Ramsenthaler liebte Jean Paul. In
seinem Zimmer hing einer seiner Aphorismen:
„Wer nicht Mut hat, auf seine eigne
Art närrisch zu sein, hat ihn auch schwerlich, auf seine eigene klug zu sein.“
Vermutlich hat er nicht einmal viel
von ihm gelesen, aber sehr viel über ihn. In seinem Nachlass befindet sich ein
Heft mit vielen Berichten seiner Zeitgenossen über diesen kauzigen Dichter aus
Wunsiedel. Zum Beispiel:
„Jean
Paul Richter, der berühmte Schriftsteller, den ich bei Herder kennen lernte,
ist ein seltenes Genie. Sein Äußeres verspricht wenig: blasses Gesicht, kleine,
trübe, zerflossene Augen, Blatternarben. Doch sein Witz ist brillant, seine
Unterhaltung unübertrefflich, und sie besteht aus einem zusammenhängenden Strom
witziger Einfälle. Er ist sehr gutmütig, leicht zu rühren. Als Herder eine edle
Tat von irgendeinem großen Mann erzählte, konnte Richter die Tränen nicht
zurückhalten. Sein Hauptcharakter ist mit einem Wort jene gutmütige Schwäche
und Reizbarkeit, die den, der sie besitzt, für die menschliche Gesellschaft
sehr umgänglich macht, ihn selbst aber vielen Irreleitungen aussetzt. Lies
seine Hundsposttage und seine Palingenesien, da kannst Du ihn kennen lernen.“
(Aus
einem Brief von Gotthilf Heinrich Schubert an seine Schwester, Ende 1798)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen