Mittwoch, 30. März 2011

Soeben erschienen

"Walküren und andere Fantome. Die schönsten Seiten aus den Bayreuther Ab- und ZuFällen".
Mit vielen Gedichten und anderen Texten von Rupprecht S. Ramsenthaler...

Montag, 28. März 2011

Aufgepasst

Kurz vor der Erscheinung:

"Walküren und andere Fantome.
Die schönsten Seiten aus den
'Bayreuther Ab- und Zufällen'"

Das Leben ist so nett 22

O gib dem Leben einen Sinn:
Das Leben ist die Lügnerin,
das Leben ist der Höllenschlund,
das Leben ist mal grau, mal bunt.

Aus Ekel bleibe ich im Bett,
ich bin so schmutzig, bin so fett.
Die Lampen glotzen grün und rot,
ich hätte gern ein Butterbrot.

Das Leben ist total verhunst,
drum mache ich auch keine Kunst.
Ich mache nur Gereimtes.

Ich spüre, wie mich alles stört.
Warum nur ward ich nicht erhört?
Es gibt nur noch Geleimtes...

Samstag, 26. März 2011

La vie

La vie est brève
un peu de rêve
un peu d'espoir
et puis bon soir

Mittwoch, 23. März 2011

Das Leben ist so nett 21

Im Leben hilft nur leichter Wahn,
wohl temperiert wie Bachs Klavier,
der hilft auch gegen diesen Zahn
der Zeit und gegen jegliches Getier,

das immer wieder deine Bahn
empfindlich stört.
Ja, das ist unerhört!
Doch du kannst nix dagegen machen,

du kannst nur leise lachen,
wenn diese matten Schranzen
wollen auf deiner Nase tanzen.

Zieh dich zurück in deinen Wahn!
Lebe im schönen Schlendrian!
Lass fahren diese Nebensachen!

Dienstag, 22. März 2011

Dromedare

Auf dem Rücken seiner Dromedare
reiste Don Pedro D'Alfamare
voller Freude durch die Welt,
fand alles wohl bestellt.
Ich tät' es auch, auch ohne Ware,
hätte ich nur die Dromedare.

(frei nach Guillaume Apollinaire)

Rätsel

Spürbar ist's, doch ziemlich leise,
jeder kennt's auf seine Weise,
es ist immer um dich rum -
pack es einfach, sei nicht dumm!

Mittwoch, 16. März 2011

Aus der Werkstatt des Eigenschaftswortlers

Das Unanständige

Wenn in einem Tal sich zwei begegnen, kann es sein, dass das Unanständige geschieht. Dabei ist es vollkommen gleichgültig, ob es sich um zwei Frauen, zwei Männer, einen Mann und eine Frau, zwei Saubären oder um andere handelt. Das Unanständige kann zustande kommen, muss aber nicht.

aus: F. J. Schultz: Ramsenthaler. Der Melankomiker aus Oberfranken. Bericht über die letzten Wochen seines Dasein und über sein Verschwinden nebst einer Auswahl aus seinen Aufzeichnungen. Berlin. Verlag Rolf A. Burkart. 1988

Sonntag, 13. März 2011

Das Leben ist so nett 20

Manchmal denke ich für mich:
Das Leben ist absonderlich
Manchmal ist es elegant
doch dann wieder eitler Tand

Manchmal ist es schizophren
zugleich doch wieder fotogen
Manchmal ziemlich abgefahren
dann gebrechlich alt an Jahren

Manchmal ist es aufgenuttet
und dann wieder ausgeputtet
Manchmal schön und königlich
doch dann wieder elendig

Wie es aber wirklich ist
weiß nicht mal der Herre Christ


aus: Der Rote Ramsenthaler Reader
(soeben erschienen)

Freitag, 11. März 2011

Fast follkommene Fragmente

57.
Tief in den Brunnen steigen
im Schlamm wühlen
und vielleicht etwas Schönes finden




58.
Die Elstern schäkern in den Zweigen
Ich verstehe ihre Sprache nicht
und habe ihnen nichts zu sagen




59.
Jetzt im warmen Wasser liegen
die alten Knochen pflegen
im Dampf sich auflösen
und wie Apollo ein neues Leben beginnen




60.
Wandern immer weiter wandern
auch im Winter
und hinter den weißen Bergen
das geheime Ziel erreichen




61.
Was ich empfinde wenn ich empfinde
geht keinen was an
Nur bisweilen verrate ich
kleine Geheimnisse



62.
Den Mond anzuheulen
bringt auch nichts
Er hört es sowieso nicht
und man läuft Gefahr
für verrückt erklärt zu werden

Mittwoch, 9. März 2011

Ramsenthalers Lebensweisheiten

Du mußt lernen, Stunden, ja Tage untätig aber in heiterer Stimmung verstreichen zu lassen.

Auch du bist überflüssig. In einer Überflußgesellschaft ist das nicht verwunderlich.

Wir leben im Zeitalter des Unechten: Gefühle, Gedanken... alles unecht.

Auf der Suche nach dem Ursprünglichen kann es sein, daß man große Sprünge machen muß.

Wer zum Uferlosen tendiert, kann leicht untergehen.

Wenn du schon ein Ungeheuer sein willst, darfst du dich nicht daran stören, wenn du dir selber nicht ganz geheuer vorkommst.


