Freitag, 28. Dezember 2012

Zum Jahreswechsel

Kommt ein neues Jahr geschlichen,
macht das alte sich davon.
Alle Schulden sind beglichen
bis auf die... Ihr wisst es schon.
Und es kommt doch, wie es muss...
Gebt euch zum Wechsel einen Kuss!

Montag, 24. Dezember 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften


An den Raben

O Rabe, liebes Tier!
Klopf nicht an meine Tür!
Pick mir nicht in den Po(e)!
Ich wäre froh, wenn du von dannen flögest.
Doch leider tust du’s nicht im Dustern, hier,
du Tier!

Samstag, 22. Dezember 2012

Ramsenthalers Zweizeiler

Wir sind noch mal davon gekommen!
Nun kann die Weihnacht endlich kommen...

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte

Wie auch immer,
es wird schlimmer!
Beginnen wir den Grabgesang,
denn bald schon kommt der Untergang...


Mir ist schon bang und bänger
und es wird untergänger...
Ich spüre einen Drang
nach dem Weltenuntergang...


Ehrlich währt am längsten
und am untergängsten...
Zum Schluss erklingt die Ursonate
bis in die letzte kleinste Kate.

Dienstag, 18. Dezember 2012

Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte


Nostradamus

Schon Nostradamus sagte dann:
Die Welt geht unter irgendwann.
Ihr werdet all mit ihr vergehen,
kein einzges Blümlein bleibet stehen.
So, Freunde, ist der Welten Lauf,
die nächste gibt’s im Schlussverkauf.

Montag, 17. Dezember 2012

Ramsenthalers Zweizeiler

Was du weißt, das sage nie!
Sonst kommst du in die Psychiatrie!

Sonntag, 16. Dezember 2012

Ramsenthalers Zweizeiler


Nicht jeder sieht zur Weihnachtszeit
das riesengroße Menschenleid.

Nicht jeder reibt am Jahresend
sich zufrieden beide Händ’.

Nicht jeder wartet voller Angst und Bang
auf den nächsten Weltuntergang...

Nicht jeder hat in diesen Tagen
genug zu essen für den Magen.

Freitag, 14. Dezember 2012

Ramsenthalers Zweizeiler

Was du denkst, das sage nie!
Sonst kommst du in die Psychiatrie!


Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte

Vorschläge

Was nimmst du mit beim Untergang?
Eine CD mit Trauergesang?
Eine Flasche Himbeergeist?
Oder Melonen, leicht geeist?

Dein Auto oder einen Kran?
Oder einen schwarzen Schwan?
Einen Topf mit deinem Leibgericht?
Oder nur dein Lieblingsgedicht?

Lass alles liegen!
Fang an zu fliegen!
Mehr gibt es nicht zu tun,
am Ende wirst du ruhn...

Donnerstag, 13. Dezember 2012

Ramsenthalers Weihnachtsgedichte


Knete

Schenkt mir bitte keine Socken
und auch keine Bücherbrocken
und auch keinen Schlafanzug,
davon hab ich schon genug...

Ich will Knete, ich will Geld,
am besten viel, nicht abgezählt!
Dann sing ich euch, wenn ihr mich brav bekniet,
ein wunderschönes Weihnachtslied:

vom Tannenbaum, von stiller Nacht...
Doch erst das Geld, dann wird’s gemacht.

Sonntag, 9. Dezember 2012

Ramsenthalers Weihnachtsgedichte


Katzen-Weihnacht

Auch die Katzen feiern Weihnacht.
Gebt nur in der Heilgen Nacht
Schön fein acht:
Dann hört ihr sie (o welch ein Klingen)
Die alten Weihnachtslieder singen.

Dann trinken sie (so muss das sein)
Noch ein paar Flaschen guten Wein.
Gibt’s später auch noch Mäusebraten
Ist dieser Abend gut geraten.


Mäuse-Weihnacht

Auch die Mäuse feiern Weihnacht.
Gebt nur in der Heilgen Nacht
Schön fein acht:
Dann hört ihr sie (o welch ein Klingen)
Die alten Weihnachtslieder singen.

Dazu gibt’s Wasser, altes Brot
Und kurz vorbei ist alle Not.
Sind dann die Katzen stockbesoffen,
können die Mäuse noch was hoffen.


Samstag, 8. Dezember 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Der Spitz ist blind geworden, davongelaufen und hat den Weg nicht wieder nach Hause gefunden. Richter hat ihn auch nicht suchen lassen, aber einen neuen Spitz und einen Kanarienvogel. Diesen kauft’ ich ihm geschwind – er singt himmlisch – , um ihn von jenem dadurch abzuhalten, weil ich dachte: wer eine so liebenswürdige Karoline (die keinen Hund leiden kann), drei dergleichen Kinder und einen singenden Kanarienvogel hat, könnte wohl einen Spitz entbehren. Der Heinrich musste aber gestern schon einen Spitz für zwei Gulden verschaffen. (P. S. Der alte ist wieder da, also zwei.)

(Aus einem Brief von Emanuel Osmund an Paul Emil Thieriot vom 5. Februar 1805)






Freitag, 7. Dezember 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Mein Mann versteht viel von der medizinischen Kunst... Glauben Sie aber deshalb nicht, dass er ein Geschäft daraus macht zu kurieren; nur kürzlich rettete er ein sterbendes Kind von Wangenheim, das einem halbjährigen Keichhusten erlag – die Ärzte hatten ihm die letzten Reizmittel, Moschus, China, gereicht und sein Ziel auf höchstens 16 Stunden gesetzt – da riet mein Mann den sich weigernden Ärzten und Eltern, dem 1 ¼ jährigen Kinde 1 bis 2 Teetassen ältesten, stärksten Weines auf einmal zu geben – dann wieder, wann es Durst äußerte – und das Kind lebt, isst, schläft seit drei Wochen.“

(Aus einem Brief von Karoline Richter an ihren Vater vom 18. Mai 1804)

Mittwoch, 5. Dezember 2012

Ramsenthalers Weihnachtsgedichte




Nix

Sind die Kinder frech wie Dreck,
kommt der Nixolaus, o Schreck!
Haut sie erst mal windelweich,
sagt dazu: Ich zeig euch gleich,
wo für euch die Harke hängt!
In diesem Jahr kriegt ihr auch nix geschenkt!

