Ramsenthaler liebte Jean Paul. In
seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne
Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel
von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein
Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus
Wunsiedel. Zum Beispiel:
Unter
den hiesigen Naturerscheinungen, die Ihnen schon bekannt sind, muss ich doch
ein neues Phänomen, so gut ich es vermögend bin, beschreiben. Dieses war Herr
Richter, Autor des Hesperus,. Sollten Sie ihn von ungefähr in einer großen
Gesellschaft finden, ohne ihn zu kennen, so würden Sie ihn für einen großen
Künstler wie Haydn, Mozart, oder für einen großen Meister in den bildenden
Künsten ansehen, so ist sein Blick und sein ganzes Wesen. Kennt man ihn näher,
so ist er ein sehr einfacher Mann, welcher mit vieler Lebhaftigkeit, Wärme und
Innigkeit spricht. Liebe und Wahrheit sind die Triebfedern seiner Existenz. Er
ist so unschuldig wie ein Kind, und so unbefangen. Kommt er in Wortwechsel über
gewissen Punkte, so siehet man offenbar, dass es ihm nicht um Worte oder
Verteidigung seiner Meinung, sondern nur um die Wahrheit zu tun ist. Er ist ein
sehr angenehmer Gesellschafter wegen seines unerschöpflichen Witzes, der nach
meinem Gefühle immer sehr treffend und angenehmer ist als in seinen Schriften.
Er hat bei allen unsern Genies jeder Art große Sensation gemacht, und man hat
ihm, was viel ist, alle Gerechtigkeit widerfahren lassen.
(Aus
einem Brief der Herzogin Anna Amalia an Wieland vom 15. Juli 1796)
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