Samstag, 24. November 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Jetzt über die Momente des Enthusiasmus hinweggehoben, wird man mir glauben, wie phantastisch mein Urteil klingen mag, dass Richter der reinste, heiligste, gottähnlichste Mensch ist, der jemals gelebt hat. Könnten mehrere wie ich in sein innerstes Leben eindringen, wie viel höher würde man ihn achten! Ich habe Augenblicke, die, wo ich ihn still anschaue, wo ich vor seiner Seele kniend liege. Ich fürchte nur den Tod, weil er mich auf ewig von ihm trennt, der Gedanke, ihm nur so wenige Zeit anzugehören, ist schrecklich. Ich habe aber die Freude, ihn recht gesund zu sehen. Alle Welt findet ihn stärker und frischer – er ist auch ruhiger als in Berlin, sein Leben regelmäßiger. Um 6 Uhr stehen wir auf, um 12 Uhr essen wir – spätestens um 10 gehen wir zu Bett. Aus Grundsatz und Ökonomie gewöhnt der gute Mensch sich den Wein ab, das tut mir in der Seele weh – trinkt nur Bier. Er ist in allem so kindlich und zugleich so fest – man möchte sein Leben hingeben, wenn man ihn belohnen könnte.

(Aus einem Brief von Karoline Richter an ihren Vater vom 4. Juli 1801)





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