Sonntag, 2. Dezember 2012

Ramsenthalers Weihnachtsgedichte


Weihnacht

Und wieder rieselt drauß’ der Schnee,
halbnackte Englein vögeln.
Ein kühnes halb verrücktes Reh
will durch die Lüfte segeln.

Drin unterm trauten Weihnachtsbaum
ist der Vater umgesunken,
die Mutter torkelt durch den Raum,
wie immer sturzbetrunken.

Der leicht bekiffte Sohnemann
steht hinterm Baum und jodelt,
derweil im Ofen stundenlang
der Weihnachtsbraten brodelt.

Die Tochter voller Heiterkeit
wünscht Allen Frohe Weihnachtszeit.



Samstag, 1. Dezember 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

Bei der Einfahrt eines Bierfasses in Koburg läuft er seliger umher als bei dem Eintritt eines Kindes in die Welt. Sie glauben es nicht, wie herzlich ich ihn oft auslache – kaum ist der Fuhrmann aus dem Tore hinaus, so wird gleich geschickt, um die Zeit seiner Wiederkunft zu erfragen. Mit welcher Ungeduld werden die Stunden gezählt und schon im Voraus mit Trinken gefastet. Ist er endlich angekommen, dann wehe ihm, wenn er zu lange ausruht; gleich muss das Bier ins Haus, um einen frischen Krug mit dem Heber herausziehen zu können.

(Aus einem Brief von Karoline Richter an Emanuel Osmund vom 4. Februar 1804)






Freitag, 30. November 2012

Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte


Fragen

Was reimt sich auf
Weltuntergang?
Der Müßiggang?
Der Stimmenfang?
Der Bumerang?
Der Becherklang?
Der Schaffensdrang?
Der Schienenstrang?
Der Taten- und der
Wissensdrang?
Der Vogelsang?
Der Zwiegesang?
...

Da reimt nur eins:
Der Niedergang!

Mittwoch, 28. November 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Jean Paul, der hier lebet ((in Meiningen)), wird täglich armseliger und natürlich auch übermütiger. Es ist ganz spaßhaft, wie er unbewusst einige Rollen im Gestiefelten Kater ((von Ludwig Tieck)) und Zerbino übernimmt.“

(Aus einem Brief von Karl v. Hardenberg an Ludwig Tieck vom 31. August 1802)


„Wangenheim erzählte manches Anziehende über seinen früheren Aufenthalt in Koburg, besonders über Jean Paul, den er sehr verehrt, der aber fast alle Tage betrunken sei. Unter anderem sei er einst (am 31. 10. 1802) in diesem Zustande in einer Soirée bei dem Herzoge von Koburg gewesen, so dass er hinausgehen müssen, um sich des zuviel genossenen Weins zu entledigen, worauf er zu Wangenheim gesagt: ‚Jetzt habe ich doch gesehen, was der Mensch für ein Kerl ist, wenn er will; die ganze Zeit habe ich ins Schnupftuch gesp-n, und es hat niemand gemerkt.’“

(Aus dem Tagebuch von Hieronymus Hudtwalcker: 21. Januar 1814)


Montag, 26. November 2012

Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte


Das Ungetier

In einem dunklen U-Bahn-Schacht
haust ein Ungetier.
Es liebt die schwarze Nacht
genau wie ein Vampir.

Die U-Bahn fährt schon lang nicht mehr.
Warum auch und für wen?
Denn von dem ganzen Menschenpack
ist keiner mehr zu sehn.

So blieb von dieser schnöden Welt
nur dieses Ungetier.
Es ist nicht schön, doch ein Poet,
und schrieb die Verse hier.

Samstag, 24. November 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Jetzt über die Momente des Enthusiasmus hinweggehoben, wird man mir glauben, wie phantastisch mein Urteil klingen mag, dass Richter der reinste, heiligste, gottähnlichste Mensch ist, der jemals gelebt hat. Könnten mehrere wie ich in sein innerstes Leben eindringen, wie viel höher würde man ihn achten! Ich habe Augenblicke, die, wo ich ihn still anschaue, wo ich vor seiner Seele kniend liege. Ich fürchte nur den Tod, weil er mich auf ewig von ihm trennt, der Gedanke, ihm nur so wenige Zeit anzugehören, ist schrecklich. Ich habe aber die Freude, ihn recht gesund zu sehen. Alle Welt findet ihn stärker und frischer – er ist auch ruhiger als in Berlin, sein Leben regelmäßiger. Um 6 Uhr stehen wir auf, um 12 Uhr essen wir – spätestens um 10 gehen wir zu Bett. Aus Grundsatz und Ökonomie gewöhnt der gute Mensch sich den Wein ab, das tut mir in der Seele weh – trinkt nur Bier. Er ist in allem so kindlich und zugleich so fest – man möchte sein Leben hingeben, wenn man ihn belohnen könnte.

(Aus einem Brief von Karoline Richter an ihren Vater vom 4. Juli 1801)





Freitag, 23. November 2012

Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte



Der Ästhet

Als dann die Welt verschwunden war,
blieb übrig ein Ästhet.
Er sprach: Das ist ja wunderbar!
Dann traf ihn ein Komet.

