Samstag, 31. Juli 2010

Fliegende Tassen...

...im Festspielhaus

Schwungvoll fliegen Kaffeetassen
durch das volle Festspielhaus.
Man sollte sie gewähren lassen,
man spende ihnen viel Applaus.

Wie sie da in weißer Pracht
ihre Runden drehen,
hat in dieser dunklen Nacht
noch kein Mensch gesehen.

Gewiss, es gibt auch schönre Dinge:
Edle Nibelungenringe,
Gold im Orchestergraben...

Doch ich steh auf der Tassen Flug,
davon krieg ich nie genug,
mehr will ich gar nicht haben.


aus "Sex in Bayreuth". Feine Verse von Ramsenthaler
Soeben erschienen. Erhältlich im Bayreuther Plakatmuseum:
www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Lesung am 8. 8. um 11 Uhr
im Bayreuther Plakatmuseuem

Freitag, 30. Juli 2010

Das Ungetier

Unter der Bühne, in einem Schacht,
haust ein Ungetier.
Es liebt die schwarze dunkle Nacht
genau wie ein Vampir.

Oben singt längst keiner mehr.
Warum auch und für wen?
Denn vom großen Publikum
ist keiner mehr zu sehn.

So blieb von dieser Opernwelt
nur dieses Ungetier:
es ist nicht schön, doch ein Poet
und schrieb die Verse hier.


aus "Sex in Bayreuth". Feine Verse von Ramsenthaler
Soeben erschienen. Erhältlich im Bayreuther Plakatmuseum:
www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Lesung am 8. 8. um 11 Uhr
im Bayreuther Plakatmuseuem

Mittwoch, 28. Juli 2010

Das Publikum

Wer schleicht sich da zum Festspielhaus?
Gespenstige Lemuren
Und hintendrein – o Schreck! o Graus!
zweihundert Kuckucks (ohne Uhren).

Werwölfe kommen und Vampire
und viele sonderbare Tiere:
Grizzlybären, Leguane,
trauerschwarze Kormorane,

Klapperschlangen, Zitterrochen,
vom letzten Dino alle Knochen,
ein ausgewachsner Killerwal
und Küchenschaben ohne Zahl...

Sie wollen alle lauschen,
an Wagner sich berauschen.


(Ratten sowieso!)


aus "Sex in Bayreuth". Feine Verse von Ramsenthaler
Soeben erschienen. Erhältlich im Bayreuther Plakatmuseum:
www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Lesung am 8. 8. um 11 Uhr
im Bayreuther Plakatmuseuem

Dienstag, 27. Juli 2010

Im Wagner-Shop

Für Sammler gibt’s hier Wagners Schädel
und seine Höschen für das Mädel
und – kaum zu glauben aber wahr! –
von jedem Körperteil ein Haar.

Hier gibt’s auch seine alten Schuhe
und seine Komponistentruhe,
darin, ganz in Brokat verpackt,
vom Parsifal den ersten Akt*.

Hier gibt es auch sein Hörgerät,
daraus trank er so gerne Met,
davon gibt’s auch noch ein paar Flaschen
und viele seiner Reisetaschen.

Hier gibt es wirklich einfach alles,
auch seinen P.**, im Phall des Phalles.


* auch: vom Lohengrin den zweiten Akt.
** gemeint ist sein seidener Pantoffel


aus "Sex in Bayreuth". Feine Verse von Ramsenthaler
Soeben erschienen. Erhältlich im Bayreuther Plakatmuseum:
www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Lesung am 8. 8. um 11 Uhr
im Bayreuther Plakatmuseuem

Sonntag, 25. Juli 2010

Im Bordell

Parsifal und Lohengrin
gingen ins Bordell.
Sie schnappten sich die Pförtnerin
und sagten: Mach es schnell!
Denn schon seit langer Zeit
quält uns Enthaltsamkeit.

Die aber musste lachen:
Mit euch ist nichts zu machen!
Ihr seid doch lasche Buben
wie ausgequetschte Tuben.

