zu werden.

Irrtum macht noch kein Genie.

Die Sehnsucht nach Italien kann zur Sucht werden.

Der Jahrmarkt der Eitelkeiten ist auch nicht mehr das, was er einmal war.

Zu jubeln gibt es wenige Anlässe. Laß dich aber trotzdem nicht davon abhalten.

Sonntag, 10. Januar 2010

IDENTITÄT

Google kennt mich ganz genau
und ich kenne Google.
Google weiß: Ich bin die Frau
vom Herrn Minister Hugel.
Hugel aber ist 'ne Frau,
ganz geschlechtsumwandelt.

Damals war er noch ein Mann,
als ich, ziemlich polygam,
mit ihm angebandelt.
Heute bin ich, ganz fatal,
ein neutrales Wesen.
Google ist das ganz egal,
will mich nur noch lesen.

Aber ich bin Ramsenthaler,
ein verfress'ner, gar nicht schmaler,
ganz multipler Geist -
nach Diktat verreist.

Samstag, 9. Januar 2010

KULINÄRRISCHE VERSE

Aphrodisiaka

Das rosa Fleisch der Lambimuschel
erweckt die Liebeslust:
Du brauchst ein zärtliches Gekuschel
und heiß dich paaren musst.

Andre reiben Tigerpenis
in warmes Hasenblut,
und an den Buchten der Ägäis
macht man's mit Wurzelsud.

Die Franken lutschen Stangenspargel,
in Butter kurz geschwenkt,
die Wiener kauen alte Quargel,
wenn sich die Nacht herniedersenkt.

Ob's wirklich nutzt, kann keiner wissen...
Nach manchem kann man sehr gut pissen.



(aus einem Kalender für das Jahr 1997)

Freitag, 8. Januar 2010

Nacktscanner nur für FKK-Anhänger!
Mythen & Co GmbH KG

Wir bieten alle Weltzeit-Mythen
in ganz speziellen Plastiktüten.
Ob postanal, ob struktural,
mit unsern Mythen ists egal,

ob man die Welt verändern will
oder ob man lieber still
hinter seinem Ofen hockt,
auch wenn die Weltverbess'rung lockt.

Wir machens intermedial
okultisch, mystisch und astral,
zur Not auch gerne penidal:
Wir bieten Mythen ohne Zahl!

Die Konstruktion ist uns vertraut,
Dekonstruktion ist unsere Braut,
mit der wir gerne Sie beglücken
und Ihr Hirn ad hoc bestücken.

Sie finden uns im Internet,
bei Google und in Ihrem Bett.
Mit Mythen machen wir Musik
auf Spanholzmöbeln oder Teak.

Wir machen müde Mythen munter,
wir holen uns die Mythen runter.
Und gehts mal drunter oder drüber:
Wir schicken neue Mythen rüber!

Ob postbanal, ob surreal,
ob hinterfotzig pränatal,
ob demokratisch, ob feudal:
Wir bieten Mythen ohne Zahl!

Mittwoch, 6. Januar 2010

Fast follkommene Fragmente

6.
Klirrend
sagt man
von der Kälte
Eher zieht sie sich wie
eisiger Samt
über das Land




7.
Die Nacht verging,
und ich schlief einen
unruhigen Schlaf
Am Morgen irrte ich
durchs Haus
denn eine böse Begierde
hatte von mir
Besitz ergriffen




8.
Ob es mir morgen
wieder gelingen wird
Sinn zu finden
in dieser übervollen
sinnlosen Welt?

Dienstag, 5. Januar 2010

6. Januar

In Bayern trinkt man Stärke an,
in Preußen muss man schuften:
So klaffen bis zum heut'gen Tag
in Deutschland tiefe Kluften.

Sonntag, 3. Januar 2010

Aus Ramsenthalers Lexikon der Lebensweisheiten:

Feine Melancholie ist erträglicher als lärmender Frohsinn.

Alle Menschen sind Schauspieler, was den Beruf des Schauspielers doppelt schwierig macht.

Eine Mode erkennen viele erst dann, wenn sie aus der Mode gekommen ist.

Das Leben ist ein Maskenball, doch die Masken sind so schlecht, daß sie nicht mehr prämiert werden.

Viele Menschen sind Mülleimer, die wahllos mit Unrat gefüllt werden – nicht selten von ihnen selber.

Minderheiten muß man ertragen, aber nur, wenn sie verträglich sind.

Manchmal mußt du jammern, um dir Mut zu machen.

Genieße die Melancholie der Nebel- und Regentage!

Freitag, 1. Januar 2010

Manchmal gibts an Wintertagen
einfach einmal nichts zu sagen.
Zum Neuen Jahre eine

BRATWURST

Der Zirkus war klasse
Pinguine traten auf
sie speisten im Frack
an einer blendend weißen Tafel
Die Zuschauer allerdings
gingen leer aus
Die Mägen knurrten
wie die Tiger der nächsten Nummer
Nach der Vorstellung waren wir
so hungrig und gierig
dass wir den Bratwurststand gegenüber
ratzekahl fraßen
mit Pommes natürlich