Donnerstag, 22. November 2012

Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte


Wann?

Von Norderney bis Hindelang
wartet man auf den Untergang.
Auch in Berlin, Paris und Ludwigshafen
können die Menschen nicht mehr schlafen.
Wann kommt er denn? fragen sie bang.
Wann kommt er denn, der Weltuntergang?

Mittwoch, 21. November 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Wie er so sagt: ‚es ist recht schön’ und wie er einem das Haar von der Stirn streicht – und frägt: ‚ist Ihnen wohl?’ und wie sein Auge, wie von einer Entzückung gehoben, mit einer Träne aufblickt, und wie ein scharfer Gedanke es dann wieder so hell erleuchtet! Gott, liebe Minna, dann möchte man vergehend vor ihm niederfallen. Mir war nichts interessanter, als so den Wechsel seiner Ideen und Empfindungen zu beobachten; konnte man nichts alles auf seinem Gedicht lesen? – Ach und die Güte, die Liebe, das ist mehr als alles! Jetzt kann ich mir die von Christus erzählten Wundergeschichten erklären.

(Aus einem Brief von Karoline Mayer an ihre Schwester Minna Spazier, Juni 1800)


„Wallensteins Lager wurde in Weimar gegeben ((am 13. Juni 1801)). Jean Paul war mit seiner Jeannette Pauline drin, lief mitten aus dem Stück aus der Loge und rief: ‚Ach was ist das für ein barbarisches Zeug!’ Sie folgte ihm.“

(Aus einem Brief von Karoline Schlegel an August Wilhelm Schlegel vom 22. Juni 1801)



Dienstag, 20. November 2012

Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte


Das Ende

Schon Richard Wagner hat’s empfunden:
Die Welt ist bald verschwunden.
Erst kommt die Götterdämmerung
und dann die Weltzerhämmerung.
Das Ende kommt für Wagnerianer
wie dazumal für die Trojaner
Das Ende kommt auch für uns all’:
Mit Mordsgestank und Riesenknall!


Sonntag, 18. November 2012

Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte


Nostradamus

Schon Nostradamus sagte dann:
Die Welt geht unter irgendwann.
Ihr werdet all mit ihr vergehen,
kein einzges Blümlein bleibet stehen.
So, Freunde, ist der Welten Lauf,
die nächste gibt’s im Schlussverkauf.

Samstag, 17. November 2012

Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte


TERZINO

Wenn sich auf der Tangente
die 3mal schwarz gefleckte Ente
zum dritten Male zeigt,
dann wartet bis am Firmamente
der große Meister,
Terzino heißt er,
sich zum dritten Mal verneigt.

Dann dauerts nicht mehr lang
bis zum nächsten Weltuntergang

Freitag, 16. November 2012

Ramsenthalers Weltuntergangsgedichte


Warten auf den Untergang

Das Ende naht, das ist gewiss.
Das Ende kommt mit hartem Biss.
Jawoll, jawoll: die Welt geht unter!
Euch macht es Angst, mich macht es munter!
Ich fang’ sofort zu dichten an
und warte auf den Untergang.

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Als ich gerade nach Paris reisen wollte ((im Juni 1800)), sah ich in der Jägerstraße mit Jean Paul aus dem Fenster und sagte ihm: ‚Ich reise in ach Tagen; seit ich meiner Reise gewiss bin, werden mir alle die bekanntesten Gegenstände fremd, ich erkenne die Ecke drüben nicht mehr, sie ist mir wie die fremdeste Straße.’ Es war wahr. Er sagte ganz in sich gekehrt und beinahe mit Kopfschütteln: ‚Das ist eine große Phantasie! Sie haben eine große Phantasie!’ – ‚Wieso?’ fragte ich. Er schwieg aber, und ich auch, weil es von mir war. Ich verstand ihn nicht und verstehe auch nicht, was er meinte. Denn es war ja ein Unvermögen und ganz negativ. Meinte er, dass ich mich so los denken konnte und die neuen Gegenstände mir schon vorhielt?“
(Aus einem Brief von Rahel Levin an Varnhagen vom 9. November 1808)

Donnerstag, 15. November 2012

Ramsenthalers rätselhafte Ratschläge


Lass den Kopf nicht traurig hängen,
lausche lieber Sphärenklängen!
Diese aber stell’n sich ein
nach dem vierten Schoppen Wein.
Dann vergeht die Traurigkeit
bei so viel Weinesseligkeit.
Wird dann dein Schädel dumpf und schwer,
iss einen Hering hinterher.
Und du erlebst den nächsten Morgen
heiter, locker, ohne Sorgen...

Mittwoch, 14. November 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Wenn Dir auch Jean Paul Richter merkwürdig ist, so kann ich Dir erzählen, dass er ein ungewöhnlicher, seltsam guter Mensch ist; nur mit sich selbst zu vergleichen, wie Wieland spricht. Sein ganzes Wesen trägt das Gepräge des Ungewöhnlichen; aber seine Eigentümlichkeiten sind so bestimmt, dass man Wohlgefallen daran finden muss.“
(Aus einem Brief von Sophie Brentano an Henriette von Arnstein vom 8. August 1799)

„Ich habe mir ein von innen und außen sehr schönes Pianoforte von Schenk gekauft... Gestern erschrak ich mich sehr, als Herr Richter wie ein Donnerwetter darauf herumfuhr, und zwar mit lauter Phantasien. Ich schenkte ihm geschwind eine Tasse Kaffe ein, deren er sonst sechzehn trinkt, aber diesmal bedankte er sich. Zuletzt machte er selbst die Bemerkung, das Instrument müsse sehr gut sein; es habe sich nicht einmal nach seinem Spielen verstimmt. Übrigens ist Richter, wenn er nicht mit anderen schönen Geistern zusammen ist, sehr angenehm.“
(Aus einem Brief von Charlotte von Stein an ihren Sohn Fritz, Ende April 1800)





