Ramsenthaler liebte Jean Paul. In
seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne
Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel
von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein
Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus
Wunsiedel. Zum Beispiel:
„Es
war in der Halbdämmerung, als ich zu dem Kandidaten Richter unangemeldet hineintrat;
eine ärmliche, geräumige und reinliche Stube präsentierte mit im Vordergrunde
ein altes, zusammengetrocknetes Mütterchen (Jean Pauls Mutter), und im
Hintergrunde (von der Tür aus) saß zwischen zwei einfachen Bücherrepositorien
an einem simplen Schreibtisch mein Schriftsteller mit der Feder in der Hand. –
Wie aus einem phantastischen Traume sprang er ((...)) auf, gerade eine Gestalt,
wie ich sie mir geträumt hatte, und empfing mich mit einem Eintrittskompliment
so ungeheuchelt herzlich und in einer so ekstatischen Wonne, dass in den
folgenden Minuten unsre Seelen wir Blitze ineinanderfuhren; ich war der erste
Fremde, der ihn, den Gelehrten, den Autor, besuchte, er konnte sich in einem
gewissen innigen Gefühl von Behaglichkeit gar nicht finden, drückte und herzte
mich wie einen langersehnten Bruder, und unser geistiger Bund war geschlossen.
Es schien, als hätten wir schon viele Jahre bei einander gewohnt – mit jedem
Pulsschlage kamen sich unsre Geister näher, mit jedem Odemzug zogen sich die
Schlingen unsrer gegenseitigen Phantasie fester, Hand in Hand wandelten wir auf
und nieder, eine Flache des schönsten Champagners vervielfachte die Wirksamkeit
unsrer Seele, wir flogen von Sphäre zu Sphäre, unsre Trennung war wie das
Auseinanderfließen zweier Ströme, die eine Zeitlang über die blumigsten Wiesen
sich gemeinschaftlich ergossen hatten und nun schneller dahinstürzen, um bald
wieder mit einander sich zu vereinigen.“
(Aus
einem Brief von Georg von Ahlefeldt an Wilhelmine von Kropff vom 15. Januar
1796)
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