Sonntag, 21. Oktober 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:
Jean Paul zu Besuch beim Karl Friedrich Kunz beim Verleger Karl Friedrich Kunz in Bamberg (Ende August 1810):
„Die Stunde des Essens nahete; die dazu Eingeladenen worunter (E. T. A.) Hoffmann und Marcus waren, erschienen und wir setzten uns zu Tische. – Jean Paul war in heiterster Laune, ein witziger Einfall jagte den anderen, und vorzüglich war es die Unterhaltung mit dem geistreichen Marcus, die, über medizinische Gegenstände bald ernsthaft, bald scherzhaft geführt, zu den brillantesten Witzen von beiden Seiten Veranlassung gab. Marcus, fast ebenso geübt auf dem Felde sarkastischen Spottes wie Jean Paul, blieb ihm keinen Ausfall auf medizinische Kunst und ihre Jünger schuldig, und Hoffmann, der gegen alle Gewohnheit diesmal den stummen Zuhörer machte, akkompagnierte die Sprechenden durch schallendes Gelächter. Den Flaschen wurde tüchtig zugesprochen, wobei nächst Hoffmann sich Jean Paul am tätigsten bewies, und als auf letzteren ein Toast von mir ausgebracht wurde, rief er in ausgelassener Freude aus, indem er seine Hände rechts und links herumreichte, wobei ihm die hellen Tränen über die Wangen liefen: ‚O möge mir doch Gott nur einmal in Bayreuth ein paar so herrliche Stunden schenken, wie ich sie in Bamberg verlebte! Dazu ist aber keine Hoffnung, denn die Erzeuger solcher Freuden fehlen; darum müssen Sie mir samt und sonders versprechen, sich einpacken zu wollen, um ein Dacapo aufführen zu können!’“
(Aus Kunz’ „Erinnerungen“)

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