Montag, 29. März 2010

Der Ästhet

Nachdem die Welt verschwunden war,
blieb übrig ein Ästhet.
Er rief: Das ist ja wunderbar!
Dann traf ihn ein Komet.

Freitag, 26. März 2010

Das Glück heute

Lass heut nicht das Glück verrauschen
lass es heute einfach zu
Heut musst du den Tönen lauschen
aus dem All und immerzu

Dienstag, 23. März 2010

Die geheime Bedeutung der Wörter

Azteke, der: Kneipenbesucher mit Aktenzeichen
Azubi, der: meist betrunkener, bisexueller, junger Mensch
Azur, der: blau gefärbtes, altes Aktenzeichen

Ballungsraum, der: ballähnliche Verformung der Lunge
Barhocker, der: Ein Rocker, der zu Barockmusik gern einen Cocktail trinkt

Geländer, das: gelassene Art, das Gelände zu ändern

Hirn, das: menschliches Denkorgan, das sich hin und wieder irrt

Job, der: ein Mensch, der im Elend endet, weil er keinen richtigen Beruf erlernt hat

Kabinett, das: nicht stechende, freundliche Biene aus Kalabrien
Kahn, der: kleines Boot, das schon unsere Vorfahren benutzten
Kandelaber, der: Kerzenleuchter, der sprechen kann

Laterne, die: späte Ernennung
Latrine, die: lasterhafte, etwas dümmliche Dorfsmagd

Montag, 22. März 2010

Die geheime Bedeutung der Wörter

Aal, der: Halskrankheit
Absud, der: Südlich angehauchter Abend
Achmed, der: schlechter Arzt
Affenschande, die: Tatsache, dass man für andere arbeiten muss
Afrika: riskantes Affenland
Aggression, die: grässliche Angewohnheit
Akademie, die: Anstalt für ungefährliche Irren
Akkord, der: Ein Ton, der einen samtartigen Klang erreichen kann
Allee, die: Ort, wo alle auf der dem Wind abgekehrten Seite stehen
Alluvium, das: Ort, wo alle auf der dem Wind zugekehrten Seite stehen
Alraun, der: Ort, wo alle nur raunen
Altar, der: alter, adlerförmiger Tisch
Amber, der: Ort, wo man Bären begegnen kann
Amsel, die: schwarze, vogelartige Form der Seele
Anbetracht, die: beträchtliches Ansinnen, mit dem andere nach Rache trachten
Angst, die: Krankheit, die besonders Angestellte befällt
Anstich, der: ansteigendes Ich
Anzug, der: Kleidungsstück – man zieht es an und fühlt sich wie zugeknöpft
Apache, der: Indianer, den man pachten kann
Argwohn, der: Ort, wo man ungern wohnen möchte
Artischocke, die: künstlerisch gestaltetes Schockerlebnis
Assemblage, die: Ablage für asymmetrische Gegenstände
Augenblick, der: der Moment, in dem man unter großen Schmerzen die eigenen Gene erblickt
Aubergine, die: Herberge für internationale Eheleute
Autor, der: Narr, der sich gezwungen fühlt, seine Gedanken aufzuschreiben

Samstag, 20. März 2010

Der Schwanenritter 3

Der Schwanenritter zählt noch immer,
doch das Ergebnis find’t er nimmer,
er ist schon ziemlich doll im Kopf
und schnappt sich einen Wiedehopf.

Du! spricht er, wirst mir alles sagen,
Antworten geben auf alle Fragen.
Du kommst bei Wagner zwar nicht vor,
du bist noch dümmer als ein Tor.

Doch du musst alles mir erklären,
sonst werde ich mich laut beschweren.
Doch leider bleibt der Vogel stumm...
Am End’ kommt das Delirium.

Freitag, 19. März 2010

Dunkel

Dunkel ist die Welt um mich,
verschlossen alle Türen,
außer sehr viel Schwergewicht
kann ich nichts mehr spüren.

Alles das in einem Raum,
aus dem es keinen Ausweg gibt,
wie aus einem bösen Traum,
der uns Tag und Nacht umgibt.

Nichts wird für mich bleiben,
gern würd’ ich mich entleiben,
doch ich bin schon totenstarr.

Gut so, sagt der Therapeut,
der seit Jahren mich betreut...
bin ein armer alter Narr.

Mittwoch, 17. März 2010

Ramsenthalers Lebensweisheiten

Die Kunst zu provozieren kann zu ungeahnter Perfektion gesteigert werden.

Poesie ist das, was nicht geschieht.

Die Kunst, ein Parasit zu sein, verdient Bewunderung.

Natürlich ist es von Vorteil, wenn dein Leben nach Plan verläuft, aber die Langeweile und der Überdruß sind damit schon vorprogrammiert.

Phantasie ist dann besonders lustvoll, wenn du dir ehrwürdige Personen in lächerlichen Situationen vorstellst.

Ja, mach nur einen Plan! Du mußt ihn ja nicht verwirklichen, auch die Planungsphase kann sehr lustvoll sein.

Es lohnt sich nicht, sich über die Machenschaften und Schiebereien der Politiker aufzuregen. Wenn du nicht selbst zu solchen Geschäften in der Lage bist, dann zähle den Staat und alle seine Handlanger zu den notwendigen Übeln.