Sonntag, 11. November 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Jean Paul Richter, der berühmte Schriftsteller, den ich bei Herder kennen lernte, ist ein seltenes Genie. Sein Äußeres verspricht wenig: blasses Gesicht, kleine, trübe, zerflossene Augen, Blatternarben. Doch sein Witz ist brillant, seine Unterhaltung unübertrefflich, und sie besteht aus einem zusammenhängenden Strom witziger Einfälle. Er ist sehr gutmütig, leicht zu rühren. Als Herder eine edle Tat von irgendeinem großen Mann erzählte, konnte Richter die Tränen nicht zurückhalten. Sein Hauptcharakter ist mit einem Wort jene gutmütige Schwäche und Reizbarkeit, die den, der sie besitzt, für die menschliche Gesellschaft sehr umgänglich macht, ihn selbst aber vielen Irreleitungen aussetzt. Lies seine Hundsposttage und seine Palingenesien, da kannst Du ihn kennen lernen.“
(Aus einem Brief von Gotthilf Heinrich Schubert an seine Schwester, Ende 1798)





Samstag, 10. November 2012

Ramsenthalers Zaubersprüche


Wenn sich auf der Tangente
die 3mal schwarz gefleckte Ente
zum dritten Male zeigt,
dann wartet bis am Firmamente
der große Meister,
Terzino heißt er,
sich zum dritten Mal verneigt.

Mittwoch, 7. November 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Gestern abend war ich bei der Maticzek, und wir saßen ganz ruhig und nähten. Auf einmal kam Herr Richter, und er hat uns bis 10 Uhr recht artig unterhalten. Aber, unter uns gesagt, er ist ein Narr; und ich kann mir nun denken, wie er bei den Damen Glück gemacht. Ich denke, ich und die Maticzek, mir wollen noch oft unsern Spaß haben. Wenn Du wiederkömmst, sollst von Wort zu Wort unsere Unterhaltung erfahren. Die Maticzek sagt, er spräche zu gelehrt, aber ich versteh’ beinahe alle Worte...“
(Aus einem Brief von Christiane Vulpius an Goethe vom 21. November 1798)

Dienstag, 6. November 2012

Ramsenthalers rätselhafte Ratschläge


Wenn’s im Herbste finster wird,
hilft’s nicht, wenn man ins Dunkle stiert.
Es hilft kein Glühwein und kein Schnaps,
auch kein gut gemeinter Klaps
mit den Worten: Es wird schon werden...
Das hilft dir nicht auf dieser Erden.
Was wirklich hilft, das weiß man nicht,
am ehesten Sonne, sehr viel Licht.

Sonntag, 4. November 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

Goethe aß zuweilen bei der Herzogin Amalia in Tiefurt zu Mittag. Er beschwerte sich, dass der Mundkoch Goullon so oft Sauerkraut vorsetze.
Eines Tages, da man ihm wieder Sauerkraut aufgetischt hatte, stand er voll Verdruss auf und ging in eine Nebenzimmer, wo er ein Buch aufgeschlagen und auf dem Tisch liegen fand. Es war ein Jean Paulscher Roman. Goethe las etwas davon, dann sprang er auf und sagte: Nein, das ist zu arg! Erst Sauerkraut und dann fünfzehn Seiten Jean Paul! Das halte aus, wer will.

(Tiefurt, um 1799, nach Johannes Daniel Falk. Zitiert nach „Essen und Trinken mit Goethe. Hg. von Joachim Schultz. München. DTV. 1998. S. 82)







Mittwoch, 31. Oktober 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Friedrich Richter ist ein vollendeter Narr und hat gesagt, der Meister ((Goethes Wilhelm Meister)) sei gegen die Regeln des Romans. Auf die Anfrage, ob es denn eine Theorie desselben gebe, und wo man sie habhaft werden möge, antwortet die Bestie: ‚Ich kenne eine, denn ich habe eine geschrieben.’“
(Aus einem Brief von Friedrich Schlegel an Schleiermacher vom 3. Juli 1796)


„Richter ist nun auch in Weimar einquartiert. Es gefällt ihm hier außerordentlich, und er selbst findet ein größeres Publikum, als man dachte. Am liebenswürdigsten ist er, wenn man allein mit ihm ist; da ist er ganz natürlich, munter, geistreich und an Gemüt ein Kind; diese wahrhaft edle und unbefangene Natur macht sich und andern das Leben leicht. Wir sehen ihn zwar nur ein-, höchstens zweimal die Woche; denn er ist sehr fleißig und trägt Scheu, meinen Mann zu stören; aber ich fühle es, dass wir ihm die Liebsten hier sind.“
(Aus einem Brief von Karoline Herder an Gleim vom 12. November 1798)



Dienstag, 30. Oktober 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:
Unter den hiesigen Naturerscheinungen, die Ihnen schon bekannt sind, muss ich doch ein neues Phänomen, so gut ich es vermögend bin, beschreiben. Dieses war Herr Richter, Autor des Hesperus,. Sollten Sie ihn von ungefähr in einer großen Gesellschaft finden, ohne ihn zu kennen, so würden Sie ihn für einen großen Künstler wie Haydn, Mozart, oder für einen großen Meister in den bildenden Künsten ansehen, so ist sein Blick und sein ganzes Wesen. Kennt man ihn näher, so ist er ein sehr einfacher Mann, welcher mit vieler Lebhaftigkeit, Wärme und Innigkeit spricht. Liebe und Wahrheit sind die Triebfedern seiner Existenz. Er ist so unschuldig wie ein Kind, und so unbefangen. Kommt er in Wortwechsel über gewissen Punkte, so siehet man offenbar, dass es ihm nicht um Worte oder Verteidigung seiner Meinung, sondern nur um die Wahrheit zu tun ist. Er ist ein sehr angenehmer Gesellschafter wegen seines unerschöpflichen Witzes, der nach meinem Gefühle immer sehr treffend und angenehmer ist als in seinen Schriften. Er hat bei allen unsern Genies jeder Art große Sensation gemacht, und man hat ihm, was viel ist, alle Gerechtigkeit widerfahren lassen.
(Aus einem Brief der Herzogin Anna Amalia an Wieland vom 15. Juli 1796)

Sonntag, 28. Oktober 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften


Süße Sünde (Fragment)

Ich bin ein Freund der süßen Sünde,
der lockeren Unsittlichkeit...
Für alles gibt es gute Gründe,
unendlich ist die Ewigkeit...

