Samstag, 27. Oktober 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:
Richter ist ein so kompliziertes Wesen, dass ich mir die Zeit nicht nehmen kann; Ihnen meine Meinung über ihn zu sagen; Sie müssen und werden ihn sehen, und wir werden uns gern über ihn unterhalten. Hier scheint es ihm übrigens wie seinen Schriften zu gehen: man schätzt ihn bald zu hoch, bald zu tief, und niemand weiß das wunderliche Wesen recht anzufassen.
(Aus einem Brief von Goethe an Schiller vom 22. Juni 1796)


Denken Sie, Jean Paul Friedrich Richter ist seit vierzehn Tagen hier! ((in Weimar)) der beste Mensch, sanft, voll Geist, Witz, Einfällen, das beste Gemüt, und ganz in der reinen Welt lebend, wovon seine Bücher der Abdruck sind. Milde wie ein Kind und immer heiter. Sehen Sie, der ist ein echter Jünger der Weisheit. Wie war er gerührt und erfreut, als er hörte, dass Sie seine Schriften mit dieser Teilnehmung lesen! Vielleicht besucht er Sie einmal; künftiges Jahr, wenn Sie mögen. Er hat noch eine Mutter und einen Bruder von achtzehn Jahren und seinen Freund Otto; diese drei liebt er über alles. In Hof, anderthalb Tagreisen von hier, im Bayreuthisch-Preußischen, und also ihr Landmann, da wohnt er mit seinen drei Freunden, unabhängig, und lebt von seiner Schriftstellerei. In keine anderen Verhältnisse wünscht er nicht; er tauge nicht hinein, sagt er und hat auch recht. Einen unerschöpflichen Vorrat zu vielen Büchern hat er noch; er ist eine unversiegbare Quelle. Wir haben ihn herzlich lieb. Wenn er von dem Inhalt des Buches spricht, das er soeben schreibt, so wird sein Auge glänzend...
(Aus einem Brief von Karoline Herder an Johann Wilhelm Ludwig Gleim vom 24 Juni 1796)


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