Donnerstag, 22. Januar 2015

Aus Ramsenthalers Notizheften

Aus den Aufzeichnungen zum Thema "Die Verblödung des Abendlandes":



LUSTIG

Spaß und Fun regieren die Welt, Comedy und Comics. Aber wenn dann ein glatzköpfiger Fernsehfuzzie aufsteht und verkündet: „Schluss mit lustig!“ Dann ist das auch nicht besser, sondern nur die Kehrseite der Medaille.


PHILOSOPHIE
Es gibt sie noch, die Philosophen. Verbeamtete Denker, die für andere verbeamtete Denker denken. Ansonsten versucht man mit Büchern wie „Philosophie für die Westentasche“, mit neuen Studiengängen wie „Philosophy and economics“ den Anschein zu erwecken, Philosophie könnte noch eine gewisse Rolle spielen.


PLAYSTATION
Demnächst wird jeder seine individuelle Playstation haben, um von dort aus seine rudimentären kulturellen Bedürfnisse zu befriedigen.


THERAPIEN
Als Oswald Spengler an seinem Untergang des Abendlandes schrieb, entstand der Glaube, dem Menschen könne durch Therapien geholfen werden, er könne sogar zu einem anderen, besseren Menschen werden.  Psychotherapien waren es zuerst, dann kamen nach und nach Therapien aller Art hinzu, von der Aryuveda- bis zur Zaubertherapie. Wer’s glaubt wird selig, zeichnet sich aber nicht durch allzu große Intelligenz aus.



TOURISMUS
Die Zeit der Bildungsreisen ist längst vorbei, zumindest für 95 % der Bevölkerung. Sie wollen für zwei oder drei Wochen tagsüber in der prallen Sonne liegen und nachts in den örtlichen Diskotheken die Sau rauslassen. Animateure lassen sie tanzen und andere Späße treiben. Sex dabei wird gern in Kauf genommen.



UNIVERSITÄT
Die Alma mater verkommt zu einer Einrichtung für Kurzzeitstudien, die europaweit eingeführt werden. Es ergibt sich von selbst, dass dabei keine profunden Kenntnisse mehr vermittelt werden.

Freitag, 9. Januar 2015

Aus Ramsenthalers Notizheften

Für ein Lexikon zum Thema "Die Verblödung des Abendlands"


KULTUR
Dazu lautet die weit verbreitete Meinug: Wer meint, seine Mitmenschen mit Kultur belästigen zu müssen, soll dies gefälligst selbst finanzieren. Alles was sich nicht von alleine selbst finanziert, wird nach und nach verschwinden oder ist schon ganz verschwunden.

KUNSTMUSEEN
Nicht wegen der Kunst werden diese Häuser von den Meisten besucht. Aber man steht gerne stundenlang davor, um Einlass für eine berühmte Ausstellung zu erlangen. Danach man stolz davon erzählen: Schon morgens um vier ging ich hin, um gegen vierzehn Uhr aus dem Gedränge heraus Ausschnitte dieser berühmten Bilder zu sehen.

POLITIKER
Was Kultur anbelangt, so bewegen sich unsere Politiker bestenfalls im Mainstream. Über das Neujahrskonzert der Philharmoniker kommen die meisten nicht hinaus. Ich bezweifle, ob viele von ihnen in der letzten Zeit noch ein Buch gelesen haben. Gleichwohl sind sie in der Lage, mit Kultur zu protzen, wenn es sich wahlkampftechnisch einsetzen lässt.

ZEITUNGEN.
Mal abgesehen von einigen wenigen überregionalen Blättern, und die tendieren auch zum Trivialjournalismus, ist die Verblödung der regionalen Zeitungen schon weit voran geschritten. Als Aufmacher findet man da schon mal auf der ersten Seite die Schlagzeile „Bayreuth sucht den Wonneproppen“ (gemeint ist das niedlichste Baby). Und der Lokalteil beginnt mit der Sorge, ob denn die Glühweinverkäufer auf dem Weihnachtsmarkt noch auf ihre Kosten kommen.