Freitag, 16. November 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Als ich gerade nach Paris reisen wollte ((im Juni 1800)), sah ich in der Jägerstraße mit Jean Paul aus dem Fenster und sagte ihm: ‚Ich reise in ach Tagen; seit ich meiner Reise gewiss bin, werden mir alle die bekanntesten Gegenstände fremd, ich erkenne die Ecke drüben nicht mehr, sie ist mir wie die fremdeste Straße.’ Es war wahr. Er sagte ganz in sich gekehrt und beinahe mit Kopfschütteln: ‚Das ist eine große Phantasie! Sie haben eine große Phantasie!’ – ‚Wieso?’ fragte ich. Er schwieg aber, und ich auch, weil es von mir war. Ich verstand ihn nicht und verstehe auch nicht, was er meinte. Denn es war ja ein Unvermögen und ganz negativ. Meinte er, dass ich mich so los denken konnte und die neuen Gegenstände mir schon vorhielt?“
(Aus einem Brief von Rahel Levin an Varnhagen vom 9. November 1808)

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