Jeder spürt: das Ende naht.
Doch wenn man’s spürt, ist’s schon...

Samstag, 27. Oktober 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:
Richter ist ein so kompliziertes Wesen, dass ich mir die Zeit nicht nehmen kann; Ihnen meine Meinung über ihn zu sagen; Sie müssen und werden ihn sehen, und wir werden uns gern über ihn unterhalten. Hier scheint es ihm übrigens wie seinen Schriften zu gehen: man schätzt ihn bald zu hoch, bald zu tief, und niemand weiß das wunderliche Wesen recht anzufassen.
(Aus einem Brief von Goethe an Schiller vom 22. Juni 1796)


Denken Sie, Jean Paul Friedrich Richter ist seit vierzehn Tagen hier! ((in Weimar)) der beste Mensch, sanft, voll Geist, Witz, Einfällen, das beste Gemüt, und ganz in der reinen Welt lebend, wovon seine Bücher der Abdruck sind. Milde wie ein Kind und immer heiter. Sehen Sie, der ist ein echter Jünger der Weisheit. Wie war er gerührt und erfreut, als er hörte, dass Sie seine Schriften mit dieser Teilnehmung lesen! Vielleicht besucht er Sie einmal; künftiges Jahr, wenn Sie mögen. Er hat noch eine Mutter und einen Bruder von achtzehn Jahren und seinen Freund Otto; diese drei liebt er über alles. In Hof, anderthalb Tagreisen von hier, im Bayreuthisch-Preußischen, und also ihr Landmann, da wohnt er mit seinen drei Freunden, unabhängig, und lebt von seiner Schriftstellerei. In keine anderen Verhältnisse wünscht er nicht; er tauge nicht hinein, sagt er und hat auch recht. Einen unerschöpflichen Vorrat zu vielen Büchern hat er noch; er ist eine unversiegbare Quelle. Wir haben ihn herzlich lieb. Wenn er von dem Inhalt des Buches spricht, das er soeben schreibt, so wird sein Auge glänzend...
(Aus einem Brief von Karoline Herder an Johann Wilhelm Ludwig Gleim vom 24 Juni 1796)


Donnerstag, 25. Oktober 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:
„Von Hesperus habe ich Ihnen noch nichts geschrieben. Ich habe ihn ziemlich gefunden, wie ich ihn erwartete: fremd wie einer, der aus dem Mond gefallen ist, voll guten Willens und herzlich geneigt, die Dinge außer sich zu sehen, nur nicht mit dem Organ, womit man sieht. Doch sprach ich ihn nur einmal und kann also noch wenig von ihm sagen.“
(Aus einem Brief von Schiller an Goethe vom 28. Juni 1796)

„Hesperus ist auch bei uns erschienen, er hat doch eine leichtere Art sich zu äußern, als ich mir’s nach seinen Produkten dachte, und seine Gutmütigkeit nimmt mich für ihn ein. Ich möchte ihn aber doch nicht immer sehen. Die disparaten Vorstellungen in seinen Schriften scheinen doch auch in seinem Umgang zuweilen hervor.“
(Aus einem Brief von Charlotte von Schiller an Goethe vom 1. Juli 1796)

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:
„Jean Paul Richter ist ein sehr fein organisierter, stiller, in sich gekehrter Mann, spricht wenig, hört viel und aufmerksam zu und öffnet sich nur im vertrautesten Gespräch unter vier Augen. Er ist eine Welt in sich und hat noch fast keine Menschen und verwickelte Lagen kennen gelernt. Aber er spinnt alles aus sich heraus. Doch hat er auch, wie er gestern sagte, tischhohe Kollektaneen, ein eigenes deutsches Wörterbuch, das er bloß zu seinem Gebrauch sich angelegt hat, eigene Hypothesen über Wohlklang und Bau der Perioden und – Stoff zu 2000 Bänden.... Sein stilles, anspruchsloses Benehmen gefällt hier ((in Weimar)) allgemein.“
(Aus einem Brief von Karl August Böttiger an Friedrich Schlichtegroll vom 18. Juni 1796)