Da sangen sie ein Lied,
die Pförtnerin sang mit,
von Liebe und Entsagung,
Gelüsten-Unterschlagung.

Mehr war an diesem Tag nicht drinne:
Kein Quickie und auch keine Minne.


aus "Sex in Bayreuth". Feine Verse von Ramsenthaler
Soeben erschienen. Erhältlich im Bayreuther Plakatmuseum:
www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Freitag, 23. Juli 2010

Lohengrin Märchen

Es war einmal ein Lohengrin,
der grinste immerzu.
Da kam die böse Zauberin
und stach ihn ab im Nu.

Und wenn sie nicht gestorben sind,
dann machten sie zu zweit ein Kind.
Sie nannten es Brüllhilde,
sie war ne tolle Wilde:

hat ihre Eltern umgebracht,
an Himmelfahrt um kurz vor acht.
Und wenn ihr da nun lauthals lacht,

dann werd’ ich euch verfluchen:
Ihr müsst auf ewig suchen:
den Gral in dunkler Nacht.


aus "Sex in Bayreuth". Feine Verse von Ramsenthaler
Soeben erschienen. Erhältlich im Bayreuther Plakatmuseum:
www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Donnerstag, 22. Juli 2010

Hört

Hört, es dröhnt die Tröte wieder:
Wagner, Wagner! schallt's vom Berg.
Ehern knallen die Töne nieder
in die Ohren von manchem Zwerg.

Böses Bitten, wild Verlangen...
Elsa, du bist eine böse Braut!
Durch die Nacht, die sie umschlungen,
tönen ihre Klagen laut.

Mittwoch, 21. Juli 2010

Walküren und Wandersmann

Wenn die Walküren Trübsal blasen,
wenn sie mit ihren roten Nasen
den Wahnwitz auf die Spitze treiben,
wenn sie mit ihren geilen Leiben

sich schreiend aneinander reiben
und dabei auf der Strecke bleiben,
wenn sie rammeln wie die Hasen
und sich am End’ noch einen blasen.

Dann wundert sich der Wandersmann,
der all das gar nicht fassen kann,
der dabei fängt zu staunen an.

Er wundert sich, lässt sich verführen
von diesen heulenden Walküren
und ist zum Schluss ein toter Mann.



Aus "Sex in Bayreuth. Feine Verse".
Soeben erschienen
Lesung am 8. 8. um 11 Uhr
im Bayreuther Plakatmuseuem

www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Liebeserklärung an R. W.

Mein allerliebster Komponist!
Du nur für mich geschaffen bist!
Bei Parsifal und Lohengrin
schmelz' ich vor Wonne ganz dahin.
Und bei der Tristan-Ouvertüre
vergess ich meine Maniküre.
O größter Meister von Walhall:
Du bist für mich der Schöpfungsknall!

aus: Fantome im Festspielhaus / Indianer in Bayreuth.
Edition Schultz & Stellmacher. Bayreuth.

auch als Karte im Bayreuther Plakatmuseum erhältlich:
www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Dienstag, 20. Juli 2010

Wagners Nachtlied

Über allen Wagnern ist Ruh,
in allen Wagnern spürest du
kaum einen Hauch.
Die Wagner wagnern im Walde.
Warte nur, balde
wagnerst du auch.

aus: Heiße Tage in Bayreuth.
Ein immerwährender Festspielkalender.
Edition Schultz & Stellmacher.
Bayreuth

Auch als Karte erhältlich im Bayreuther Plakatmuseum:
www.kleines-plakatmuseum-bayreuth.de

Sonntag, 18. Juli 2010

Wagner popig

Wagner popig: So'n Gedons!
Am Ende spiel'n hier noch die Stones!
Rammstein, Bushido und Co:
Das ist doch alles was für's Clo!
Wir wollen Wagner mit Germanen,
mit unsren Göttern, unsren Ahnen!
Wir wollen Wagner mit allem Graus
und nicht im Stil der Mickey Mouse!
Wir wollen Wagner, wie er war:
anachronistisch wunderbar!

