Freitag, 30. November 2012

Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte


Fragen

Was reimt sich auf
Weltuntergang?
Der Müßiggang?
Der Stimmenfang?
Der Bumerang?
Der Becherklang?
Der Schaffensdrang?
Der Schienenstrang?
Der Taten- und der
Wissensdrang?
Der Vogelsang?
Der Zwiegesang?
...

Da reimt nur eins:
Der Niedergang!

Mittwoch, 28. November 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Jean Paul, der hier lebet ((in Meiningen)), wird täglich armseliger und natürlich auch übermütiger. Es ist ganz spaßhaft, wie er unbewusst einige Rollen im Gestiefelten Kater ((von Ludwig Tieck)) und Zerbino übernimmt.“

(Aus einem Brief von Karl v. Hardenberg an Ludwig Tieck vom 31. August 1802)


„Wangenheim erzählte manches Anziehende über seinen früheren Aufenthalt in Koburg, besonders über Jean Paul, den er sehr verehrt, der aber fast alle Tage betrunken sei. Unter anderem sei er einst (am 31. 10. 1802) in diesem Zustande in einer Soirée bei dem Herzoge von Koburg gewesen, so dass er hinausgehen müssen, um sich des zuviel genossenen Weins zu entledigen, worauf er zu Wangenheim gesagt: ‚Jetzt habe ich doch gesehen, was der Mensch für ein Kerl ist, wenn er will; die ganze Zeit habe ich ins Schnupftuch gesp-n, und es hat niemand gemerkt.’“

(Aus dem Tagebuch von Hieronymus Hudtwalcker: 21. Januar 1814)


Montag, 26. November 2012

Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte


Das Ungetier

In einem dunklen U-Bahn-Schacht
haust ein Ungetier.
Es liebt die schwarze Nacht
genau wie ein Vampir.

Die U-Bahn fährt schon lang nicht mehr.
Warum auch und für wen?
Denn von dem ganzen Menschenpack
ist keiner mehr zu sehn.

So blieb von dieser schnöden Welt
nur dieses Ungetier.
Es ist nicht schön, doch ein Poet,
und schrieb die Verse hier.

Samstag, 24. November 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Jetzt über die Momente des Enthusiasmus hinweggehoben, wird man mir glauben, wie phantastisch mein Urteil klingen mag, dass Richter der reinste, heiligste, gottähnlichste Mensch ist, der jemals gelebt hat. Könnten mehrere wie ich in sein innerstes Leben eindringen, wie viel höher würde man ihn achten! Ich habe Augenblicke, die, wo ich ihn still anschaue, wo ich vor seiner Seele kniend liege. Ich fürchte nur den Tod, weil er mich auf ewig von ihm trennt, der Gedanke, ihm nur so wenige Zeit anzugehören, ist schrecklich. Ich habe aber die Freude, ihn recht gesund zu sehen. Alle Welt findet ihn stärker und frischer – er ist auch ruhiger als in Berlin, sein Leben regelmäßiger. Um 6 Uhr stehen wir auf, um 12 Uhr essen wir – spätestens um 10 gehen wir zu Bett. Aus Grundsatz und Ökonomie gewöhnt der gute Mensch sich den Wein ab, das tut mir in der Seele weh – trinkt nur Bier. Er ist in allem so kindlich und zugleich so fest – man möchte sein Leben hingeben, wenn man ihn belohnen könnte.

(Aus einem Brief von Karoline Richter an ihren Vater vom 4. Juli 1801)





Freitag, 23. November 2012

Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte



Der Ästhet

Als dann die Welt verschwunden war,
blieb übrig ein Ästhet.
Er sprach: Das ist ja wunderbar!
Dann traf ihn ein Komet.

Donnerstag, 22. November 2012

Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte


Wann?

Von Norderney bis Hindelang
wartet man auf den Untergang.
Auch in Berlin, Paris und Ludwigshafen
können die Menschen nicht mehr schlafen.
Wann kommt er denn? fragen sie bang.
Wann kommt er denn, der Weltuntergang?

