Ramsenthaler liebte Jean Paul. In
seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne
Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel
von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein
Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus
Wunsiedel. Zum Beispiel:
„Jetzt
über die Momente des Enthusiasmus hinweggehoben, wird man mir glauben, wie
phantastisch mein Urteil klingen mag, dass Richter der reinste, heiligste,
gottähnlichste Mensch ist, der jemals gelebt hat. Könnten mehrere wie ich in
sein innerstes Leben eindringen, wie viel höher würde man ihn achten! Ich habe
Augenblicke, die, wo ich ihn still anschaue, wo ich vor seiner Seele kniend
liege. Ich fürchte nur den Tod, weil er mich auf ewig von ihm trennt, der
Gedanke, ihm nur so wenige Zeit anzugehören, ist schrecklich. Ich habe aber die
Freude, ihn recht gesund zu sehen. Alle Welt findet ihn stärker und frischer –
er ist auch ruhiger als in Berlin, sein Leben regelmäßiger. Um 6 Uhr stehen wir
auf, um 12 Uhr essen wir – spätestens um 10 gehen wir zu Bett. Aus Grundsatz
und Ökonomie gewöhnt der gute Mensch sich den Wein ab, das tut mir in der Seele
weh – trinkt nur Bier. Er ist in allem so kindlich und zugleich so fest – man
möchte sein Leben hingeben, wenn man ihn belohnen könnte.
(Aus
einem Brief von Karoline Richter an ihren Vater vom 4. Juli 1801)
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