Dienstag, 23. Oktober 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:
„Es war in der Halbdämmerung, als ich zu dem Kandidaten Richter unangemeldet hineintrat; eine ärmliche, geräumige und reinliche Stube präsentierte mit im Vordergrunde ein altes, zusammengetrocknetes Mütterchen (Jean Pauls Mutter), und im Hintergrunde (von der Tür aus) saß zwischen zwei einfachen Bücherrepositorien an einem simplen Schreibtisch mein Schriftsteller mit der Feder in der Hand. – Wie aus einem phantastischen Traume sprang er ((...)) auf, gerade eine Gestalt, wie ich sie mir geträumt hatte, und empfing mich mit einem Eintrittskompliment so ungeheuchelt herzlich und in einer so ekstatischen Wonne, dass in den folgenden Minuten unsre Seelen wir Blitze ineinanderfuhren; ich war der erste Fremde, der ihn, den Gelehrten, den Autor, besuchte, er konnte sich in einem gewissen innigen Gefühl von Behaglichkeit gar nicht finden, drückte und herzte mich wie einen langersehnten Bruder, und unser geistiger Bund war geschlossen. Es schien, als hätten wir schon viele Jahre bei einander gewohnt – mit jedem Pulsschlage kamen sich unsre Geister näher, mit jedem Odemzug zogen sich die Schlingen unsrer gegenseitigen Phantasie fester, Hand in Hand wandelten wir auf und nieder, eine Flache des schönsten Champagners vervielfachte die Wirksamkeit unsrer Seele, wir flogen von Sphäre zu Sphäre, unsre Trennung war wie das Auseinanderfließen zweier Ströme, die eine Zeitlang über die blumigsten Wiesen sich gemeinschaftlich ergossen hatten und nun schneller dahinstürzen, um bald wieder mit einander sich zu vereinigen.“

(Aus einem Brief von Georg von Ahlefeldt an Wilhelmine von Kropff vom 15. Januar 1796)

Sonntag, 21. Oktober 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:
Jean Paul zu Besuch beim Karl Friedrich Kunz beim Verleger Karl Friedrich Kunz in Bamberg (Ende August 1810):
„Die Stunde des Essens nahete; die dazu Eingeladenen worunter (E. T. A.) Hoffmann und Marcus waren, erschienen und wir setzten uns zu Tische. – Jean Paul war in heiterster Laune, ein witziger Einfall jagte den anderen, und vorzüglich war es die Unterhaltung mit dem geistreichen Marcus, die, über medizinische Gegenstände bald ernsthaft, bald scherzhaft geführt, zu den brillantesten Witzen von beiden Seiten Veranlassung gab. Marcus, fast ebenso geübt auf dem Felde sarkastischen Spottes wie Jean Paul, blieb ihm keinen Ausfall auf medizinische Kunst und ihre Jünger schuldig, und Hoffmann, der gegen alle Gewohnheit diesmal den stummen Zuhörer machte, akkompagnierte die Sprechenden durch schallendes Gelächter. Den Flaschen wurde tüchtig zugesprochen, wobei nächst Hoffmann sich Jean Paul am tätigsten bewies, und als auf letzteren ein Toast von mir ausgebracht wurde, rief er in ausgelassener Freude aus, indem er seine Hände rechts und links herumreichte, wobei ihm die hellen Tränen über die Wangen liefen: ‚O möge mir doch Gott nur einmal in Bayreuth ein paar so herrliche Stunden schenken, wie ich sie in Bamberg verlebte! Dazu ist aber keine Hoffnung, denn die Erzeuger solcher Freuden fehlen; darum müssen Sie mir samt und sonders versprechen, sich einpacken zu wollen, um ein Dacapo aufführen zu können!’“
(Aus Kunz’ „Erinnerungen“)

Freitag, 19. Oktober 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften


Die schöne Gärtnerin
Auf der Suche nach größeren Projekten in allen Räumen geht die schöne Gärtnerin von der die Menschen nichts wissen auf die Ratschläge des Freundes nicht ein Sie bleibt ein Leben lang ein Flüchtling eine Tänzerin unter der Sonne und ihr Lebensbaum wird von schwarzen und weißen Tauben bevölkert

Strategien
Max der Cocktailtrinker begibt sich auf eine Reise ins Ungewisse Hinter dem Blätterwerk bleibt ein Geheimnis zu lüften und die Lebensfreude wird ungetrübt sein Dasein lenken Im Zuge der Vorbereitungen kommen so manche Strategien zum Tragen

Dienstag, 16. Oktober 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften


Ohne Worte
Sag nicht du hättest alles schon gefunden Du suchst doch immer noch und weißt im Grunde ganz genau dass es letztendlich nichts zu finden gibt In einer fremden Sprache spreche ich gern mit dir Dass ich sie nicht beherrsche macht möglich dass ich dich verstehe Nicht ganz Das versteht sich von selbst doch so dass wir uns gut verstehen ohne Worte

Sonntag, 14. Oktober 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften


Der Furz

Ihr könnt mich alle
kreuzweis und auch sowieso,
ich tappe nicht in eure Falle,
ich bleibe lieber frei und froh!

Mit mir könnt ihr’s nicht machen,
mich kriegt ihr nicht mit euren Sachen!
Für euch alle lass ich einen Riesenfurz,
keiner kommt zu kurz.

Dann hört ihr mich nur lauthals lachen...


Dienstag, 9. Oktober 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften


Wilder Mohn

Totenvogel, Lichtgestalt,
keiner kennt den Hinterhalt,
dumpfes Wummern wieder heute
und im Wahnsinn alle Leute.

Wenn die Tage sich verdunkeln,
hört man böse Geister munkeln,
wenn die Sonne dann versinkt,
Verwesung aus den Gullys stinkt.

Aus der Ferne Saxophon
bläst uns einen düstren Ton.
Schatten drängen sich hervor

durch  das riesenhafte Tor.
Rot erstrahlt der wilde Mohn:
Keiner kommt davon.



Samstag, 6. Oktober 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften


Kuriere

Wenn am Abend die Kuriere
sich besaufen wir die Tiere,
lachen sie sich schier kaputt
über ihren großen Mut,
einfach einmal nichts zu melden.
Denn (so sie): Hier gibt es nichts zu melden!
Was hier passiert, ist alles flau,
das interessiert doch keine Sau,
das interessiert doch wirklich nicht!
Drum gibt’s auch heute kein’ Bericht.

