Donnerstag, 23. September 2010

Die Verwirrungen des Professors Schulze 5

Doch zurück zu Julius Schulze, der gerade zu einer Liebeserklärung ansetzen will, doch da stürmt Renate Ronka ins Büro. Wobei man wissen muss, dass sie eine gute Sportschützin ist. Die Art wie Frau Ronka eine Waffe auseinander nimmt, lässt erkennen, dass sie versteht, mit Pistolen umzugehen. Ihre Griffe sind gewandt und flink. Mit einem Blick überzeugt sie sich, dass der Lauf spiegelblank ist... Doch sie bedroht nicht den armen Julius, sondern ihren Mann. Diesen Mann hat sie geliebt. Wirklich? Hat sie ihn geliebt? Fast möchte sie daran zweifeln. Aber das hieße, dass sie selbst um die letzten sieben Jahre ihres Lebens betrügen würde. Nur erfolglose Frauen sind sich selbst gegenüber unaufrichtig.
„Ich werde ihn umbringen!“ schreit sie und fuchtelt dabei mit ihrer Pistole herum.
„Warten Sie!“ ruft Julius (Margot hatte sich unter dem Schreibtisch versteckt und klammert sich an seine Beine.) „Sie haben diesen Mann doch geliebt!“
„Ja, gewiss, ich habe ihn geliebt. Ich habe ihn mehr geliebt als einen Menschen zuvor, und mehr, als ich je wieder die Kraft werde, einen Menschen zu lieben. Ich habe ihn mit meinem Fleische und Herzen geliebt, ich habe ihn mit meinen Küssen erstickt, ich habe die Tage und Wochen nicht mehr gezählt, ich habe nicht gewusst, ob es Sommer oder Winter war; denn um mich her war der ewige Frühling. Wenn Liebe Leidenschaft ist, dann bin ich eine Königin der Liebe gewesen; denn ich war trunken vor Glück und berauscht von Seligkeit. Aber dieses Glück brach. Heute noch werde ich diese Pistole in meiner Hand halten und auf sein Herz zielen. Und ich glaube nicht, dass ich sein Herz verfehlen werde.“
Julius hatte sich wie ein ordentlicher Professor Notizen gemacht und sagte:

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