Donnerstag, 28. März 2013

Ein Gedicht


Der Künstler

Was treibt den Künstler wirklich an?
(Ob er nun Frau ist oder Mann.)
Warum schreibt er denn Gedichte?
Warum malt sie Bilder, dunkle oder lichte?
Warum komponiert er Stücke?
Ist es nur zum eignen Glücke?

Ist denn dieser Schaffensdrang
vergleichbar mit dem Gang
zum Klo, um sich zu erleichtern?
Oder will sie sich bereichern?
Oder ist er ein Engel, ein ganz reiner?
Das alles weiß bis heute keiner.

Man braucht’s im Grund auch nicht zu wissen.
Würde man sie denn wirklich vermissen?
Doch: Fehlte der Künstler oder die Künstlerin,
der Dichter oder die Dichterin...,
fragte man und würde dabei ein wenig rot:
Ja, wo ist er denn, der Idiot?


Dienstag, 26. März 2013

Ramsenthalers rätselhafte Ratschläge

Wird's an Ostern ganz polar:
Schnee und Graupel, Sonne rar:
Dann heize ein
und koche fein!
Denk dran, wie warm es früher war!

Montag, 25. März 2013

Aus unveröffentlichten Werken


ROT
Zum roten Wein
die rote Blume
ein Feuer
und ein roter Kopf
dazu Spaghetti
und ein Stückchen Schinken

Samstag, 23. März 2013

Aus unveröffentlichten Werken

Der Schein trügt,
der Trug scheint.

Freitag, 22. März 2013

Ramsenthalers rätselhafte Ratschläge


Kommt es mal ganz bös zuhauf,
nimm es lächelnd, leicht in Kauf.
Kniee nieder,
singe Lieder!
Und schon bist du obenauf.

Donnerstag, 21. März 2013

Herzlichen Glückwunsch

Heute hat Jean Paul Geburtstag. Glückwunsch!
Aus diesem Anlass hier ein Satz von ihm, der mir am besten gefällt: 
"Keiner denkt mehr frei, der ein System hat."
Ein Satz, über den alle Befürworter der Bologna-Reform mal nachdenken sollten.



Sonntag, 17. März 2013

Ramsenthalers rätselhafte Ratschläge

Wird zu viel der Überdruss,
man sich einfach sagen muss:
Ich bin grandios, ich bin genial!
Ich bin super, phänomenal!
Schon ist alles ganz famos:
Du fühlst dich gut, du fühlst dich groß...

Freitag, 15. März 2013

Aus Ramsenthalers Notizheften

"Entwirf bei Wein, exekutiere bei Kaffee." (Jean Paul)

Dienstag, 12. März 2013

Panizza beschimpft München 2

Zur Strafe wurde Panizza eingesperrt und starb 1921 geistig umnachtet in einer Bayreuther Heilanstalt, in dieser Wagner-Stadt, über die er Jahre zuvor berichtet hat...

Panizza beschimpft München

Ramsenthaler lebte einige Jahre in München, doch er konnte diese Stadt und ihre Bewohner nie so recht leiden. Ähnlich wie Oskar Panizza:
http://www.literaturportal-bayern.de/blog?task=lpbblog.default&id=228