Mittwoch, 21. November 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Wie er so sagt: ‚es ist recht schön’ und wie er einem das Haar von der Stirn streicht – und frägt: ‚ist Ihnen wohl?’ und wie sein Auge, wie von einer Entzückung gehoben, mit einer Träne aufblickt, und wie ein scharfer Gedanke es dann wieder so hell erleuchtet! Gott, liebe Minna, dann möchte man vergehend vor ihm niederfallen. Mir war nichts interessanter, als so den Wechsel seiner Ideen und Empfindungen zu beobachten; konnte man nichts alles auf seinem Gedicht lesen? – Ach und die Güte, die Liebe, das ist mehr als alles! Jetzt kann ich mir die von Christus erzählten Wundergeschichten erklären.

(Aus einem Brief von Karoline Mayer an ihre Schwester Minna Spazier, Juni 1800)


„Wallensteins Lager wurde in Weimar gegeben ((am 13. Juni 1801)). Jean Paul war mit seiner Jeannette Pauline drin, lief mitten aus dem Stück aus der Loge und rief: ‚Ach was ist das für ein barbarisches Zeug!’ Sie folgte ihm.“

(Aus einem Brief von Karoline Schlegel an August Wilhelm Schlegel vom 22. Juni 1801)



Dienstag, 20. November 2012

Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte


Das Ende

Schon Richard Wagner hat’s empfunden:
Die Welt ist bald verschwunden.
Erst kommt die Götterdämmerung
und dann die Weltzerhämmerung.
Das Ende kommt für Wagnerianer
wie dazumal für die Trojaner
Das Ende kommt auch für uns all’:
Mit Mordsgestank und Riesenknall!


Sonntag, 18. November 2012

Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte


Nostradamus

Schon Nostradamus sagte dann:
Die Welt geht unter irgendwann.
Ihr werdet all mit ihr vergehen,
kein einzges Blümlein bleibet stehen.
So, Freunde, ist der Welten Lauf,
die nächste gibt’s im Schlussverkauf.

Samstag, 17. November 2012

Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte


TERZINO

Wenn sich auf der Tangente
die 3mal schwarz gefleckte Ente
zum dritten Male zeigt,
dann wartet bis am Firmamente
der große Meister,
Terzino heißt er,
sich zum dritten Mal verneigt.

Dann dauerts nicht mehr lang
bis zum nächsten Weltuntergang

Freitag, 16. November 2012

Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte


Warten auf den Untergang

Das Ende naht, das ist gewiss.
Das Ende kommt mit hartem Biss.
Jawoll, jawoll: die Welt geht unter!
Euch macht es Angst, mich macht es munter!
Ich fang’ sofort zu dichten an
und warte auf den Untergang.

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Als ich gerade nach Paris reisen wollte ((im Juni 1800)), sah ich in der Jägerstraße mit Jean Paul aus dem Fenster und sagte ihm: ‚Ich reise in ach Tagen; seit ich meiner Reise gewiss bin, werden mir alle die bekanntesten Gegenstände fremd, ich erkenne die Ecke drüben nicht mehr, sie ist mir wie die fremdeste Straße.’ Es war wahr. Er sagte ganz in sich gekehrt und beinahe mit Kopfschütteln: ‚Das ist eine große Phantasie! Sie haben eine große Phantasie!’ – ‚Wieso?’ fragte ich. Er schwieg aber, und ich auch, weil es von mir war. Ich verstand ihn nicht und verstehe auch nicht, was er meinte. Denn es war ja ein Unvermögen und ganz negativ. Meinte er, dass ich mich so los denken konnte und die neuen Gegenstände mir schon vorhielt?“
(Aus einem Brief von Rahel Levin an Varnhagen vom 9. November 1808)

Donnerstag, 15. November 2012

Ramsenthalers rätselhafte Ratschläge


Lass den Kopf nicht traurig hängen,
lausche lieber Sphärenklängen!
Diese aber stell’n sich ein
nach dem vierten Schoppen Wein.
Dann vergeht die Traurigkeit
bei so viel Weinesseligkeit.
Wird dann dein Schädel dumpf und schwer,
iss einen Hering hinterher.
Und du erlebst den nächsten Morgen
heiter, locker, ohne Sorgen...