Manchmal genügt es nicht, höflich anzuklopfen, dann mußt du poltern.

Auch im Paradies kann’s ziemlich diesig sein.

Mach dir nichts aus dem Vorwurf, du würdest vor Problemen fliehen. Vor Problemen muß man fliehen, wenn man sie nicht lösen kann.

Viele Politiker sorgen nur für ihr höchst persönliches Allgemeinwohl.

Um sich pudelwohl zu fühlen, muß man nicht zum Hund werden.

Das Private nimmt in unseren Regionen einen viel zu großen Raum ein.

Was aber ist deine Pflicht? Die Anforderungen des Alltags.

Sonntag, 14. März 2010

Die Wahrheit

Hinter allen Menschenmasken
lauert die Verschlagenheit*.
Mehr ist dazu nicht zu sagen:
Das ist des Menschen Herrlichkeit.

*nach Belieben ersetzen durch:
Verlogenheit, Bösartigkeit,
Hinterfotzigkeit, Besessenheit,
Unterwürfigkeit...
(evtl. ohne Artikel)

Dienstag, 9. März 2010

Das Gelächter der Geschlechter

Ist denn Erkenntnis das Geschlechtliche?
Auch heute noch, wo allen alles klar?
Ist es das Nebensächliche,
das stets so vielen alles war?

Ist denn das Unbedenkliche
das, wonach man streben muss?
Oder das Unverfängliche:
Gibt es uns stets de Hochgenuss?

Nein, nur das Gelächter
Der Geschlechter,
das aus den Grüften schallt,

treibt jeden Kostverächter
und jeden Sittenwächter
tief in den kalten Wald.

Montag, 8. März 2010

Neues vom Adel

Der edle Herr zu Buttenberg
ist ein genialer geiler Zwerg.
Wenn sie ihn nur erschauen
erbeben alle Frauen
beim Anblick des Herrn zu Buttenberg.


Die Gräfin Vonundzu
singt lauthals immerzu
Sie trägt ihr langes Haar
höchst seltsam sonderbar
frisiert mit Kalbsragout

Sonntag, 7. März 2010

Kultur

Alle, die Kultur betreiben
Werden arme Trottel bleiben.
Denn ich sag es euch genau:
Das int’ressiert doch keine Sau!

Bücher schreiben, Bilder malen,
Zauberei und Tricks mit Zahlen,
auf der Violine geigen
oder andre Künste zeigen:

Dafür gibt es hier und heute
so gut wie gar nichts, liebe Leute.
Manchmal kriegt man auch zu hören,

dass die Kulturbetreiber stören.
Darum, Leute, geht zum Boxen
zusammen mit den andern Ochsen!

Samstag, 6. März 2010

Die Vorfreude ist die schönste Freude

Der Vorbau ist der schönste Bau.
Die Vorbeugung ist die schönste Beugung.
Der Vorfall ist der schönste Fall.
Der Vorgang ist der schönste Gang.
Das Vorgehen ist das schönste Gehen.
Die Vorhaut ist die schönste Haut.
Der Vorlauf ist der schönste Lauf.
Der Vorort ist der schönste Ort.
Der Vorsatz ist der schönste Satz.
Der Vorspann ist der schönste Spann.
Der Vorstand ist der schönste Stand.
Der Vorwurf ist der schönste Wurf.
Der Vorzug ist der schönste Zug.
usw.

Freitag, 5. März 2010

Ramsenthalers Träume

BÄREN

In einem Traum die Bärenbande
spricht zu ihm im Chor:
Kommst du denn heut noch gut zurande?
Schieß bitte doch kein Eigentor!
Mach es doch wie wir:
iss nur noch Braten, trinke Bier!
Leb einfach in den Tag hinein,
dann wirst du immer glücklich sein.
Er sagt: Wenn's doch so einfach wär'!
Doch leider bin ich halt kein Bär.
Gern lebte ich in Saus und Braus...
Dann war der Traum schon aus.

Mittwoch, 3. März 2010

PLACEBO

Nimm doch einfach mal Tabletten!
Ob sie nützen, weiß man nicht.
Meditier’ mit Kastagnetten!
Ob’s was nützt? Man weiß es nicht.

Trink literweise Kräutertee!
Ob’s was bringt? Das weiß man nicht.
Löffle morgens kalten Schnee!
Ob das hilft? Man weiß es nicht.

Schlafe nachts im Gästeclo!
Ob es gut tut, weiß man nicht.
Rufe zwölf Mal Horrido!
Was es bringt, weiß man nicht.

Helfen denn gebratne Tauben?
Du musst einfach nur dran glauben!

Montag, 1. März 2010

Kleine Fabeln 1

Der Widder

Ein Widder namens Widumir Soichdir wollte mal wieder mit dem Kopf durch die Wand. Vergebens. Mit brummendem Schädel musste er sich das Hohngelächter der Wand anhören, die - bevor sie wieder in grauer Lethargie versank - witzelte: "Wie du mir, so ich dir!" Der Widder nahm sich das zu Herzen und wechselte den Namen. Er heißt nun Widder Waertig.