Panizza22: Panizza beschimpft die Münchner

Am 8. August 1896 wird Panizza aus der Haft entlassen. Er fährt nach München, Freunde holen ihn vom Bahnhof ab. Man versammelt sich in Panizzas Wohnung, um die Entlassung zu feiern. Doch wie soll es weitergehen? Man hat ihm ja früher schon empfohlen, in die Schweiz zu gehen. (Vgl. Post Nr. 18) Darüber unterhält er sich mit Freunden und Bekannten. Letztlich ist es wohl Ludwig Scharf (1864 – 1939), einer der 12 Scharfrichter, der ihn darin bestärkt, nach Zürich zu gehen, ja sogar die bayerische Staatsbürgerschaft aufzugeben. Am 26. Oktober 1896 wird er aus der bayerischen Staatsbürgerschaft entlassen. Zuvor muss er aber noch 5,92 Mark zahlen, die er den Behörden schuldig ist. Am 28. November  beantragt er die Aufenthaltsgenehmigung für Zürich, die ihm am 17. Februar 1897 gegen eine Kaution von 1200 Mark erteilt wird, allerdings vorerst nur bis zum 31. Dezember. Im selben Jahr veröffentlicht er in Zürich als Broschüre einen Text, der in der Heimat wie eine Bombe einschlägt: „Abschied von München. Ein Handschlag“. Nun ja, Bombe, das ist vielleicht etwas übertrieben, denn es war damals, wie es heute ist: Für die Schriften und Aktivitäten der Literaten interessiert sich nur ein kleiner Prozentsatz der Bevölkerung, eine kleine Gruppe. Doch da wirkte Panizzas „Handschlag“ zumindest wie ein Paukenschlag.
Diese gerade mal vierzehn Seiten umfassende Schrift beginnt ganz harmlos, wie ein Brief an Freunde: „Meine lieben Münchner! [...] Setzt Euch her zu mir! Wir wollen ein bisschen Konzil halten; ein süß-vertrauliches, liebes Konzil.“ Panizza hat diese Schrift in der Schweiz unter dem eigenen Namen veröffentlicht, doch spätestens jetzt wusste jeder, der sich für Literatur interessierte, wer der Autor war: ‚ein liebes Konzil’... Nun folgt eine Suada von Beschimpfungen, die sich gewaschen hat. Generaltenor: Er wirft de Münchnern ihre „geistige Versumpfung“ vor. Die Münchner Bevölkerung bestehe ja nur aus Bierbrauern und Metzgern bzw. aus Biertrinkern und Fleischfressern. „Wehe, wer Euch [den Münchnern] zumutet, Gedanken zu verdauen! Ihr zerhackt und zermetzgert ihn in der entsetzlichsten Weise.“ „Feindselig schlosset Ihr Euch immer ab gegen alles, was Geist bedeutete. Es war Eure einzige Feindschaft, diese aber unerbittlich.“ Und nun geht Panizza die Geschichte durch und schildert, wie die Münchner immer wieder gegen den Geist und seine Vertreter vorgegangen sind. Und (wie immer bei Panizza) wütet er auch gegen den Katholizismus, gegen seinen Heiligen- und Marienkult. Die Seele der Münchner sei aus der „römischen Kloake“ gespeist worden. ‚Katholisch sein heißt so viel wie dumm sein.’ Auch wenn er alles andere als ein Wagnerianer ist: Hier muss Wagner herhalten als einer, der von den Münchnern vertrieben wurde. „Seine verminderten Septakkorde waren Euch viel zu sächsisch, sein Profil zu protestantisch, seine Stirn viel zu keck und frei“. Er lässt auch die Münchner zu Wort kommen: Sie hätten sich gebessert. Doch er hält gleich dagegen: „Ihr habt von Büchner und Voltaire gerade so viel gelesen, dass Ihr zu der Erkenntnis gekommen seid: direkt ausrotten, verbrennen oder in der Isar ersäufen kann man heute die Protestanten nicht mehr wie in den Jahren 1519 – 1521.“ Wieder spricht Panizza nicht von seinem eigenen Schicksal. Aber mit den folgenden Sätzen meint er natürlich auch sich selbst: „Und so habt Ihr jede freie geistige Bewegung bei Euch erstickt. Kommt eine neue Literatur, eine Literatur, die, wie in jüngster Zeit, auf die feinsten Fühlfäden in der menschlichen Natur spekuliert, trampelt Ihr mit Euren derben, bairischen, eisenbeschlagenen Gebirgsschuhen auf ihr herum. Kommt ein neues Theater und bittet Euch um das feinste Lauschen Eurer Seele, reißt Ihr die Mäuler auf und speit Gift und Galle auf das, was, wie Ihr wohl wisst, hundertfach über Euch und Euren trübäugigen Katholizismus erhaben ist.“ Panizza kennt in seinen Beschimpfungen kein Maß und Ziel. Und das soll sich in den nächsten Jahren noch steigern...

(Alle Zitate aus einem Nachdruck der Schrift in: Oskar Panizza, Die kriminelle Psychose, genannt Psychopathia Criminalis... München. Verlag Matthes & Seitz. 1985. S. 225 – 238.)






Montag, 11. März 2013

Aus Ramsenthalers Notizheften


Die Nacht
Die Nacht schleicht sich mir in den Kopf und raubt mir den Schlaf und mein Schädel wird zum Gefängnis aus dem ich trotz all meiner Machenschaften nicht mehr entkommen kann


Der falsche Weg
Wenn das Nichts das du am Morgen vorgefunden hast am Abend noch größer das heißt noch nichtiger geworden ist bist du leider nicht auf dem richtigen das heißt auf dem falschen Weg

Freitag, 8. März 2013

Ramsenthalers rätselhafte Ratschläge


Es gibt zu viele Hungerleider!
Es gibt zu viele Halsabschneider!
Was du bist, das weißt du selber,
ob du ein weißer bist, ein gelber
oder ein schwarzer Zeitgenosse.

Vielleicht kommst du auch aus der Gosse?
Doch merken musst du dir das eine:
Benimm dich nicht wie wilde Schweine!
Lass nur das Gute zu!
Dann ist man gern mit dir per Du.


Mittwoch, 6. März 2013

Ramsenthalers rätselhafte Ratschläge


Jetzt ist nur ein Augenblick:
Schon vorbei, kommt nie zurück.
Darum mach dir keine Sorgen:
Denk nicht an jetzt, denke an morgen!
Und ist dann morgen auch vorbei,
denke an gestern und fühl dich frei!

Sonntag, 3. März 2013

Aus Ramsenthalers Notizheften


Leichter Wahn

Im Leben hilft nur leichter Wahn,
wohl temperiert wie Bachs Klavier,
der hilft auch gegen diesen Zahn
der Zeit und gegen jegliches Getier,

das immer wieder deine Bahn
empfindlich stört.
Ja, das ist unerhört!
Doch du kannst nix dagegen machen,

du kannst nur leise lachen,
wenn diese schrägen Schranzen
auf deiner Nase tanzen.

Zieh dich zurück in deinen Wahn!
Lebe im schönen Schlendrian!
Lass fahren alle Nebensachen!