Die Unlust kann auch als Lust empfunden werden.


Du mußt verzeihen können, auch dir selber.

Irgendwann besteht dein Leben fast nur noch an Erinnerungen an verpaßte Gelegenheiten. Verpasse also die Gelegenheiten so, daß du dich später mit Vergnügen daran erinnern kannst.

Manchmal mußt du so lange an einem Ort verharren, bis du meinst, die Zeit stehe still.

Schön wäre es, wenn man bis ins hohe Alter hin und wieder eine lustvolle Verführung erleben könnte.

Als Versager zu gelten, hat auch Annehmlichkeiten: Du wirst von den meisten in Ruhe gelassen.

Übe dich im Verzicht. Es ist angenehmer auf etwas zu verzichten, als es von anderen vorenthalten zu bekommen.

Auch die Vollkommenheit ist letztlich nur ein Bruchstück.

Auch dein Leben besteht größtenteils aus Varianten.

Wenigstens einmal im Jahr sollst du nur den Vögeln lauschen.

Wir leben in einer virtuellen Welt, aber wer hat sie installiert?

Wir sind vergänglich, das kann oder will auch Gott nicht ändern.

Manche flüchten sich in die Verwirrung, weil ihnen alles klar geworden ist.

Führe dich oft in Versuchung!

Sonntag, 6. März 2011

Zugabe

Einst hauste ein Mann in Prien,
ihm alles so traurig erschien.
Doch dann kam auf einmal das Glück,
und er wollte niemals zurück
in die schöne Klinik in Prien.

Samstag, 5. März 2011

Träume aus der Klinik

Verschwinden

Ich soll verlegt werden
Der Bus steht schon vor der Tür
Und ich weiß
Man wird mich nicht mehr finden


Bevor mir das passiert, verschwinde ich lieber gleich von alleine...

Anders gesagt:

Coming home

hoi
mein goi
im heim
in como

Aufzeichnungen aus der Klinik

Man muss die Schwermut auf die Spitze treiben, bis zu einer Art düsterem Nonsense.
Das hilft ungemein. Als Form könnte man sich den Limerick denken. Ich bevorzuge das
Sonett. Etwa so:


Im Leben sind wir nur Trabanten
von einem unbekannten Stern.
Wir sind nur Adjutanten
von einem unbekannten Herrn.

Wir sind nur kleine Teilchen
Von einem unbekannten Werk.
Wir sind ganz blasse Veilchen
von einem Gartenzwerg.

Und alles bleibt sich immer gleich,
vom Säugling bis zur alten Leich’:
immer dasselbe, ohn’ Unterlass.

Vergeblich fragt man sich: Warum?
Um zu verstehen, sind wir zu dumm.
Nur manchmal gibt es etwas Spaß.

Donnerstag, 3. März 2011

Das Leben ist so nett 19

Und wieder ist die Fastnacht* da!
Im Leben immer, sowieso.
Wir sangen gerne Tralala
und war’n im Grunde gar nicht froh.

Wir tanzten gerne aus der Reihe,
verließen gern den alten Trott.
Dann kam’s zu einer höh’ren Weihe,
nun bleibt nur Ironie und Spott.

Schale Gedichte, müde Wut,
schon morgens ist uns gar nicht gut,
wir würden gern uns übergeben.

Unsagbar zäh ist unser Blut,
fast bis zum Hals steht uns die Flut.
Vorbei ist unser höh’res Streben.


*Variante: der Fasching

Mittwoch, 2. März 2011

Ramsenthalers Lebensweisheiten

In einer schlaflosen Nacht kannst du den Unsinn des Lebens erkennen, danach schläfst du besser.

Jeder schweigt anders.

Unseren täglichen Sinn gib uns heute!

Die im Schatten schwitzen nicht.

Das Schicksal könnte ohne den Zufall nicht in Erfüllung gehen.

Erkenne dich selbst und sage niemandem etwas davon!

Manche Menschen sind völlig nichtssagende Schwätzer.

Die Sünden bereut man am meisten, die man nur halbherzig begangen hat.

Wer sich selbst gut kennt, wird auch vor anderen nicht mehr erschrecken.

Irgendwann wird man zu dem, der man glaubt zu sein.

Es gibt keinen Sinn, aber viele Formen von Sinnersatz: Disziplin, Religion, Vernunft, Zen, Therapie... Du hast die freie Auswahl.

Wer das Sagen hat, verbietet gern anderen das Wort.

Wer zu viel mit sich selber redet, findet nur eine Selbstsicherheit, die auf schwachen Füßen steht.

Das Leben ist so nett 18

Im Leben ist’s – jetzt kommt es raus –
so wie in einem Krankenhaus*:
Der Chefarzt kommt mal zur Visite,
man hat an ihn so manche Bitte,

doch leider wird sie nicht erfüllt.
Es ist die Krankheit, die man fühlt,
Krankheit im Körper, Krankheit im Schädel.
Frau wünscht, sie wäre noch ein Mädel,

Mann denkt an seine Jugendsünden,
die würde er jetzt gern verkünden,
doch keiner ist dran int’ressiert.

Man hockt hier unter fremden Leuten,
umringt von forschen Therapeuten,
man hockt hier rum, man schweigt, man friert.


* Variante: Irrenhaus