Freitag, 27. April 2012

Campusanekdoten- und Gedichte

Mittelbau

Tief unten hockt der Mittelbau
und wartet auf Erleuchtung.
Die Luft ist trocken, schal und lau,
es fehlt hier an Befeuchtung.

Manch einer greift zum Alkohol,
um alles zu vergessen.
Man fühlt sich hier entsetzlich hohl
und denkt doch wie besessen:

Ach, wäre ich doch schon dort oben,
dort, wo die Weisheit wohnt!
Dann würde ich den Meister loben,

der mich für meine Qual belohnt.
Drum will ich, Herr, stets eifrig dienern
und dir sogar die Schuhe wienern.

Donnerstag, 26. April 2012

Campusanekdoten und -Gedichte

Professor K. entdeckte eines Tags, dass er völlig anders war als die normalen Menschen. Von denen interessierte sich keiner für sein Spezialgebiet (Die einfache Hermeneutik als universale Fremderfahrung), mit dem er sich Tag und Nacht beschäftigte. Er versank in tiefe Depression, aus der er bis heute noch nicht erwacht ist.

Montag, 23. April 2012

Campusanekdoten und -Gedichte

Unter Geiern

Hier pflegt man streng die Wissenschaft,
spricht nur im Oberton,
doch man pflegt auch die Gegnerschaft
mit Galle, Gift und Hohn.

Was die Kollegen von sich geben,
entbehrt doch jeglicher Vernunft.
Und die da führt ein leichtes Leben,
ist eine Schande für die Zunft.

Herr Niemand hat ein Buch geschrieben,
das liest doch keiner hier,
und es ist schade um’s Papier.

Ach, wäre er doch stumm geblieben!
Er sollte was Gescheites lernen
und sich von diesem Ort entfernen.

Sonntag, 22. April 2012

Ramsenthalers rätselhafte Ratschläge

Stürzt der Himmel auf dich ein,
fühlst du dich wie das letzte Schwein,
kommt es rabenschwarz und dicke...
Dann wende deine müden Blicke
auf das Glück im Hintergrund!
Und schon läuft es wieder rund.

Freitag, 13. April 2012

Campusanekdoten

Mindestens einmal im Semester musste Professor R. einen Kollegen in die Pfanne hauen. Das brauchte er einfach für sein seelisches Wohlbefinden.
Und es ist ja auch gar nicht so schwer, dachte er bei sich. Die Damen und Herren schreiben grottenschlechte Bücher und Artikel. Da genügt schon eine hämische Bemerkung im Fachbereichsrat, um ihnen und allen Anwesenden ihre Dummheit vor Augen zu führen. So ist es halt: mit unserer Kultur geht es bergab! So dachte Professor R. und überlegte sich, wen er als nächsten aufs Korn nehmen sollte.

Donnerstag, 12. April 2012

Campusanekdoten

Stefan S. war traurig an diesem Abend. Sein Doktorvater hatte ihn tagsüber nicht beachtet, geschweige denn angesprochen. Wird er meine Dissertation ablehnen?, fragte sich der junge Mann. Was habe ich nur getan? Habe ich mich nicht oft genug bedankt? Habe ich nicht oft genug seine Weisheit gepriesen?
Zum Glück hatte er eine Flasche Cognac zuhause, die er an diesem Abend leerte. Mit rasenden Kopfschmerzen wachte er am nächsten Morgen auf und hoffte, dass sein Doktorvater ihm an diesem Tag mehr Beachtung schenken würde.

Sonntag, 8. April 2012

Campusanekdoten

Das Kolloquium zum Thema „Der Osterhase in der Weltliteratur“ fand in der ersten Aprilwoche in einer kleinen bayerischen Universität statt. Da das Kolloquium von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt wurde, hatte man Koryphäen aus aller Hasen Länder einladen können. Doch noch während der Eröffnungsrede erschien ein großer weißer Hase und sprach: „Ich bin der große weiße Osterhase. Betet mich an!“ Und alle fielen auf die Knie...

Freitag, 6. April 2012

Campusanekdoten

Professor N. war seit Jahren nichts Neues mehr eingefallen. Nur mühsam brachte er die Semester hinter sich. In den Semesterferien lag er meist auf seinem Sofa und grübelte. Doch eines Abends rief er: Heureka! Er beschloss ein Buch über das Nichts zu schreiben. Leider ist nichts daraus geworden...

Dienstag, 3. April 2012

Aus den geheimen Notizheften des Herrn Ramsenthaler

BOLOGNA
Wenn sich die Kulturminister irgendwo zusammensetzen,
herrschen bald in ganz Europa Schrecken und Entsetzen.
Wenn sie in Bologna tagen,
kommt's, man muss es deutlich sagen,
zu ganz absonderlichen Sachen:
das Ziel ist, alle dumm zu machen.
Wär's nicht zum Weinen, müsste man lachen.

Sonntag, 1. April 2012

Aus den geheimen Notizheften des Herrn Ramsenthaler

Es ist vielleicht möglich, dass einer vorgibt verrückt zu sein, dass er dann an einem Punkt nicht mehr weiß, ob er nun verrückt ist oder nicht und dass er am Ende tatsächlich verrückt ist, ohne es zu merken.
Aber dass einer vorgibt klug zu sein, dass er dann einem Punkt nicht mehr weiß, ob er nun klug ist oder nicht und dass er am Ende tatsächlich klug ist, ohne es zu merken: Ist das möglich?