Sonntag, 11. November 2012

Berichte über Jean Paul


Ramsenthaler liebte Jean Paul. In seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene  klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus Wunsiedel. Zum Beispiel:

„Jean Paul Richter, der berühmte Schriftsteller, den ich bei Herder kennen lernte, ist ein seltenes Genie. Sein Äußeres verspricht wenig: blasses Gesicht, kleine, trübe, zerflossene Augen, Blatternarben. Doch sein Witz ist brillant, seine Unterhaltung unübertrefflich, und sie besteht aus einem zusammenhängenden Strom witziger Einfälle. Er ist sehr gutmütig, leicht zu rühren. Als Herder eine edle Tat von irgendeinem großen Mann erzählte, konnte Richter die Tränen nicht zurückhalten. Sein Hauptcharakter ist mit einem Wort jene gutmütige Schwäche und Reizbarkeit, die den, der sie besitzt, für die menschliche Gesellschaft sehr umgänglich macht, ihn selbst aber vielen Irreleitungen aussetzt. Lies seine Hundsposttage und seine Palingenesien, da kannst Du ihn kennen lernen.“
(Aus einem Brief von Gotthilf Heinrich Schubert an seine Schwester, Ende 1798)





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