Donnerstag, 4. Oktober 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften

Glaubensbekenntnis


Ich glaube an nichts
höchstens an die Heilsarmee
höhere Wesen mit Schmackes
und an die Macht der Hundekuchen

Mittwoch, 3. Oktober 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften


Zauber
An manchen Abenden im Herbst liegt in der Luft ein öffentlich unbrauchbarer Zauber ein rätselhaft geheimnisvolles Licht das dich an irgendwas erinnert an irgendwas das du als schön und angenehm empfunden hast Du weißt es doch du weißt es nicht genau Du hast nur dieses Licht und diesen märchenhaften Zauber der dich an irgendwas erinnert

Sonntag, 30. September 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften


Neue Gedanken zu alten Themen

Politiker brauchen engagierte Bürger, ihnen selber fällt ja wenig ein.

Wir sind Meister, wenn es darum geht, einfache Dinge kompliziert zu machen.

Mit einem Lachen kann man jeden Festredner zum Schweigen bringen.

Man sollte sich Wichtiges merken und Unwichtiges vergessen, doch zuvor sollte man wissen, was wichtig und was unwichtig ist.

Das Einfache ist nicht leicht.

Man muss die Dinge auf den Punkt bringen, die meisten Menschen aber reden lieber drum herum.

Es gibt so viele Blödmänner, dass man sich über jeden Dummkopf freut.

Die Vergangenheit ist noch längst nicht vergangen.

Auch Feinschmecker können böse Zungen haben.








Freitag, 28. September 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften


Was mir noch fehlte
Dann traten wir ins Licht der Morgenröte mit einem Sack voll kluger Bücher die man uns aufgebürdet hatte Ein Zittern machte sich dort breit und eine alte Wagenlampe versuchte heller als der Sonne Rot zu leuchten Aber dann fiel mir doch plötzlich ein dass ich zu Hause auf dem Herd die Milch vergessen hatte Die weiße Milch im Morgenrot im warmen Licht der Wagenlampe Das hatte mir an diesem Tag gerade noch gefehlt

Sonntag, 23. September 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften


Nutzlosigkeit
Sich seiner Nutzlosigkeit bewusst sein und auf dieser Grundlage tief schürfende Gedanken über das Leben notieren.

Auf dieser Grundlage ist es amüsant an Konferenzen teilzunehmen. Ja, es amüsiert mich zu sehen, wie sich Menschen bemühen, ihrem Dasein einen Sinn zu geben. Amüsant auch ihre eitlen Machtspiele, Machtgelüste.

Wie die Katzen: ein oder zwei Stunden pro Tag für die Nahrungsaufnahme verwenden, ansonsten verdauen und entspannen; als Mensch höchstens noch ein bisschen nachdenken und Notizen machen.


Ab und zu
Ab und zu ein paar Nützlichkeiten. Jede Woche eine gute Tat, um die sozialen Kontakte nicht gänzlich austrocknen zu lassen.

Ab und zu etwas sagen, wohl wissend, dass man nichts zu sagen hat.

Ab und zu einfach das Leben genießen



Freitag, 21. September 2012

Ramsenthalers rätselhafte Ratschläge


Wenn du in deinem Aufwärtsstreben
mit einem Mal erkennst,
dass du dich verrennst,
musst du in deinem weitren Leben
vieles, vielleicht alles ändern,
musst einfach durch die Tage schlendern,
ohne dir ein Ziel zu geben.

Dienstag, 18. September 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften


Wie im echten Leben

Sinnlos ist so vieles hier,
sinnvoll manches auch:
beides sei bekömmlich dir
wie ein kühles, dunkles Bier
meinem Bauch.
Wähle nur, was dir gefällt!
Es ist umsonst, kostet kein Geld.

Samstag, 15. September 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften

Was?
Spürbar ist es, doch absent,
nicht vorhanden, doch präsent,
nicht zu fassen, immer da -
was es ist, das ist nicht klar.

Mittwoch, 12. September 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften


Undankbar
Ich bin nicht dankbar für das bestimmt nicht was ihr mir jeden Tag um meine schlaffen Ohren haut Ihr bildet euch noch etwas darauf ein ich weiß Doch was ihr uns täglich in die Köpfe schmiert stinkt schon weitem wie ein reifer Käse den einer auf der Heizung liegen ließ Ich bin nicht dankbar dafür nicht und will mit eurem Käse nichts mehr zu tun haben

Sonntag, 9. September 2012

Campusanekdoten und -Gedichte

Die Denkerei

Hegel, Kant und Sloterdijk,
wie sie alle heißen,
wollen doch im Grunde nur
uns ganz schön verscheißern.

Sagen, wie es gehen soll,
wie es wirklich ist.
Im Grunde aber ist es doch
ausgemachter Mist.

Da lutsche ich doch lieber nur
stundenlang Lakritz
und denke mir, die Denkerei
ist letztlich nur ein Witz.

Freitag, 7. September 2012

Campusanekdoten


Vor dem Ausstieg
Er saß auf der Terrasse und hatte das Gefühl, hier tagelang sitzen zu können. Die Fakultätssitzung hatte bis halb fünf gedauert. Ein ewiges Gequatsche um Kleinigkeiten und Eitelkeiten. Alle wussten ganz genau, dass die wichtigen Entscheidungen hier nicht getroffen werden. Aber sie hatten sich damit abgefunden, dass diese Demokratiespiele nun einmal dazu gehörten wie der Senf zur Wurst. Kollege K. hatte, wie zu erwarten war, wieder mal ein Machiavelli-Zitat eingestreut. Alle mussten ein Grinsen unterdrücken. Professor K. war zwar kein ausgewiesener Machiavellikenner, doch er sah sich gerne als graue Eminenz mit Durchblick, der ihm aber in Wirklichkeit völlig fehlte. Er war bekannt dafür, dass er seine Mitarbeiter ausbeutete und schikanierte, ansonsten fachlich eher uninteressant und menschlich ein hinterfotziger Intrigant. Irgendwann werde ich auch so sein, dachte er, wenn ich nicht vorher die Koffer packe. Das System eignet sich ganz besonders dafür, Schweinehunde zu produzieren.



