Dienstag, 30. November 2010

Das Leben ist so nett 3

Das Leben bietet viele Sachen:
Mal zum Weinen, mal zum Lachen.
Mal zum Quieken und zum Schreien.
Das Leben muss man sich nicht leihen.

Es bietet Kuchen, süße Torten,
auch Hässlichkeit mit schönen Worten.
Es bietet Freunde: ehrliche,
und Freunde: ganz abscheuliche.

Es bietet Feinde: ganz gemeine,
und Feinde: edle feine.
Es bietet dies, es bietet das.

Es bietet zwischendurch auch Spaß.
Das Leben bietet Mancherlei
und meistens sehr viel Einerlei.

Sonntag, 28. November 2010

Das Leben ist so nett 2

Manchmal kommt es ziemlich dicke
Manchmal kommt es ziemlich klein
Manchmal kommt es wie ne Zicke
Manchmal kommt es mittenrein

Manchmal kommt es auch von hinten
Manchmal aber auch von vorn
Manchmal kommt es voller Finten
Manchmal kommt es voller Zorn

Manchmal kommt es mit Gebrause
Manchmal kommt es aus dem All
Manchmal kommt es nach ner Sause

Manchmal kommt’s mit lautem Knall
Manchmal auch mit Überschall
Manchmal macht es eine Pause

Donnerstag, 25. November 2010

Das Leben ist so nett 1

Manchmal ist das Leben seltsam
Manchmal ist es wie es ist
Manchmal ist es sehr behutsam
Manchmal ist es großer Mist

Manchmal ist es voll Gefahr
Manchmal ist es still und leise
Manchmal ist es sonderbar
Manchmal hat es eine Meise

Manchmal ist das Leben schnuppe
Manchmal hat es einen Sinn
Manchmal gleicht es einer Puppe

Manchmal sitzt es mittendrin
Manchmal ist es eine Suppe
Meistens ist es ohnehin

Mittwoch, 24. November 2010

Ende

Nein so geht das nicht!


Damit endet dieses Romanfragment von
Rupprecht S. Ramsenthaler.

Samstag, 20. November 2010

Keine Cola 1

Agathe war mal wieder zu Besuch und Julius zeigte ihr seine Aufzeichnungen.
Ich weiß nicht, sagte sie. Das alles wirkt auf mich sehr gekünstelt, aufgesetzt.
Vielleicht solltest du weiter zurück gehen. Was du heute bist, ist in deiner Kindheit entstanden, zumindest sind die Fundamente dafür gelegt worden. Damit solltest du dich mal beschäftigen.
Wenn ich daran denke, es war in den fünfziger Jahren, fällt mir als erstes ein, dass ich keine Cola trinken durfte. Das war Gift für meine Eltern.
Genau! So was! Ganz alltägliche Beobachtungen.
Schön, ich fange damit an und werde diesen Fragmenten den Titel „Keine Cola“ geben.
Wie wir wissen, ist Julius ein braver Junge und auch dieses Mal machte er sich gleich an diesem Abend ans Werk. Folgendes brachte er zu Papier:

Kammerwoog: Eine Badeanstalt in Idar-Oberstein, wo ich am 12. April 1949 geboren wurde. Hier hat man die Nahe gestaut, und so ist eine Badeanstalt entstanden, von der meine Mutter mir oft erzählt hat. Als Kind war ich auch des öfteren hier, doch da gab es schon ein richtiges Schwimmbad. Am Anfang steht das Wasser, der Fluß...

Schöfferhof: Eine Gastwirtschaft, in der sich mein Großvater, der Vater meiner Mutter mit Freunden zum Skatspielen traf. Meine Mutter hat ihn als junges Mädchen dort manchmal abgeholt, doch sie mußte warten und bekam eine Tafel Schokolade und ein kleines Bier.