Mittwoch, 14. November 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Wenn Dir auch Jean Paul Richter merkwürdig ist, so kann ich Dir erzählen, dass er ein ungewöhnlicher, seltsam guter Mensch ist; nur mit sich selbst zu vergleichen, wie Wieland spricht. Sein ganzes Wesen trägt das Gepräge des Ungewöhnlichen; aber seine Eigentümlichkeiten sind so bestimmt, dass man Wohlgefallen daran finden muss.“
(Aus einem Brief von Sophie Brentano an Henriette von Arnstein vom 8. August 1799)

„Ich habe mir ein von innen und außen sehr schönes Pianoforte von Schenk gekauft... Gestern erschrak ich mich sehr, als Herr Richter wie ein Donnerwetter darauf herumfuhr, und zwar mit lauter Phantasien. Ich schenkte ihm geschwind eine Tasse Kaffe ein, deren er sonst sechzehn trinkt, aber diesmal bedankte er sich. Zuletzt machte er selbst die Bemerkung, das Instrument müsse sehr gut sein; es habe sich nicht einmal nach seinem Spielen verstimmt. Übrigens ist Richter, wenn er nicht mit anderen schönen Geistern zusammen ist, sehr angenehm.“
(Aus einem Brief von Charlotte von Stein an ihren Sohn Fritz, Ende April 1800)





Sonntag, 11. November 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Jean Paul Richter, der berühmte Schriftsteller, den ich bei Herder kennen lernte, ist ein seltenes Genie. Sein Äußeres verspricht wenig: blasses Gesicht, kleine, trübe, zerflossene Augen, Blatternarben. Doch sein Witz ist brillant, seine Unterhaltung unübertrefflich, und sie besteht aus einem zusammenhängenden Strom witziger Einfälle. Er ist sehr gutmütig, leicht zu rühren. Als Herder eine edle Tat von irgendeinem großen Mann erzählte, konnte Richter die Tränen nicht zurückhalten. Sein Hauptcharakter ist mit einem Wort jene gutmütige Schwäche und Reizbarkeit, die den, der sie besitzt, für die menschliche Gesellschaft sehr umgänglich macht, ihn selbst aber vielen Irreleitungen aussetzt. Lies seine Hundsposttage und seine Palingenesien, da kannst Du ihn kennen lernen.“
(Aus einem Brief von Gotthilf Heinrich Schubert an seine Schwester, Ende 1798)





Samstag, 10. November 2012

Ramsenthalers Zaubersprüche


Wenn sich auf der Tangente
die 3mal schwarz gefleckte Ente
zum dritten Male zeigt,
dann wartet bis am Firmamente
der große Meister,
Terzino heißt er,
sich zum dritten Mal verneigt.

Mittwoch, 7. November 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Gestern abend war ich bei der Maticzek, und wir saßen ganz ruhig und nähten. Auf einmal kam Herr Richter, und er hat uns bis 10 Uhr recht artig unterhalten. Aber, unter uns gesagt, er ist ein Narr; und ich kann mir nun denken, wie er bei den Damen Glück gemacht. Ich denke, ich und die Maticzek, mir wollen noch oft unsern Spaß haben. Wenn Du wiederkömmst, sollst von Wort zu Wort unsere Unterhaltung erfahren. Die Maticzek sagt, er spräche zu gelehrt, aber ich versteh’ beinahe alle Worte...“
(Aus einem Brief von Christiane Vulpius an Goethe vom 21. November 1798)

Dienstag, 6. November 2012

Ramsenthalers rätselhafte Ratschläge


Wenn’s im Herbste finster wird,
hilft’s nicht, wenn man ins Dunkle stiert.
Es hilft kein Glühwein und kein Schnaps,
auch kein gut gemeinter Klaps
mit den Worten: Es wird schon werden...
Das hilft dir nicht auf dieser Erden.
Was wirklich hilft, das weiß man nicht,
am ehesten Sonne, sehr viel Licht.

Sonntag, 4. November 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

Goethe aß zuweilen bei der Herzogin Amalia in Tiefurt zu Mittag. Er beschwerte sich, dass der Mundkoch Goullon so oft Sauerkraut vorsetze.
Eines Tages, da man ihm wieder Sauerkraut aufgetischt hatte, stand er voll Verdruss auf und ging in eine Nebenzimmer, wo er ein Buch aufgeschlagen und auf dem Tisch liegen fand. Es war ein Jean Paulscher Roman. Goethe las etwas davon, dann sprang er auf und sagte: Nein, das ist zu arg! Erst Sauerkraut und dann fünfzehn Seiten Jean Paul! Das halte aus, wer will.

(Tiefurt, um 1799, nach Johannes Daniel Falk. Zitiert nach „Essen und Trinken mit Goethe. Hg. von Joachim Schultz. München. DTV. 1998. S. 82)