Dienstag, 4. September 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften


Bezaubernd
rief der Schalk, der mir im Nacken saß Ich kannte ihn schon lange bevor er sich in (an?) meinem Nacken niedergelassen hatte Und heute ruft er stets dasselbe Wort Bezaubernd und ich bedanke mich dafür Gemeinsam fristen wir die Tage die uns nichts anzubieten haben nur ein höchst unbestimmtes Flackern von diesen gottverdammten Schwätzern die sich für so bedeutend halten Dabei sind sie doch nur ein müder Haufen ausgelaugter Strolche die einst einmal an einer Universität als Kaffeetrinker lebten

Samstag, 1. September 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften


An einem Sommertag
Dem Wanderer wuchs aus seinem fetten Doppelkinn ein gelblich grünes Haar und das an einem Sommertag als niemand es erwartete und hinterher als diese Schweinerei uns allen die vergilbte Sprache verschlagen hatte wollte ein kluger Wichtelmann uns allen eine Birne geben Wir lehnten ab

Mittwoch, 29. August 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften


Sehnsucht
Immer größer wird meine Sehnsucht, der normalen Welt zu entkommen. Also suche ich nach einer Lebens- und Sehensweise, die nicht der der Normalen entspricht. Doch es ist schwer, eine Katze zu werden, wenn man ein Mensch ist. So ungefähr ließe sich mein Dilemma in einem Satz darstellen. Leider noch viel zu vernünftig, denn ich habe immer noch den Wunsch, mich verständlich zu machen. Vielleicht wird es mir mit der Zeit gelingen, diesen Wunsch abzulegen, um mich endlich frei ausdrücken zu können. Bis dahin ist e aber noch ein weiter Weg, und ich weiß nicht genau, ob ich ihn überhaupt einschlagen will.

Sonntag, 26. August 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften


Fragen
Der Kachelofen schwarzes Brot ein grausiges Geweih blickt bleckend in der dunklen Bücher Schlund Und außerdem hab ich mich stets gefragt ob doch nicht irgendwo ein bis zum Rand gefülltes Klo auf alle Fragen eine Antwort wüsste Allein mein Fragen war vergebens liebe Leute

Freitag, 24. August 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften


Alles zum Pack
Pack schlägt sich, Pack verträgt sich. Lumpenpack. Du wirst es schon packen. Pack die Badehose ein! Pack dich! Verpackungen. Lass dich einpacken. Six pack. Im Packeis verschollen. Er trieb es mit ihr auf dem Packtisch (oder sie mit ihm?). Die Packer packten es nicht. Les atouts du pack. Packpapier. Ein dicker Packen...
Fahren Sie fort!

Montag, 20. August 2012

Ramsenthalers schlimmste Wagner-Gedichte

Tristan zu Isolde

Schrei doch nicht so,
wenn ich dich beiße,
und weine nicht,
wenn ich dich schlag',
und wenn ich dir den Kopf abreiße,
heißt das doch nur,
dass ich dich mag.


Am 23. August um 18 Uhr liest Franz Joachim Schultz Ramsenthalers schlimmste Wagner-Gedichte und andere Texte in der Bayreuther Stadtbibliothek



Mittwoch, 15. August 2012

Ramsenthalers schlimmste Wagner-Gedichte


Der weiße Schrank

Sie trieben es im weißen Schrank:
Der ?, waast scho, und die Wini.
Mit dabei war außerdem
unser alter Kini.

Genau: der Ludwig, der war dabei!
Sie trieben es bis nachts um drei...
Wie? Das lässt sich höchstens flüstern:
entsetzlich geil und lüstern.

Lang sah man noch die Spuren
von diesen garstigen Figuren,
sie trieben es wie die Panduren

und leckten später ihre Wunden...
Mehr darf ich nicht verkunden!
Der Schrank ist heut verschwunden.




Am 23. August um 18 Uhr liest Franz Joachim Schultz Ramsenthalers schlimmste Wagner-Gedichte und andere Texte in der Bayreuther Stadtbibliothek



Aus Ramsenthalers Notizheften

Zwei Sorten
Es gibt zwei Sorten von Menschen. Für die einen hat alles einen Sinn, für die anderen ist alles sinnlos. Vielleicht gibt es noch eine dritte Sorte: Die versuchen, in allem einen Sinn zu sehen, doch sie schaffen es nicht immer...

Montag, 13. August 2012

Aus Ramsenthalers Notizheften

Das Schönste

Was ist das Schönste in jeder Stadt?
Das ganz geniale Käseblatt!
Dort herrschen Weisheit, Kompetenz
und noch viel mehr: in höchster Potenz

Donnerstag, 9. August 2012

Ramsenthalers schlimmste Wagner-Gedichte


Dröhnen und Stöhnen

Im Park davor im Sonnenlicht
spürst du diese Schwere nicht.
Aber tief im Festspielhaus
Fühlst du dich wie eine Maus

auf der zehn Elefanten lasten.
Denn in diesem großen Kasten
schwindet alle Leichtigkeit
bei dieser schweren Festlichkeit.

Beim Geschrei der Heldensänger
wird dir bang und immer bänger.
In den Ohren lautes Dröhnen,
um dich herum die Frauen stöhnen.

Denkst du jetzt: Ach Gott! Ach nee!
Geh doch gleich ins Variété.


Am 23. August um 18 Uhr liest Franz Joachim Schultz Ramsenthalers schlimmste Wagner-Gedichte und andere Texte in der Bayreuther Stadtbibliothek