Dienstag, 30. Oktober 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:
Unter den hiesigen Naturerscheinungen, die Ihnen schon bekannt sind, muss ich doch ein neues Phänomen, so gut ich es vermögend bin, beschreiben. Dieses war Herr Richter, Autor des Hesperus,. Sollten Sie ihn von ungefähr in einer großen Gesellschaft finden, ohne ihn zu kennen, so würden Sie ihn für einen großen Künstler wie Haydn, Mozart, oder für einen großen Meister in den bildenden Künsten ansehen, so ist sein Blick und sein ganzes Wesen. Kennt man ihn näher, so ist er ein sehr einfacher Mann, welcher mit vieler Lebhaftigkeit, Wärme und Innigkeit spricht. Liebe und Wahrheit sind die Triebfedern seiner Existenz. Er ist so unschuldig wie ein Kind, und so unbefangen. Kommt er in Wortwechsel über gewissen Punkte, so siehet man offenbar, dass es ihm nicht um Worte oder Verteidigung seiner Meinung, sondern nur um die Wahrheit zu tun ist. Er ist ein sehr angenehmer Gesellschafter wegen seines unerschöpflichen Witzes, der nach meinem Gefühle immer sehr treffend und angenehmer ist als in seinen Schriften. Er hat bei allen unsern Genies jeder Art große Sensation gemacht, und man hat ihm, was viel ist, alle Gerechtigkeit widerfahren lassen.
(Aus einem Brief der Herzogin Anna Amalia an Wieland vom 15. Juli 1796)

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