Tünnes und Scheel: Zwei Kölner Witzfiguren, von denen mein Großvater, der aus Euskirchen stammte, öfter erzählt haben soll; auch meine Mutter hatte noch einige dieser Witze in ihrem Repertoire. Zum Beispiel: Tünnes hatte ein eigenes Flugzeug und überredete Scheel, doch einmal mitzufliegen. Scheel hat Angst, doch schließlich fliegt er mit. Tünnes führt ihm seine Künste vor, dreht auch einige Loopings. Nach der Landung fragt er seinen Freund: „Na, wie war’s?“ Scheel: „Schön, doch was ich vorher in der Hose hatte, habe ich nun im Hals.“

Bei Lenchen, in einer Kneipe in der Bismarckstraße, traf sich mein Onkel Franz am Samstagnachmittag mit Freunden zum Skatspielen. Dort durfte ich ihn abholen und bekam beim Warten eine Limonade und Salzstangen oder eine Bretzel.

Im Garten hinter dem Haus in der Bismarckstraße soll mein Großvater im April 1945, als die Amerikaner näher rückten, Waffen vergraben haben. Später habe ich danach gegraben, vergeblich.

Dieses mehrstöckige Haus konnte mein Großvater vor dem Krieg kaufen, weil er mit einer seiner Erfindungen genug Geld verdient hatte (angeblich ein Patent an die Firma Pelikan). Später hatte er mit seinen Erfindungen kein Glück mehr, er machte Schulden, sein Gehalt als Stadtrentmeister wurde gepfändet, das Haus mußte wieder verkauft werden. Die Familie lebte dort nur noch zur Miete.

Donnerstag, 11. November 2010

Professor Schulze und die Weiber (Forts.)

Da erinnerte sich Julius daran, dass ihm kürzlich ein Buch mit Aphorismen zur Lebenshilfe zugesandt worden war. Von einem gewissen Ramsenthaler. Er blätterte darin und fand einige Weisheiten zum Thema Leben-Lieben-Leiden:

Lebe so, wie du wünschst, einmal gelebt zu haben.

Das Leben besteht aus unzähligen Möglichkeiten, und es fällt schwer zu entscheiden, welche man verwirklichen soll.

Liebe ist wie ein Vulkan, meist ein erloschener.

Die Liebe hat selten Bestand, bestenfalls wird sie zu einer lieben Gewohnheit.

Du mußt dich mit deinen Lastern und Leidenschaften abfinden, und damit, daß die anderen meist andere Laster und Leidenschaften haben.

Die Kunst, sein eigenes Leiden zu genießen, bringt nur in der Höchstform Gewinn.

Manche Menschen lassen leiden, einige sich selbst am meisten.
Alles kann zur Last werden, auch gute Menschen, schöne Dinge...

Lustgewinn gibt es allenfalls noch auf dem Aktienmarkt.

Dienstag, 2. November 2010

Professor Schulze und die Weiber (Forts.)

In der Liebe muss ich immer leiden! seufzte Julius. Doch wie sagt schon Goethe: Hab ich großes Liebesleid, gibt mir ein Gott die Kraft zu sagen, wie ich leide (oder so ähnlich). Und mit Hilfe seiner Stirnlappen entstand das folgende Gedicht:

Bei Liebeskummer oder Die Riesentorte

Liebe ist doch nur ein Stück
von dem großen Liebesglück.
Musst du die Liebe einmal suchen,
bleibt noch ein großes Stück vom Kuchen:

Schweinebraten, Semmelknödel,
schöne Funde auf dem Trödel,
Wagnerklänge, Kunstgenüsse,
Matjeshering, Negerküsse...

Alles das und noch viel mehr
gibt das Leben für uns her.
Und drohen Depressionen heut,
hilft bestimmt ein Therapeut.

Hört auf Ramsenthalers Worte:
Das Leben ist `ne Riesentorte!

Wer ist Ramsenthaler?, fragte sich Julius. Ohne zu wollen, hat er diesen Namen zu Papier gebracht. Vermutlich irgendein Märchenonkel, eine Gestalt aus einem billigen Schundroman. Julius wusste nicht, dass er selber diese Gestalt in einem Schundroman war.