Noch eine Gedenktafel

Oskar Panizza

Herr P. saß einst in dieser Zelle,
da war er schon nicht mehr ganz helle.
Wohl weil er auch (welch üble Tat!)
bös über Bayreuth geschrieben hat.



Lesen Sie dazu:
O. Panizza: Tannhäuser u.a. Texte.
Edition Schultz & Stellmacher
Bayreuth

Samstag, 17. Juli 2010

Gedenktafeln*

*die in Bayreuth noch fehlen

In diesem alten Schuppen
trieb Wagner es mit Puppen.
Er ließ sie aufmarschieren
und munter orchestrieren.

Hier auf den kalten Fliesen
musste Nietzsche niesen.
Herr Wagner saß dabei
und blies auf der Schalmei.

Max Stirner fuhr mit diesem Wagen
von Bayreuth bis nach Kopenhagen.
Auf dieser Fahrt hat er erkannt:
Ich bin der Einzige im Land.

Auf dieser alten Bank
saß einst Jean Paul und trank
vier Liter dunkles Bier...
Heut sitzt er nicht mehr hier.

aus: "Sex in Bayreuth. Feine Verse von Ramsenthaler"
soeben erschienen

Freitag, 16. Juli 2010

Wagner stets

Wagner stets bei Tag und Nacht
meistens maßlos müde macht.

(Auch als Postkarte im Kiosk
am Festspielhaus erhältlich!)

Samstag, 10. Juli 2010

Wenn die Walküren

Wenn die Walküren nackert tanzen
zum Klang der wilden Wagner-Wanzen,
wenn Ritter nicht befragt wern wollen,
wenn Gnome auf dem Hügel tollen,
wenn dann auch noch die Kanzlerin
erscheint wie eine Königin,
dann, aufgepasst, ihr lieben Leut,
dann wird es dunkel in Bayreuth.

Donnerstag, 8. Juli 2010

SEX IN BAYREUTH

Mein Schatz, ich möchte dich bespringen,
und zwar im Rathaus von Bayreuth.
Durchs ganze Haus soll unser Stöhnen klingen,
damit sich auch der Schreiberling im letzten Stock noch freut.

Dann pilgern wir zum Festspielhaus
Und treibens auf der Bühne,
da bin ich dann tagein tagaus
für dich der kühne Hüne.

Und weiter geht’s zum Roten Main
In die so weichen Wiesen,
da woll’n wir uns ganz nackt allein
mit braunem Bier begießen.

Bayreuth macht richtig fickerig,
so richtig geil und gierig.
Sonst ist hier Manches mickerig
Und ausgesprochen schwierig.


Aus: Sex in Bayreuth. feine Verse von Ramsenthaler
soeben erschienen

Mittwoch, 7. Juli 2010

Was man wissen muss

Für Neu-Bayreuther

Zu wissen, wer Frau Thode war,
ist absolutes Must.
Den Stammbaum Wagners ganz und gar,
sonst machst du dich verhasst.

Und außerdem musst du noch wissen:
Wer war denn Daniel Stern?
Und dass der große Meister
Die Frauen hatte gern.

Nein, nein! Um Gottes Willen!
Ein Schwuler war er nicht:
Er war ein nymphomaner* (*falsche Bezeichnung!)
genialer kleiner Wicht.

Max Stirner war ein böser
und wilder Anarchist,
mit Bayreuth hat er nichts zu tun,
er hat sich bald verpisst.

Die Liste ist noch lang...
Da wird’s dir angst und bang!

Aus "Sex in Bayreuth. Feine Verse" von R. S. Ramsenthaler
(soeben erschienen)

Dienstag, 6. Juli 2010

Bald in Bayreuth

Bald tönen in Bayreuth die Fanfaren,
die wahrlich wirklich Wagner-Wahren.
Jetzt wird alles hier zum Fest!
Für Manche ist es wie die Pest...